Manchmal planen wir unsere Titelthemen lange im Voraus. Und manchmal finden sie uns einfach – so war es diesmal. Autorennen mit Brennstoffzellen und Wasserstoffmotoren sollen die technische Entwicklung beschleunigen und zugleich das Thema interessanter machen – und sie häufen sich in diesem Sommer und Herbst. Wenn eine große Organisation wie die Fédération Internationale de l’Automobile, kurz FIA, dahintersteht, sorgt das für Schubkraft. Aufmerksamkeit, Geld und der Ehrgeiz hochklassiger Entwicklungsteams fließen dann in die Wasserstofftechnologie. Die Formula Student Austria versteht sich hingegen vor allem als Konstruktionswettbewerb für junge Ingenieure. Dort waren erstmals zwei Wasserstofffahrzeuge am Start. Und in Chemnitz ließen Jugendliche beim Wasserstoff-Grand-Prix Modellautos gegeneinander antreten. Die Brennstoffzelle ermöglicht es, Elektromotoren mit ihrem hohen Drehmoment zu nutzen, ohne sich mit den Grenzen der Batteriekapazität herumschlagen zu müssen. Sicher wird sich hier Einiges tun in den nächsten Jahren.
Doch der Motorsport alleine wird die Technologie nicht zum Durchbruch bringen. Die Batteriebranche schläft nicht, ihre Reichweiten und Leistungen steigen stetig. Automotive-Zulieferer, Stack- und Fahrzeughersteller machen sehr deutlich: Auf Brennstoffzellen im Pkw wollen sie nicht mehr wetten und auch bei kleineren Nutzfahrzeugen ist man sehr vorsichtig.
Sicher hat die Brennstoffzelle einige Vorteile: Schnelles Tanken, Unabhängigkeit von ausgelasteten Stromnetzen, größere Reichweiten – bisher. Wer sich in „seine“ Technologie mit ihren Vorteilen vertieft, kann schnell Innovationen bei Wettbewerbern übersehen. Ende der 2000er Jahre waren sich Anbieter von Solarthermischen Kraftwerken sehr sicher, dass die Photovoltaik sie bei Kosten und Speicherfähigkeit nie einholen könnte. Man lachte über Hinweise auf die steile Lernkurve der Konkurrenztechnologie – bis diese das Rennen machte.
Auch heute entstehen noch neue Solarthermische Kraftwerke. Und ja, es ist unter anderem die Speicherbarkeit, die für sie spricht. Die Nummer 1 für die Solarstromproduktion ist sie nicht geworden – aber sie hat eine Nische gefunden, in der sie ihre Vorzüge ausspielen kann.
Wo kann die Brennstoffzelle zeigen, was sie kann? Einige Hersteller machen sich auf die Suche nach neuen Anwendungen: hohe Leistungen und lange Strecken im Automotive-Bereich, stromliefernde Containerlösungen, Back-up-Systeme. Sowohl beim Skalieren der Systeme als auch der Fabriken gab es große Fortschritte in den letzten Jahren. Und angesichts des steigenden Energiehungers und der wachsenden Bedeutung von Resilienz und Sicherheit wird sich noch die eine oder andere breitere Anwendung auftun.
Eva Augsten
Chefredakteurin