Deutschland ist als Abnehmer für grünen Wasserstoff „made in Oman“ fest eingeplant. Oman setzen dabei auf ein partnerschaftliches Vorgehen (siehe HZwei 1/2024). Derzeit steht die gemeinsame Entwicklung von Technologien zur Gewinnung sowie zum Transport von grünem Wasserstoff im Mittelpunkt. Mithilfe internationaler Allianzen und einer gemeinsam betriebenen Infrastruktur will der Oman unabhängig von seinen schwindenden Öl- und Gasreserven werden.
Die Produktion von grünem Wasserstoff soll bis 2030 auf rund 1 bis 1,5 Mio. Tonnen pro Jahr (MTPA) und bis 2050 auf bis zu 8,5 MTPA steigen. Mit diesen Zielen liegt Oman in Nordafrika und im Nahen Osten (MENA) auf dem zweiten Platz hinter den Vereinigten Arabischen Emiraten. Die geschätzten Investitionen dafür liegen bei rund 150 Mrd. US-$. Ab 2030 sollen erste Schiffe flüssigen Wasserstoff nach Amsterdam liefern. Eine entsprechende Vereinbarung trafen die Vertragspartner während der UN-Klimakonferenz COP28 in Dubai im Dezember 2023. Ihr Ziel ist eine kommerzielle Flüssigwasserstoffroute. Mitte April 2025 unterzeichnete der Sultan von Oman in den Niederlanden eine Entwicklungsvereinbarung, um flüssigen Wasserstoff über Amsterdam nach Europa und konkret bis nach Duisburg zu bringen.
Konsortien zur Wasserstoff-Herstellung gesucht Im Oman stehen rund 50.000 Quadratkilometer Land in drei Zonen für grüne Wasserstoffprojekte zur Verfügung. „Die Projekte werden auktionsmäßig von Hydrom, dem Orchestrator der Wasserstoffentwicklung im Oman, an Konsortien vergeben“, erklärt Sousann El-Faksch, Büroleiterin der deutschen Auslandshandelskammer (AHK) in Maskat. Hydrom ist eine staatliche Organisation, die eigens für diesen Zweck 2022 gegründet wurde. Die Zusammensetzung der Konsortien ist festgelegt und deckt die Wertschöpfungskette ab.
• Ein Projektentwickler ist für die Planung, Entwicklung und Umsetzung des gesamten Projekts verantwortlich, einschließlich der Errichtung der Infrastruktur wie Solar- und Windkraftanlagen sowie der Wasserstoffproduktionsanlagen.
• Es muss ein Technologieanbieter beteiligt sein, der beispielsweise Elektrolyseure liefert.
• Hinzu kommen ein Offtaker, der den Wasserstoff nutzt, und ein Weiterverarbeiter, der mit dem Wasserstoff Produkte wie grünen Stahl, Methanol oder Ammoniak für den Export herstellt.
Hydrom plant und koordiniert die dafür notwendige Infrastruktur, wie Stromübertragungsnetze, Wasser- und Wasserstoffpipelines sowie Entsalzungsanlagen. Gegen Gebühren können die Projektpartner darauf zurückgreifen, erklärt El-Faksch.
Ende April 2025 hat die dritte Auktion für das zu vergebende Land begonnen. Gebote abgeben können sowohl Wasserstoffproduzenten als auch Firmen aus nachgelagerten Industrien, wie Herstellern von grünem Stahl oder Düngemitteln. Die Vergabe der Projekte wird zwischen dem vierten Quartal 2025 und dem ersten Quartal 2026 erwartet.
Große Ambitionen und gute Voraussetzungen Das sind Anzeichen dafür, dass Oman ernsthaft zu einem Vorreiterstaat in Sachen grüner Wasserstoff am Golf werden will.
Auch Experten der Internationalen Energieagentur (IEA) und der Stiftung für Wissenschaft und Politik sehen ideale Voraussetzungen für die Wasserstoffpläne Omans. Allein die Hauptküste des Festlandes ist mehr als 2.000 km lang. Dort gibt es Anlagen zum Entsalzen von Meerwasser, der Wind weht rund um die Uhr und die Sonne scheint mindestens acht Stunden täglich, in manchen Gegenden mehr als zehn Stunden. Oman pflegt zudem bereits gute Kontakte nach Deutschland und gilt auch in der Golfregion als neutraler Vermittler.
