Der Hamburger Flughafen testet seit Kurzem einen mit Wasserstoff betriebenen Gepäckschlepper im täglichen Betrieb. Das Fahrzeug wurde vom Unternehmen HTM Hydro Technology Motors auf Basis eines bestehenden Erdgas-Schleppers vom Typ Mulag 4CNG umgerüstet. Der Test ist Teil des Energiewende-Verbundprojekts Norddeutsches Reallabor (NRL), an dem der Flughafen als assoziierter Partner beteiligt ist.
Die Umrüstung erfolgte durch den Einbau eines Wasserstoffverbrennungsmotors in Kombination mit einem elektrischen Antriebssystem. Damit konnte ein bestehendes Fahrzeug weiterverwendet werden, ohne dass eine Neuanschaffung nötig war. Die Betankung erfolgt über eine mobile Wasserstofftankeinheit der Firma Ryze Power direkt auf dem Flughafengelände.
Der Testbetrieb ist auf sechs bis neun Monate angelegt und findet bewusst in den Sommermonaten statt, um das Fahrzeug unter hoher Auslastung zu erproben. Ziel ist es, die Praxistauglichkeit der Technologie im realen Flughafenbetrieb zu bewerten. Die Ergebnisse sollen in die Klimastrategie „Net Zero 2035“ des Flughafens einfließen, die eine vollständige Reduktion der CO₂-Emissionen aus dem Betrieb von Gebäuden, Anlagen und Fahrzeugen vorsieht.
Technische und wirtschaftliche Auswertungen begleiten die Testphase. Eine Masterarbeit am Competence Center für Erneuerbare Energien und EnergieEffizienz (CC4E) der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW Hamburg) untersucht das Projekt im Rahmen des NRL. Auch die Arbeitsgruppe „Mobilität“ des NRL ist eingebunden.
Janne Schrieber, Projektmanager bei hySOLUTIONS und stellvertretender Leiter der AG 7 „Mobilität“ im NRL, betont: „Praxistests wie der von Hamburg Airport sind dafür unerlässlich, weil sie – ganz im Sinne eines ‚Reallabors‘ – wertvolle Erfahrungen aus dem Realbetrieb beisteuern und in die gemeinsame Diskussion einbringen.“
Bereits 2019 war im Vorgängerprojekt NEW 4.0 ein wasserstoffbetriebener Schlepper mit Brennstoffzellenantrieb am Hamburger Flughafen getestet worden. Das gemeinsam mit Mulag entwickelte Fahrzeug wurde später auch an den Flughäfen in Bristol und Riga erprobt. Die Ergebnisse beider Testreihen sollen künftig als Entscheidungsgrundlage für Flughäfen in Europa dienen, um geeignete emissionsfreie Antriebstechnologien für den Bodenbetrieb auszuwählen.