Eine sektorengekoppelte Offshore-Wasserstoffproduktion kann die Systemkosten im Energiesektor deutlich senken. Das zeigt eine aktuelle Untersuchung der Wirtschaftsberatung Frontier Economics im Auftrag der AquaVentus-Initiative. Demnach lassen sich durch die Kombination von Offshore-Windkraft, Elektrolyseuren und hybriden Anschlusskonzepten Einsparungen von bis zu 1,7 Milliarden Euro pro Jahr erzielen.
Kombination aus H2-Pipelines und Stromtrassen sparen viel Geld
Die Autoren von Frontier Economics haben zwei Szenarien mit Offshore-Wind-Ausbauzielen von 70 Gigawatt (GW) und 55 GW analysiert. In beiden Fällen zeigt sich ein erhebliches Einsparpotenzial: 1,7 Milliarden Euro jährlich im 70-GW-Szenario und 0,5 Milliarden Euro im 55-GW-Szenario. Die niedrigsten System- und Netzintegrationskosten entstehen demnach, wenn Stromkabel und Wasserstoffpipelines kombiniert werden.
Hybride Anschlusskonzepte ermöglichen es, je nach Marktpreis entweder Strom oder Wasserstoff zu erzeugen. Das reduziert Abregelungsverluste, verbessert die Netzauslastung und erhöht die Wirtschaftlichkeit. Die Autoren beziffern die Effizienzsteigerung durch Offshore-Elektrolyse auf rund 13 Prozent.
In Deutschland bislang nicht erlaubt – in Nachbarstaaten schon
In Deutschland sind solche kombinierten Anschlusssysteme derzeit gesetzlich nicht erlaubt – im Gegensatz zu anderen Nordseeanrainerstaaten. AquaVentus fordert daher eine Anpassung des Windenergie-auf-See-Gesetzes (WindSeeG), um hybride Anschlusskonzepte zu ermöglichen.
„Die Studie zeigt, dass die wahren Kostentreiber des Wasserstoffhochlaufs in der Regulierung liegen“, sagt Jörg Singer, Vorsitzender von AquaVentus.
Auch Robert Seehawer, Geschäftsführer von AquaVentus, sieht politischen Handlungsbedarf: „Wir müssen die Bürokratie abbauen, um Innovation zu entfesseln. Die Studie zeigt: Hier gibt es Wirtschaftsförderung quasi zum Nulltarif.“
Synergien durch Sektorenkopplung nutzen
Frontier Economics empfiehlt zudem, die Offshore-Fläche SEN-1 zeitnah auszuschreiben und von Beginn an flexible Anschlusskonzepte zuzulassen. Nur so könne verhindert werden, dass technische Vorgaben die Kosten erhöhen und Investoren abschrecken.
Darüber hinaus plädieren die Studien-Autoren für eine koordinierte Planung von Offshore-Strom- und Wasserstoffinfrastruktur im Flächenentwicklungsplan (FEP) und im Netzentwicklungsplan (NEP), um Synergien zu nutzen und die Sektorenkopplung strategisch zu verankern.
Die Ergebnisse ihrer Berechnungen zeigen: Wettbewerbsfähige Preise für grünen Wasserstoff sind erreichbar – vorausgesetzt, die regulatorischen Rahmenbedingungen werden angepasst.
Die AquaVentus-Initiative verfolgt das Ziel, jährlich eine Million Tonnen grünen Wasserstoff aus Offshore-Windenergie zu erzeugen und per Pipeline an Land zu transportieren. Über 100 Unternehmen, Organisationen und Forschungseinrichtungen arbeiten gemeinsam an der Umsetzung von 10 GW Elektrolyseleistung in der Nordsee.
Mehr in der neuen HZwei
Einen ausführlichen Bericht über die Analyse von Frontier Economics können Sie im kommenden HZwei-Magazin lesen. Die Ausgabe Nr. 5 erscheint am 18.11. 2025.