Der unabhängige Energieexperte DNV hat auf dem Asia Clean Energy Summit (ACES) in Singapur einen neuen Bericht zur Rolle neuer Energieträger (New Energy Commodities, NECs) in der Dekarbonisierung der Asien-Pazifik-Region (APAC) vorgestellt. Demnach sollen Wasserstoff, Ammoniak, nachhaltige Kraftstoffe und CO₂-Abscheidung (Carbon Capture and Storage, CCS) bis 2050 mehr als ein Viertel der Emissionsminderungen in der Region ermöglichen.
Während Elektrifizierung und der Ausbau erneuerbarer Energien den Großteil der Energiewende in APAC tragen sollen, sieht DNV neue Energieträger als unverzichtbar für sechs besonders emissionsintensive Sektoren: Luftfahrt, Schifffahrt, Stahl, Stromerzeugung, industrielle Chemie und Zement.
„Ohne NECs ist das Erreichen von Netto-Null nicht möglich, insbesondere im Asien-Pazifik-Raum, wo aufgrund der geografischen Vielfalt unterschiedliche Lösungen erforderlich sind“, sagt Brice Le Gallo, Vizepräsident und Regionaldirektor Asien-Pazifik bei DNV Energy Systems.
Internationale Handelsströme und Infrastruktur als Schlüssel
DNV prognostiziert, dass 81 Prozent der neuen Energieträger grenzüberschreitend gehandelt werden. Länder wie Japan, Südkorea und Singapur werden laut Bericht zu den größten Verbrauchern zählen, sind jedoch auf Importe angewiesen. Australien gilt als potenzieller Hauptlieferant, steht aber im Wettbewerb mit weiteren aufstrebenden Produzenten.
Die Studie hebt hervor, dass der Aufbau neuer Infrastruktur entscheidend ist. Bis 2050 nötig seien rund 12 Milliarden Solarpaneele, 2,7 Millionen Windturbinen, 189 neue Häfen und 1.221 Frachtschiffe, um Produktion und Handel von NECs in der Region zu ermöglichen.
Marktpotenzial von über einer Billion US-Dollar jährlich
Das Marktvolumen für neue Energieträger im asiatisch-pazifischen Raum wird auf rund 1,1 Billionen US-Dollar pro Jahr geschätzt – etwa drei Prozent des geschätzten regionalen Bruttoinlandsprodukts im Jahr 2050. DNV sieht darin ein erhebliches wirtschaftliches Potenzial, das durch gezielte Investitionen, Partnerschaften und Standardisierung erschlossen werden könne.
Thomas Koller, Leiter Wasserstoff, Ammoniak und nachhaltige Kraftstoffe bei DNV Energy Systems in Asien-Pazifik, betont: „Von nachhaltigem Flugkraftstoff über Ammoniak und Methanol in der Schifffahrt bis hin zu grünem Wasserstoff für die Stahlproduktion – jeder Sektor hat einen klaren Dekarbonisierungspfad.“
Drei strategische Prioritäten für den Markthochlauf
Um den Einsatz von NECs zu beschleunigen, nennt DNV drei zentrale Handlungsfelder:
1) Aufbau robuster regionaler Lieferketten durch Investitionen in die Infrastruktur und harmonisierte Standards.
2) Nachhaltiges Management von Biomasse-Ressourcen für Luftfahrt und Schifffahrt.
3) Förderung von CCS durch klare Marktanreize wie CO₂-Bepreisung, gesetzliche Vorgaben und Zertifizierungssysteme.
Le Gallo fasst zusammen: „Die Energiewende ist bereits im Gange. Um die Klimaziele in der Asien-Pazifik-Region zu erreichen, müssen wir grundlegend überdenken, wie Energie erzeugt, transportiert und genutzt wird.“