Der Wärmesektor gilt immer noch als der „schlafende Riese“, der geweckt werden muss, damit die Energiewende zu schaffen ist. Ein wesentliches Problem ist der Mangel an Alternativen zur Wärmeerzeugung mit fossilen Energieträgern. Großer Profiteur vom Ausstieg aus der Kohle- und Kernenergie dürfte die Gasbranche werden, die jetzt schon damit wirbt, dass man Erdgas durch grünen Wasserstoff ersetze, obwohl bislang kaum CO2-frei erzeugtes H2-Gas vorhanden ist. Anbieter von Brennstoffzellenheizungen haben es dennoch momentan schwer, von derAufbruchstimmung in der H2-Branche zu profitieren, weil ihre Anlagen zunächst noch auf fossile Gase angewiesen sind.
H2-ready – auf dieses Label setzt die Gasbranche. Sobald Kritik laut wird, Erdgas sei – ähnlich wie Mineralöl, Stein- und Braunkohle – ein fossiler Energieträger, wird auf Wasserstoff verwiesen. Durch die H2-Beimischung werde graues Erdgas grün, so heißt es. Aber wie schnell findet dieser Farbwechsel statt? Ab wann ist das fossile ein grünes Gas, ab welcher Beimischungsquote, ab welchem Jahr?
Nach Aussage von Ronald Aßmann, dem Prüfstellenleiter des Gastechnologischen Instituts gGmbH Freiberg (DBI), bescheinigt dessen eingetragene Gewährleistungsmarke „H2ready geprüft“, dass die Produkte „für den ausgewiesenen Anteil von Wasserstoff (in der Regel bis 20 Vol.-% H2 in Erdgas oder bis 100 Vol.-% H2) einsatztauglich/funktionstüchtig“ sind. „H2ready geprüft“ bedeutet somit nicht, dass alle damit ausgezeichneten Aggregate reinen Wasserstoff vertragen, sondern teilweise zunächst „nur“ für eine H2-Beimischung geeignet sind. Für wie viele Volumenanteile Wasserstoff die Eignung besteht, wird in der Regel in den Zertifizierungsunterlagen dokumentiert. Bis dato ist in den meisten Fällen vorerst noch fossiles Gas der Hauptbrennstoff.
Henne-Ei-Problem auch im stationären Sektor
Die Hersteller von Brennstoffzellenheizgeräten stehen daher vor besonderen Herausforderungen. Ihre Aggregate kosten – trotz Förderung – das Mehrfache einer Gastherme, bringen aber kurzfristig keine CO2-Einsparung. Ganz im Gegenteil: Die Module erzeugen aus dem bislang noch nicht wirklich grünen Gas auch Strom und verdrängen damit unter Umständen bisher aus dem Netz bezogenen Ökostrom, so dass sich die CO2-Bilanz dann sogar verschlechtern kann.
Erst wenn reiner Wasserstoff in den BZ-Geräten zur Anwendung käme, könnte der moderne Energiewandler seinen Vorteil, den vergleichsweise hohen Wirkungsgrad, ausspielen.
… gekürzte Online-Version
Den kompletten Fachbericht finden Sie in der aktuellen Ausgabe des HZwei-Magazins.
Autor: Sven Geitmann