Die Fernleitungsnetzbetreiber Gascade Gastransport aus Deutschland und National Gas aus Großbritannien haben eine Absichtserklärung für den Bau einer Offshore-Wasserstoff-Pipeline zwischen beiden Ländern unterzeichnet. Der geplante Wasserstoff-Korridor soll durch die Nordsee verlaufen und auch Windparks anbinden. Die Pipeline soll bidirektionale Transportkapazitäten bereitstellen und damit beiden Märkten mehr Flexibilität und Versorgungssicherheit bieten, indem es die Ökoenergie-Ressourcen Großbritanniens und die künftigen Wasserstoff-Speicher und -Verbraucher in Deutschland verbindet.
Beide Unternehmen streben für das Projekt den Status eines Projekts von gemeinsamem Interesse (PCI) oder eines Projekts von gegenseitigem Interesse (PMI) an. Zudem planen sie, das Vorhaben in den Ten-Year Network Development Plan (TYNDP) 2026 der Europäischen Union aufzunehmen.
Das Projekt baut auf einer Machbarkeitsstudie auf, die von Arup, Adelphi und der Deutschen Energie-Agentur (Dena) im Rahmen der deutsch-britischen Wasserstoff-Partnerschaft durchgeführt wurde. Die Studie bestätigte die Machbarkeit eines solchen Korridors zur Beschleunigung eines grenzüberschreitenden Wasserstoff-Marktes.
Der UK-Germany Hydrogen Corridor soll aus zwei Offshore-Pipeline-Abschnitten bestehen. Der erste Teil beginnt auf dem britischen Festland und wird an den zweiten Abschnitt angeschlossen – das AquaDuctus-Pipeline-Projekt von Gascade, das eine Verbindung zum deutschen Festland herstellt.
In Deutschland drängt unterdessen Firmen und Verbände aus der Energiewirtschaft darauf, mehr Offshore-Windparks von Anfang an auch mit einer Wasserstoffleitung auszustatten. Laut der Initiative „Wasserstoffachter“ kollidiert der Zeitplan des Flächenentwicklungsplans (FEP) mit den im Koalitionsvertrag vorgesehenen Änderungen des Windenergie-auf-See-Gesetzes. Der FEP sieht bislang in den Zonen 4 und 5 der deutschen Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) eine rein strombasierte Offshore-Netzanbindung vor, während laut Koalitionsvertrag ein Teil der Offshore-Windenergie per Pipeline als Wasserstoff über das H2-Kernnetz an Land transportiert werden soll. Letzteres soll die Kosten senken. Werde die Flächenplanung ohne die Option auf einen kombinierten Transport von Strom und Wasserstoff weitergeführt, würden laut den Verbänden „rechtliche Unsicherheiten und ein erheblicher planerischer Mehraufwand mit milliardenschweren Folgekosten bis hin zu möglichen Schadensersatzforderungen“ drohen. Der Flächenentwicklungsplan, der turnusmäßig im Jahr 2026 in die weitere Konsultationsphase geht, müsse daher zwingend technologieoffen gestaltet werden, so die Forderung der Verbände.
Zu den Unterzeichnern des Positionspapiers gehören neben dem Initiator AquaVentus die Verbände BEE, BDEW, BWO, DWV, DVGW, FNB Gas sowie die Agenturen EEHH, EESH, Energieküste SH, HYPOS, WAB, der Verband VDMA und die IG Metall (Bezirk Küste). Der „Wasserstoffachter“ wurde 2021 mit acht Mitgliedern gegründet und setzt sich für eine verstärkte Integration von Offshore-Elektrolyse in die maritime Flächenentwicklungsplanung ein.