Auf der Messe „Offshore Europe“ in Aberdeen unterzeichneten AquaVentus und der schottische Branchenverband Hydrogen Scotland ein Memorandum of Understanding (MoU). Die Vereinbarung sieht eine enge Zusammenarbeit beim Ausbau der Wasserstoffproduktion und -infrastruktur im Nordseeraum vor.
Im Fokus der Kooperation stehen Technologien entlang der gesamten Wertschöpfungskette – von Offshore-Windenergie über Elektrolyse bis hin zu Transport, Speicherung und Nutzung von Wasserstoff. Beide Organisationen wollen zudem ihre Forschungsaktivitäten intensivieren und sich gemeinsam für einheitliche politische Rahmenbedingungen in Europa einsetzen.
„Schottland ist aufgrund seines enormen Offshore- und Onshore-Windpotenzials einzigartig positioniert, um zu einem führenden Exporteur von grünem Wasserstoff zu werden“, sagte Nigel Holmes, Geschäftsführer von Hydrogen Scotland. „In enger Zusammenarbeit mit AquaVentus bauen wir eine Brücke über die Nordsee – nicht nur zwischen zwei Ländern, sondern für einen echten europäischen Wasserstoffmarkt.“
Auch Jörg Singer, Vorstandsvorsitzender von AquaVentus, betonte die Bedeutung der Partnerschaft: „Deutschland ist als größter Industriestandort Europas auf verlässliche Mengen grünen Wasserstoffs angewiesen. Die Zusammenarbeit mit unseren Partnern in Schottland eröffnet enorme Chancen: Wir kombinieren Offshore-Wind, Elektrolyse und eine gemeinsame Pipeline-Infrastruktur.“
Positionspapier zur deutsch-britischen Infrastruktur
Parallel zur Unterzeichnung des MoU hat AquaVentus ein Positionspapier veröffentlicht. Es beschreibt die Voraussetzungen für einen grenzüberschreitenden Wasserstoffhandel zwischen Deutschland und dem Vereinigten Königreich. Grundlage sind unter anderem der Kensington-Vertrag sowie das „Common Understanding“ der EU-Kommission vom Mai 2025.
Das Papier hebt drei zentrale Voraussetzungen hervor: Erstens sei eine grenzüberschreitende Vernetzung von Erzeugern und Abnehmern notwendig. Zweitens müssten regulatorische Rahmenbedingungen harmonisiert werden. Drittens brauche es hybride Anschlusskonzepte, die Strom- und Wasserstoffnetze integrieren.
„Die im Koalitionsvertrag vereinbarten hybriden Anschlusskonzepte und die Aufnahme von grenzüberschreitenden Wasserstoffleitungen sollten schnellstmöglich im Windenergie-auf-See-Gesetz (WindSeeG) verankert werden“, sagte Robert Seehawer, Geschäftsführer von AquaVentus. Nur so könne eine kostengünstige Offshore-Elektrolyse in Zeiten niedriger Energiepreise ermöglicht werden.
Hintergrund: AquaVentus und Hydrogen Scotland
Langfristig streben die Partner den Aufbau eines gesamteuropäischen Wasserstoffnetzes an. Projekte wie AquaDuctus könnten dabei als Nukleus für einen European Hydrogen Backbone dienen. Die verstärkte Kooperation mit dem Vereinigten Königreich wird im Papier als Beitrag zur europäischen Energieresilienz bewertet.
AquaVentus verfolgt das Ziel, bis 2035 jährlich eine Million Tonnen grünen Wasserstoff aus Offshore-Windenergie in der Nordsee zu erzeugen und per Pipeline an Land zu transportieren. Die Initiative vereint über 100 Unternehmen, Organisationen und Forschungseinrichtungen.
Hydrogen Scotland zählt über 200 Mitglieder aus Industrie, Kommunen, Wissenschaft und Entwicklungsagenturen. Der Verband unterstützt Projekte in den Bereichen Mobilität, stationäre Energieversorgung, industrielle Dekarbonisierung und Energiespeicherung.
Das vollständige Positionspapier ist auf der Website von AquaVentus abrufbar.