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Verfahrenstechnik

Wasserstoff aus Holzresten: Innovative Produktionsanlage in Lüneburg geplant

„AblaPyro kombiniert bewährte Verfahren, wie die thermochemische Gaserzeugung und Dampfreformation zu einem innovativen Gesamtprozess“, erklärt Helge Kutzner auf einer öffentlichen Veranstaltung der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW) zur Energiewende.

Der Verfahrensingenieur hat das Forschungsprojekt für das Lüneburger Ingenieurbüro Bioenergy Concept geleitet. Eine nach diesem Prinzip geplante Anlage soll Wasserstoff mit variabler Reinheit zwischen 98% und 99,97% produzieren und in der Region wesentlich zu einem klimaneutralen Schwerlastverkehr beitragen.

Zum Konsortium gehören außer Bioenergy Concept GmbH wissenschaftliche Partner wie das Institut für angewandte Stoffstrommanagement (IfaS) der Universität Trier und dem Competence Center für Erneuerbare Energien (CC4E) der HAW. Die Bockelmann Holz GmbH soll als regionaler Zulieferer für Biomasse fungieren, von der pro Jahr etwa 22.500 Tonnen benötigt werden. 

Die verwendete Biomasse besteht aus Holzreststoffen, die „den strengen Anforderungen der Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED III) und der 38. Bundesimmissionsschutzverordnung entsprechen“, sagt Kutzner. Das seien zum Beispiel Sägespäne und andere Abfälle der holzverarbeitenden Industrie, die weder im Bau noch in der Tischlerei genutzt werden können. Auch der Rückschnitt des sogenannten Straßenbegleitgrüns gehört dazu sowie Kalamitätsholz, also Holz, das vom Borkenkäfer zerfressen wurde.

Wertschöpfung im eigenen Land

„Der Einsatz regenerativer, lokaler Kohlenstoffquellen reduziert nicht nur Treibhausgase, sondern ist auch ökonomisch sinnvoll, weil es die Wertschöpfung im Land hält, der Industrie nachhaltige Grundstoffe zur Verfügung stellt und die Planungssicherheit beim Wasserstoffhochlauf unterstützt“, erklärt Kutzner, der mit seinem Start-up Bionon als Teil des Konsortiums die Umsetzung des Vorhabens auf Basis der wirtschaftlichen und technischen Ergebnisse vorantreibt. Ein Vorteil gegenüber der Elektrolyse zur Produktion von grünem Wasserstoff sei, dass die Produktionsanlage nicht auf die Verfügbarkeit von erneuerbarem Strom angewiesen ist und somit auch bei „Dunkelflaute“ kontinuierlich klimaneutralen Wasserstoff produzieren kann.

Die Investitionssumme beträgt rund 60 Millionen Euro. Die Projektpartner rechnen mit Wasserstoffgestehungskosten zwischen sieben und neun Euro pro Kilogramm, abhängig von der gewünschten Reinheit. Für Abnehmer aus dem Mobilitätssektor könnte der Preis durch Erlöse aus der Treibhausgasquote (THG-Quote) auf etwa fünf Euro pro Kilogramm sinken, was „schon heute wettbewerbsfähig gegenüber dem Preis für Diesel“ sei, so Kutzner.

Als Nebenprodukt entstehen jährlich etwa 15.000 Tonnen klimaneutrales CO₂, das mit einer Reinheit von bis zu 99,9% als Industrierohstoff vermarktet werden soll und damit ansonsten aus fossilen Quellen stammendes CO2 ersetzt. Weil das im Prozess entstehende Kohlendioxid aus biogenen Quellen stammt, gilt es als klimaneutral. Die finale Investitionsentscheidung solle möglichst noch in diesem Jahr fallen, sagt Kutzner. Gefolgt von Genehmigungsverfahren und Bau in den Jahren 2026 und 2027, könnte die Produktion dann ab 2028 starten.

Als Herausforderungen nennt Kutzner die hohen Investitionskosten eines "First-mover"-Vorhabens, die fehlende Wasserstoffinfrastruktur sowie Unsicherheiten bei der Entwicklung der THG-Quoten, die einen entscheidenden Beitrag zur Wirtschaftlichkeit bedeuten würden.

Wasserstoffproduktion aus biogenen Reststoffen: Anlagenlayout der AblaPyro

Bioenergy Concept GmbH

Wasserstoffproduktion aus biogenen Reststoffen: Anlagenlayout der AblaPyro