„Oman selbst ist sehr stabil – sowohl hinsichtlich der Handelsbeziehungen als auch innenpolitisch und in Bezug auf seine Nachbarn. Der Jemen-Konflikt und andere regionale Auseinandersetzungen werden dank des diplomatischen Geschicks und der Grenzsicherung Omans nicht auf das Land übergreifen“, sagt Dr. Dawud Ansari. Er arbeitet für die Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) in Berlin und ist zugleich Präsident des Majan Council for Foresight, Strategic Affairs and Energy (ehemals Majan Centre for Renewable Energy and Energy Efficiency, MCREEE) mit Sitz im Oman. Dieser Think Tank hat sich zum Ziel gesetzt, als unabhängige, privat finanzierte Forschungseinrichtung die Rolle lokaler Expertise auszubauen.
Omans Energieminister Salim Al Aufi hat in Deutschland entsprechende Absichtserklärungen zur Zusammenarbeit (MoU) unterzeichnet, um den Markt für grünen Wasserstoff zu erschließen. Bei einem Investorentag in der omanischen Hauptstadt Muscat betonte er die Ernsthaftigkeit seiner Pläne, den deutschen Markt über die Häfen von Amsterdam und Rotterdam zu erreichen.
Unter den angereisten Investoren waren viele deutsche Firmenvertreter wie Konstantin von Oldenburg, Managing Director bei VNG. Das in Leipzig ansässige Unternehmen sieht sich als zukünftiger Großhändler sowie Versorger für Wasserstoff und will nach eigenen Worten die Marktentwicklung mitgestalten. Dazu unterzeichnete es Memorandum of Understanding (MoU) zum Aufbau einer deutsch-omanischen Lieferkette für grünen Wasserstoff und Ammoniak. Ein weiterer Schritt in der Energiepartnerschaft beider Länder ist eine Vereinbarung über den Kauf und Verkauf von verflüssigtem Erdgas (LNG) zwischen Oman LNG und Securing Energy for Europe (SEFE) Company. Der Liefervertrag umfasst jährlich 0,4 Millionen Tonnen Flüssiggas (Liquefied Natural Gas – LNG) im Zeitraum zwischen 2026 und 2029.
Es fehlt die Nachfrage Trotz dieser Vereinbarungen sehen Experten die mangelnde Nachfrage als kritischen Punkt. Es gebe zwar erste Abnahmeverträge mit Ländern wie Korea und Japan, doch das konkrete Interesse aus Europa bliebe bisher oft aus, auch aufgrund fehlender politischer Rückendeckung. „Für deutsche Wasserstoffabnehmer bietet sich hier aber eine bemerkenswerte Gelegenheit: Ein Land, das regelrecht darauf wartet, Wasserstoff zu exportieren, sucht derzeit nach Abnehmern in Projektkonsortien“, betont Dawud Ansari, der als Wissenschaftler für die Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin und im Oman für das Majan Council für Zukunftsforschung arbeitet. Ansari bescheinigt Oman eine in der Region besondere institutionelle Ernsthaftigkeit bei seinen Wasserstoffplänen.
„Ursprünglich haben sich die Omaner die Situation ähnlich vorgestellt wie bei der Öl- und Gasproduktion: Rohstoffe werden angeboten und gekauft. Doch beim Wasserstoff muss zunächst eine komplette Produktions- und Wertschöpfungskette entwickelt und aufgebaut werden“, sagt Dr. Guido Hora, zuständig für Business Development und Strategie beim Fraunhofer-Institut für Schicht- und Oberflächentechnik IST in Braunschweig. Er begleitet auf der Forscherseite die Salzgitter AG, die die für ihr Programm „Salcos“ zur CO2-armen Stahlproduktion auf den Import von grünem Wasserstoff mittelfristig angewiesen sein wird – und sieht dafür große Chancen in Oman.
Fraunhofer IST bietet unternehmensnahe Schulungen und Weiterbildungen für Fachkräfte in Oman an. Dabei hilft auch die German University of Technology (GUtech), gegründet 2007 mit der RWTH Aachen. Sie ist die einzige deutsche Universität auf der Arabischen Halbinsel. Das Masterstudium (MSc) Wasserstoffwirtschaft und -technologie ist auf auf Fachleute aus dem Öl- und Gassektor zugeschnitten. „Der Studiengang wurde in enger Zusammenarbeit mit führenden deutschen Universitäten wie Ingolstadt und der RWTH Aachen entwickelt, um sicherzustellen, dass er die neuesten Fortschritte und besten Praktiken auf diesem Gebiet widerspiegelt“, sagt der zuständige Dekan Prof. Dr. Osman Bargouth.
