In einem Positionspapier weist der „Wasserstoffachter" darauf hin, dass der Zeitplan des Flächenentwicklungsplans (FEP) mit den im Koalitionsvertrag vorgesehenen Änderungen des Windenergie-auf-See-Gesetzes kollidiert. Der FEP sieht bislang in den Zonen 4 und 5 der deutschen Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) eine rein strombasierte Offshore-Netzanbindung vor. Im Koalitionsvertrag ist jedoch vereinbart, dass zur Steigerung der Kosteneffizienz ein Teil der Offshore-Windenergie per Pipeline als Wasserstoff über das H2-Kernnetz an Land transportiert werden soll. Wird die Flächenplanung ohne die Option auf einen kombinierten Transport von Strom und Wasserstoff weitergeführt, drohen laut den Verbänden „rechtliche Unsicherheiten und ein erheblicher planerischer Mehraufwand mit milliardenschweren Folgekosten bis hin zu möglichen Schadensersatzforderungen."
Zu den Unterzeichnern des Positionspapiers gehören neben dem Initiator AquaVentus die Verbände BEE, BDEW, BWO, DWV, DVGW, FNB Gas sowie die Agenturen EEHH, EESH, Energieküste SH, HYPOS, WAB, der Verband VDMA und die IG Metall (Bezirk Küste).
„Durch eine optimierte Kombination von Strom- und Wasserstoffinfrastruktur können Kosten gesenkt, Netzengpässe reduziert und die Effizienz der Offshore-Windenergie maximiert werden", heißt es in der gemeinsamen Erklärung. Im Positionspapier betonen die Verfasser die Vorteile hybrider Anschlusskonzepte: Sie ermöglichen eine kosteneffiziente Kombination von Offshore-Windkraft und Wasserstoffproduktion auf See. Durch intelligente Sektorenkopplung lässt sich die Stromproduktion flexibel nutzen, Redispatch-Maßnahmen und Spitzenkappung reduzieren — und Wasserstoff dann produzieren, wenn die Strompreise niedrig sind.
Die aktuell diskutierte pauschale Überbauung und Spitzenkappung von Windparks könne „potenziell betriebs- und volkswirtschaftliche Risiken sowie Ertragsverluste zur Folge haben und dem avisierten Ziel der Kosteneinsparung und Erhöhung der Effizienz auch entgegenwirken", warnen die Verbände. Jörg Singer, Vorstandsvorsitzender von AquaVentus, erklärt: „Wir müssen ideologische Scheuklappen ablegen. Die Energieträger dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Weder durch vorschnelle Gesetzgebung noch durch einseitige Planungsprämissen dürfen Vorfestlegungen getroffen werden, die eine kosteneffiziente Umsetzung der Energiewende gefährden."
Robert Seehawer, Geschäftsführer von AquaVentus, ergänzt: „Der beste Business Case für Windkraft ist Wasserstoff — und umgekehrt. Wasserstoff aus den weit-entfernten Gebieten der Nordsee (Zone 4 und 5 der AWZ) ist der Schlüssel für die vor uns liegende Vollendung der Energiewende. Mit dem Bau der Pipeline AquaDuctus ist der erste Schritt getan. Jetzt muss mit der Festlegung von Flächen in Pipelinenähe sowie Offshore-Wasserstoff-Hubs der zweite Schritt folgen."
Der Flächenentwicklungsplan, der turnusmäßig im Jahr 2026 in die weitere Konsultationsphase geht, müsse daher zwingend technologieoffen gestaltet werden, so die Forderung der Verbände.
Der „Wasserstoffachter" wurde 2021 mit acht Mitgliedern gegründet und setzt sich für eine verstärkte Integration von Offshore-Elektrolyse in die maritime Flächenentwicklungsplanung ein. Den Namen behielt die Initiative bei, obwohl sie seither gewachsen ist. Die Initiative AquaVentus verfolgt das Ziel, eine Million Tonnen grünen Wasserstoff pro Jahr aus Windenergie auf der Nordsee zu erzeugen und per Pipeline an Land zu transportieren.