Am Dienstag hat die EU-Kommission Vorschläge für das Automobil-Paket vorgestellt. Ziel sei es, die Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen und zugleich den Autoherstellern mehr Flexibilität zu bieten und die Regeln einfacher zu gestalten, so die Kommission. Das Regelungspaket geht weit über die Frage nach einem Verbrenner-Aus hinaus, ein wesentlicher Bestandteil sind CO2-Emissionsnormen.
Ab 2035 müssen die Autohersteller die Emissionen „am Auspuff“ um 90 Prozent reduzieren. Die übrigen 10 Prozent müssen kompensiert werden. Das geht zum Beispiel durch den Einsatz von in der Union hergestelltem CO2‑armem Stahl oder durch E‑Fuels und Biokraftstoffe. Dabei gilt, dass CO2-armer Stahl aus Europa bis zu sieben Prozent zum Flottenziel beitragen darf, klimaneutrale Kraftstoffe bis zu 3 Prozent.
Unterm Strich heißt das, neben reinen Elektro- und Wasserstofffahrzeugen wird es auch nach 2035 noch neue Plug‑in‑Hybride (PHEV), Range Extender, Mildhybride und Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor in der EU geben. Darüber hinaus enthält das Paket verschiedene Fördermechanismen, um den Einsatz lokal emissionsfreier Fahrzeuge zu beschleunigen.
Der Wasserstoff-Branchenverband Hydrogen Europe bezeichnet die Regelung zu grünem Stahl als ein positives Signal für die Stahlindustrie, die Milliardeninvestitionen tätigt, um den CO2-Fußabdruck ihrer Produkte zu verringern und dem ETS und dem CBAM zu entsprechen. Nun habe die Branche einen klaren Markt für das Produkt.
Hochwertiger primärer CO2-armer Stahl wird laut Hydrogen Europe größtenteils mit sauberem Wasserstoff über DRI-Technologien hergestellt werden. Der Verband geht davon aus, dass das Automobil-Paket so einen Leitmarkt für grünen Stahl aus Europa schaffen und damit die Nachfrage ankurbeln wird. Wenn es nach
Jorgo Chatzimarkakis geht, CEO von Hydrogen Europe, dürfte es noch etwas schneller gehen. „Dies ist der erste konkrete Schritt zur Schaffung echter Leitmärkte, und eine Vorverlegung von 2035 auf 2030 könnte die kommerzielle Tragfähigkeit von sauberem Stahl weiter erhöhen“, sagt er. Zudem schlägt der Verband vor, auch in der anstehenden Überarbeitung der Verordnung über Standards für schwere Nutzfahrzeuge (HDVs) ähnliche Standards zu setzen, um die Nachfrage weiter zu steigern.
Zudem solle die EU die Definition von sauberem Stahl an einer beweglichen Skala festmachen. Man erwarte, dass der für Januar geplante „Industrial Accelerator Act“ klare Leitlinien dafür liefern werde, wie CO2-armer europäischer Stahl zu definieren ist, heißt es von Hydrogen Europe.
Der Verband des Deutschen Maschinen und Anlagenbaus VDMA ist weniger begeistert von der neuen Grünstahl-Regel. Die Verknüpfung der CO2-Flottenziele mit europäischem, grünem Stahl und erneuerbaren Kraftstoffen klinge theoretisch gut, da dies der Stahl- und Kraftstoffbranche beim Hochlauf der Märkte helfen könnte. „Aber auch hier gilt: Weniger ist mehr“, sagt Hartmut Rauen, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des VDMA. Statt den Herstellern wirkliche Flexibilitätsoptionen anzubieten, setze die Kommission auf kleinstteilige Vorgaben. Die tatsächliche Nutzbarkeit und die Wirkung einer präzisen Obergrenze von 7 Prozentpunkten für grünen Stahl und 3 Prozentpunkten für erneuerbare Kraftstoffe sei mit vielen Fragezeichen verbunden.