Der Lehrstuhl „Production Engineering of E-Mobility Components“ (PEM) der RWTH Aachen hat die Straßenzulassung für einen brennstoffzellenbetriebenen Elektro-Lkw erhalten. Das Fahrzeug ist Teil des vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr mit rund 17 Millionen Euro geförderten Forschungsprojekts „SeLv“. Ziel des Projekts ist die Entwicklung eines modularen Baukastensystems für Antriebsstränge schwerer Nutzfahrzeuge.
Baukastenprinzip für Elektro- und Brennstoffzellen-Lkw
Das modulare Antriebskonzept des Prototypen kombiniert das Batterie- und Brennstoffzellensystem mit einer elektrischen Antriebseinheit. Die Konfiguration kann je nach Einsatzbedarf angepasst werden. Der Lkw wurde vor der Zulassung umfangreichen Tests unterzogen, unter anderem zur Leistungsfähigkeit, Bremswirkung, elektromagnetischen Verträglichkeit und zum Anfahrverhalten an Steigungen.
„Die Einzelbetriebserlaubnis zeigt, dass sich innovative Ansätze in kurzer Zeit vom Forschungsprototypen zur Praxistauglichkeit und schließlich auch zur Serienreife bringen lassen“, sagt PEM-Leiter Professor Achim Kampker.
Vom 25. bis 28. September soll der Lkw auf der Nutzfahrzeugmesse NUFAM in Karlsruhe präsentiert werden. Das PEM-Team will das Fahrzeug auf eigener Achse zur Messe bringen. Im Anschluss sind umfangreiche Testfahrten im öffentlichen Straßenverkehr geplant. Dabei soll der Truck auch mehreren Industrieunternehmen vorgestellt werden.
Der Lkw soll bei diesen Vorführungen einen Container mitführen, der Exponate aus verschiedenen Forschungsbereichen des PEM-Lehrstuhls enthält. Dazu zählen Entwicklungen zur Herstellung, Prüfung und zum Recycling von Batteriesystemen, Elektromotoren und Wasserstofftechnologien sowie deren Integration in schwere Nutzfahrzeuge.
Laut dem Umweltbundesamt entfallen rund 35 Prozent der Treibhausgasemissionen des Verkehrssektors auf schwere Nutzfahrzeuge. Kampker betont: „Beim hohen Energiebedarf schwerer Lkw lassen sich die technologischen Vorteile der Brennstoffzelle ausnutzen – vor allem die hohe Reichweite und die ebenfalls hohen möglichen Nutzlasten.“ Bei welchen Anwendungen Brennstoffzellenfahrzeuge konkret Vorteile gegenüber batterieelektrischen Lkw haben, hat die RWTH Aachen ebenfalls untersucht.