H2Global hilft beim Marktaufbau Abdulaziz Al Shidani, Manager der staatlichen Wasserstoff-Organisation Hydrom, sieht vielfältige Rollen für Unternehmen aus Deutschland: „Sie können Projektentwickler, Finanzpartner, Anbieter von notwendiger Ausstattung und Material, sowie potentielle industrielle Abnehmer sein.“ Dafür sind gemeinsame Standards und Zertifizierungssysteme innerhalb der Wasserstoffwirtschaft wichtig. Ebenso müssen nachhaltig wirksame, wirtschaftliche Geschäftsmodelle entwickelt werden. Eine Möglichkeit bietet die Stiftung H2Global an.
Pauline Raabe, Sprecherin der Stiftung mit Sitz in Hamburg, erklärt: „H2Global hilft, Herausforderungen des noch nicht existierenden Marktes für sauberen Wasserstoff und seinen Derivaten zu überwinden. Ein Intermediär, eine Zwischenstelle, führt Auktionen jeweils auf der Produktions- und Abnahmeseite durch, die immer zu einem Vertrag mit dem Meistbietenden führen. Auf diese Weise soll sowohl Investitionssicherheit für den Produzenten geschaffen als auch die lang erwartete Preissignale auf der Abnahmeseite ausgelöst werden. Die Differenzkosten zwischen dem Produktionspreis und dem Verkaufspreis werden durch einen Mittelgeber, meistens Regierungen, ausgeglichen.“ Das Ziel: Die Produktion läuft an und die Preissignale unterstützen die Entstehung des Wasserstoff-Marktes.
„Die omanische Regierung hat Interesse bekundet, sich dieses Instruments zu bedienen, um den Markt für sauberen Wasserstoff schneller wachsen zu lassen“, sagt Raabe, die bei der Stiftung für die Region Naher und Mittlerer Osten zuständig ist.
Deutsche Firmen wollen Technologie liefern Für deutsche Firmen bietet die grüne Wasserstoff-Industrie in Oman einen neuen Exportmarkt. Siemens Energy will laut dem Thinktank Majan Council seine Produktionskapazitäten für Elektrolyseurmodule deutlich erhöhen, um diese nach Oman liefern zu können. Bosch bringt sich als Lieferant für PEM-Elektrolyse-Stacks ins Spiel. Und auch Thyssenkrupp Nucera hat bereits seine Absicht erklärt, Technologie nach Oman verkaufen. Hilfe erhalten sie dabei auch von der deutschen Regierung. Diese sichert im Rahmen ihrer 2023 beschlossenen Klimastrategie solche Geschäfte nämlich über eine sogenannte Hermesbürgschaft ab. So müssen die deutschen Lieferanten nicht mit Zahlungsausfällen rechnen. 

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Eckdaten Oman
Oman ist mit 309.500 km2 Fläche etwa so groß wie Italien, hat allerdings nur 5,5 Millionen Einwohner. Selbst die Küste ist vergleichsweise dünn besiedelt. Öl und Gas sind bisher die Haupteinnahmequellen des Landes, doch die Reserven schwinden. Mit einer jährlichen Solarstrahlung von 2.000 bis 2.200 kWh/m2 ist es ideal für die Nutzung der Sonnenenergie geeignet. Es liegt zudem an der Straße von Hormus, einer wichtigen Handelsroute und hat mit Sohar im Norden, Duqm in der Mitte der Küstenlinie und Salalah kurz vor der jemenitischen Grenze drei für den Export von Energierohstoffen geeignete Häfen. Mit bis zu 3,75 Megatonnen Wasserstoff bis 2030 und bis zu 8,5 Mt bis 2050 hat es den Zahlen nach die zweitehrgeizigsten Wasserstoff-Pläne in der MENA-Region nach den Vereinigten Arabischen Emiraten, allerdings mit besonders ambitionierter Umsetzung. Die Außenhandelskammer (AHK) Oman unterhält ein Delegiertenbüro der Deutschen Wirtschaft in Omans Hauptstadt Muscat. Dort geben Sousann El-Faksch und Dr. Ruth Prelicz (ruth.prelicz@ahkoman.com) von
H2 Diplo Auskunft zum Thema grüner Wasserstoff.

Jindal?

Hydrom
Weitere Informationen
 vae.ahk.de/laender/oman