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Versicherungen

Allianz Commercial will Wasserstoff-Versicherungen anbieten

 

Zum Thema Wasserstoff hat Allianz Commercial ein White Paper veröffentlicht. Der Versicherer sieht je nach Anwendung unterschiedliche Risiken. Von Kraftwerken über Lkw und Schiffe bis hin zur Düngemittelindustrie ist allerdings die größte Sorge, dass das Gas durch winzige Leckagen unbemerkt austreten und zu Explosionen führen könnte. Maßnahmen und mögliche Schäden unterscheiden sich hingegen. 

Auch versicherbar: Serienschäden, Ausfälle, Lieferkettenprobleme…

Eine Besonderheit der jungen Technologie sei das Risiko von Serienschäden. Das heißt: Stellt man fest, dass ein bestimmtes Design Probleme bereitet, ist dieses bereits in etlichen Projekten im Einsatz. So müssen die Geräte dann in allen Anwendungen ausgetauscht werden. Solche Fälle seien in der Windenergie bereits vorgekommen, heißt es.

Versicherungen könnten zudem Risiken entlang der ganzen Lieferkette abdecken, vom Bau über die Produktion bis zum Endverbraucher. Versichern ließen sich Sach- und Haftpflichtschäden, Maschinenausfälle, Betriebsunterbrechungen. Auch Bau- und Seeversicherungen kämen für die Wasserstoffbranche in Frage. Der Markt mit Wasserstoff-Versicherungen könnte bis 2030 einen Wert von über 3 Milliarden USD erreichen, heißt es.

„Bei der Allianz arbeiten wir derzeit an einer Wasserstoffversicherung. Wir haben ein funktionsübergreifendes Team für Klimatechnologien eingerichtet, um alle Experten und unser gesamtes Fachwissen in diesem Bereich zusammenzuführen und Lösungen für Herausforderungen der Energiewende wie die Risiken von grünem Wasserstoff anzubieten,“ sagt Harald Dimpflmaier, Regional Head of Natural Resources Underwriting bei Allianz Commercial.

Wasserstoff-Risiken könnten in bestehende Versicherungen eingehen

Bestehende Sach-, Haftpflicht- und Spezialversicherungen für Endnutzer, die mit Wasserstoff zu tun haben, müssten zugleich entsprechend angepasst werden, erklärt der Report. Energie- und Rohstoff sowie Haftpflichtversicherungen könnten in den nächsten fünf bis zehn Jahren am stärksten betroffen sein, gefolgt von Sach- und Seeversicherungen. Dabei geht es auf See nicht nur um Explosionen, sondern auch um die Gefahr von Maschinenausfällen, die steigen könne, wie es heißt. . Reedereien müssten mit erhöhten Risiken in Bezug auf Wasserstoffversprödung, Gaslecks und Explosionen rechnen. Hafenbetreiber, Bunkeranlagen und Betankungsunternehmen müssten sich mit der Handhabung von hochentzündlichem und kryogenem flüssigen Wasserstoff befassen, was größere Unfall- und Kontaminationsrisiken mit sich bringe. Qualitätssicherung und Standardisierung bekommen so noch mehr Bedeutung, denn Versicherer würden bei der Inbetriebnahme prüfen, ob alle Vorkehrungen getroffen seien.

Wie sich dieser Bereich entwickelt, wird spannend sein. Die Photovoltaik ist hier schon weiter. Solaranlagen zählen in der Regel als Teil eines Gebäudes, sie müssen lediglich angezeigt und korrekt installiert sein. Allerdings geht es dabei meist um private Versicherungen, sodass Verbraucherschutzregeln greifen. Bei kommerziellen Kunden ist die Vertragsfreiheit größer. Ob und zu welchem Preis sich wasserstoffspezifische Risiken versichern lassen, könnte ein relevanter Faktor für die Wirtschaftlichkeit werden. 

Schnelle Entwicklungen machen Risiken schwer berechenbar

Dass sich die Branche so schnell verändert, macht es komplizierter. Start-ups und Innovationen gehören nicht gerade zu den Lieblingen der Versicherer. Lucas Illgen, Senior Risk Consultant, Property bei Allianz Commercial, sagt: „Wir müssen den Reifegrad der Wasserstoffindustrie berücksichtigen. Wir haben es hier mit Technologien zu tun, die noch unerprobt oder zumindest noch nicht in großtechnischem Maßstab eingesetzt worden sind. Bei einigen Projekten kommen erstmals neue Elektrolyseure zum Einsatz. Daher müssen wir bei der Risikobewertung prüfen, ob es sich um eine etablierte oder prototypische Technologie handelt.“

Noch in der Entwicklung befindliche Lieferketten bringen ebenfalls Risiken und Schadenspotenzial mit sich, ergänzt Berardinelli, Senior Risk Consultant, Natural Resources bei Allianz Commercial: „Es gibt nur eine begrenzte Anzahl etablierter und spezialisierter Lieferanten und Bauunternehmer. Das erschwert die Diversifizierung der Lieferketten. Und mit dem Ausbau der Wasserstoffindustrie könnten die Lieferketten zunehmend unter Druck geraten, was zu Kapazitätsengpässen, Verzögerungen und längeren Vorlaufzeiten für Ersatzteile führen könnte.“