Eine im Juni auf der Webseite von Nature veröffentlichte Studie untersuchte die Wettbewerbsfähigkeit von Wasserstoffimporten aus Afrika in die EU – mit ernüchterndem Ergebnis. Ohne politische Absicherung durch europäische Staaten bleibt der Wasserstoff aus Afrika zu teuer, heißt es.
Die Untersuchung stützt sich auf geobasierte Modelle zur Berechnung der Wasserstoffgestehungskosten (Levelized Cost of Hydrogen, LCOH) und analysiert vier Szenarien zur Finanzierung. Demnach liegen die niedrigsten Produktionskosten für grünen Wasserstoff aus Afrika, in Form von Ammoniak exportiert, zwischen 4,20 und 4,90 Euro pro Kilogramm. Erst durch staatliche Absicherung (De-Risking) könnten einzelne Standorte auf ein wettbewerbsfähiges Niveau von rund 3,20 Euro pro Kilogramm kommen. Dies wäre laut Studie beispielsweise in Mauritanien um das Jahr 2030 möglich.
Nur 2,1 Prozent der untersuchten Standorte könnten unter aktuellen Zinsbedingungen mit De-Risking wettbewerbsfähig sein. Viele davon befinden sich jedoch in politisch instabilen Regionen wie Teilen der Westsahara, Zentral-Algerien oder an der Grenze zwischen Sudan und Ägypten. Dort sind Investitionsgarantien durch internationale Organisationen wie die Multilateral Investment Guarantee Agency (MIGA) kaum verfügbar, was die Realisierbarkeit großer Projekte weiter einschränkt.
Ein weiteres Problem ist das Missverhältnis zwischen Projektgröße und volkswirtschaftlicher Leistungsfähigkeit. So erfordert das geplante Wasserstoffprojekt Aman in Mauritanien Investitionen von rund 40 Milliarden US-Dollar – das Vierfache des Bruttoinlandsprodukts des Landes im Jahr 2021. Hinzu kommen der Mangel an Fachkräften für den Ausbau der Windenergie, Wasserknappheit in bestimmten Regionen sowie hohe Auslandsschulden vieler afrikanischer Staaten.
Die Nature-Autoren empfehlen daher gezielte politische Unterstützung, gekoppelt an Bedingungen wie lokale Wertschöpfung und industrielle Nutzung des Wasserstoffs. Länder mit bestehenden industriellen Strukturen wie Marokko, Ägypten, Südafrika oder Kenia könnten davon stärker profitieren als etwa Namibia oder Mauritanien.