Springe zum Hauptinhalt Skip to main navigation Skip to site search
Nach dem Koalitionsvertrag

VDI und DVGW fordern schnellen Wasserstoffhochlauf und Maßnahmen von neuer Bundesregierung

„In erster Linie liegt das an fehlendem Pragmatismus und einer Überregulierung beim Einsatz von Wasserstoff", kritisiert VDI-Direktor Adrian Willig die bisherigen Fortschritte. Prof. Michael Sterner, VDI-Wasserstoffexperte und Mitglied im Nationalen Wasserstoffrat, ergänzt: „Die Champagnerdiskussion rund um den Einsatz von Wasserstoff führt nicht ins Klimaziel. Wenn wir weiterhin die Hürden so hoch stecken, dass keiner springt, kommen wir nicht voran."

Henne-Ei-Problem bei Wasserstoffinvestitionen

Beide Verbände identifizieren ein grundlegendes Dilemma: Sowohl potenzielle Erzeuger als auch Anwender von grünem Wasserstoff stehen vor erheblichen Abnahme- und Versorgungsrisiken sowie hohen Erlösrisiken. Der VDI hat daher zwei Maßnahmenpakete entwickelt, die sowohl die Erzeugung von grünem Wasserstoff fördern als auch die industrielle Nachfrage stärken sollen.

Prof. Dr. Gerald Linke, Vorstandsvorsitzender des DVGW, betont die Bedeutung von Wasserstoff für die Klimaneutralität im Energiesektor: „Entscheidend ist es, die Klimaneutralität und Defossilisierung im Energiesektor zu erreichen und den dafür unverzichtbaren Wasserstoffhochlauf zu forcieren."

Wasserstoff-Infrastruktur: 50 Milliarden Euro aus Sondervermögen

Der DVGW schlägt vor, aus dem von der neuen Bundesregierung geplanten Sondervermögen von 500 Milliarden Euro rund 50 Milliarden Euro für die Wasserstoff-Infrastruktur zu verwenden. Diese Summe setzt sich nach DVGW-Einschätzung wie folgt zusammen: 20 Milliarden Euro für H2-Ready-Kraftwerke, 15 Milliarden Euro für H2-Speicher, fünf Milliarden Euro für die Verteilnetze und zehn Milliarden Euro für weitere netzverstärkende Maßnahmen.

„Dieser im Verhältnis geringe Anteil an einem insgesamt enormen Investitionsumfang muss für die Politik ein starker Anreiz sein, den Kohlendioxid-Ausstoß in unserem Land zu reduzieren, indem sie konsequent auf Wasserstoff setzt", so Linke.

Koalitionsvertrag: Positive Ansätze, aber zu wenig Konkretes

Beide Verbände begrüßen grundsätzlich das Bekenntnis zum Wasserstoff im Koalitionsvertrag, kritisieren jedoch die vagen Formulierungen. Während der Koalitionsvertrag von „klimafreundlichem Wasserstoff aus verschiedenen Quellen" spricht und „pragmatische" Regeln fordert, bleiben konkrete Fördermechanismen und Finanzierungszusagen unklar.

Der DVGW lobt die Pläne für den Erhalt der Gasnetze und die Abschaffung des Gebäudeenergiegesetzes in seiner bisherigen Form. Positiv bewertet der Verband auch die Regierungspläne, den bedarfsgerechten Erhalt, Um- und Ausbau der Gasinfrastruktur in den Mittelpunkt der Energiepolitik zu stellen und Wasserstoff-Speicher auszubauen.

Grüner Wasserstoff: Schlüssel zur Defossilisierung

Nach Einschätzung beider Verbände ist grüner Wasserstoff ein Schlüssel zur Defossilisierung der Industrie. Besonders für schwer elektrifizierbare Prozesse in der Luft- und Schifffahrt sowie im Schwerlastverkehr werden Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe als klimaneutrale Alternative benötigt. Auch für die saisonale Speicherung erneuerbarer Energien sei Wasserstoff unerlässlich.

Aktuell stammen laut Energieversorgungsunternehmen nur rund fünf Prozent des in Deutschland produzierten Wasserstoffs aus erneuerbaren Quellen. Der VDI fordert daher wettbewerbsfähige Preise und Planungssicherheit für industrielle Unternehmen. „Preis- und Abnahmegarantien helfen dem Hochlauf. Nur wenn Unternehmen verlässlich mit Wasserstoff planen können, investieren sie in die nötige Infrastruktur und Technologien", erklärt Sterner.

Schnelle Umsetzung gefordert

Beide Verbände drängen auf eine zügige Umsetzung ihrer Vorschläge. Der DVGW fordert, den Bundeshaushalt 2025 noch vor der Sommerpause zu verabschieden, „um wichtige und dringende Investitionen in die Energiewende und den Hochlauf Neuer Gase zeitnah realisieren zu können." Der VDI appelliert: