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Schwerlast-Mobilität

RWTH Aachen: Wasserstoff-Truck erreicht 474 kW Spitzenleistung

Der Lehrstuhl „Production Engineering of E-Mobility Components“ (PEM) der RWTH Aachen hat seinen wasserstoffbetriebenen Lkw im Rahmen des Forschungsprojekts „SeLv“ mehreren technischen Prüfungen unterzogen. Das Ziel ist, eine Einzelbetriebserlaubnis (EBE) für den Prototyp zu erlangen.

Leistungstests auf Allrad-Rollenprüfstand

Auf dem Allrad-Rollenprüfstand der DLG TestService GmbH in Groß-Umstadt erreichte das Fahrzeug eine Dauerleistung von 385 Kilowatt über 30 Minuten. Die Spitzenleistung lag bei 474 Kilowatt. Diese Werte wurden gemäß der UN-Regelung Nr. 85 ermittelt. Laut PEM-Team könnte die Leistung im späteren Betrieb aus wirtschaftlichen Gründen auf etwa 410 Kilowatt begrenzt werden. Zum Vergleich: Das Basisfahrzeug Ford F-Max verfügt über eine Motorleistung von 367 Kilowatt.

„Durch die Tests mit kontrollierten Umgebungsbedingungen und verschiedenen Lastzuständen bis hin zur Leistungsgrenze haben wir wertvolle Messdaten gewonnen, mit denen wir das System weiter validieren können“, sagt PEM-Leiter Professor Achim Kampker. Die Daten gelten als vorläufig und werden derzeit ausgewertet.

Weitere Prüfungen zur Zulassung

Für die EBE durchlief der Truck auch eine Prüfung der Dauerbremse nach UN-Regelung Nr. 13. Dabei wurde bestätigt, dass die E-Truck-Komponenten den Richtlinien entsprechen. Auch das Thermomanagementsystem zeigte bei 40 Grad Celsius Umgebungstemperatur die erwartete Leistung.

Zuvor hatte das Fahrzeug beim Unternehmen Akkodis in Waiblingen die Prüfung zur elektromagnetischen Verträglichkeit (EMV) nach UN-Regelung Nr. 10 bestanden. Diese stellt sicher, dass elektronische Systeme im Fahrzeug keine gegenseitigen Störungen verursachen.

Berganfahrtest mit 40 Tonnen

Auf dem Testgelände des Aldenhoven Testing Center absolvierte der Truck einen weiteren Test: Mit einem Gesamtgewicht von über 40 Tonnen bewältigte er fünfmal eine Steigung von zwölf Prozent in weniger als fünf Minuten. Damit erfüllt das Fahrzeug die Anforderungen der EU-Durchführungsverordnung 2021/535.

Hintergrund: PEM und das Projekt SeLv

Der Lehrstuhl PEM wurde 2014 von Professor Achim Kampker gegründet. Er ist auf die Entwicklung, Herstellung und Integration von Komponenten für Elektromobilität und Wasserstofftechnologien spezialisiert. Das Projekt SeLv wird vom Bundesverkehrsministerium gefördert. Es zielt auf die Entwicklung eines schweren Nutzfahrzeugs mit Brennstoffzellenantrieb.

Derzeit arbeiten am Lehrstuhl 78 Forscher, 29 nichtwissenschaftliche Mitarbeiter und rund 120 studentische Hilfskräfte. Die Forschungseinrichtungen befinden sich unter anderem im deutsch-niederländischen Gewerbepark Avantis und auf dem RWTH Aachen Campus.

Die Tests des SeLv-Trucks markieren einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur Straßenzulassung und liefern laut Projektverantwortlichem Fabian Schmitt entscheidende Erkenntnisse: „Ein isolierter Test auf einem klassischen Antriebsprüfstand hätte keine Erkenntnisse zum Systemverhalten hervorgebracht. Die jetzt ermittelten Werte entsprechen dem, was wir angestrebt haben.“

Der Lehrstuhl „Production Engineering of E-Mobility Components“ (PEM) der RWTH Aachen entwickelt und testet Wasserstofftechnologien für den Einsatz in schweren Nutzfahrzeugen. Die Forschung erfolgt in mehreren Clustern, die auf dem RWTH Aachen Campus sowie im deutsch-niederländischen Gewerbepark Avantis angesiedelt sind. Der Lehrstuhl wurde 2014 von Professor Achim Kampker gegründet, einem der Mitentwickler des StreetScooter. Kampker bringt neben wissenschaftlicher Expertise auch Erfahrung aus dem Management von Start-ups und etablierten Unternehmen ein. Die Forschungsteams sind in nationale und internationale Projekte eingebunden und kooperieren mit Industriepartnern.

Ein Ziel des Lehrstuhls ist es, durch die enge Verzahnung von Forschung und Anwendung Unternehmensausgründungen und neue Mobilitätsprodukte zu ermöglichen. Dabei werden auch Synergien zwischen den verschiedenen Clustern genutzt.