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Kommt da noch was?

Der Druckschluss einer Printausgabe war schon immer ein spannender Moment. Man will alle Inhalte pünktlich abliefern, aber auch keine Neuigkeit in letzter Minute verspassen. Meist hofft man, dass das Heft noch einigermaßen aktuell ist, wenn es erscheint. Dieses Mal ist es etwas anders: Ich hoffe sehr, dass mehrere Artikel beim Erscheinen des Heftes zumindest in einigen Punkten überholt sind.

Noch vor Jahresende soll der Gesetzesentwurf für die Treibhausgasminderungsquote für den Straßenverkehr in den Bundestag, heißt es. Die EU macht Druck. Die Quote ist Teil der dritten Erneuerbare-Energien-Richtlinie RED III und müsste eigentlich schon seit Mai im deutschen Recht verankert sein. Doch einen geeinten Gesetzesentwurf der Regierung gibt es noch nicht. Von Kabinettsitzung zu Kabinettsitzung wird er verschoben. Das ist kein Einzelphänomen. Ganz ähnlich sieht es bei den neuen Kraftwerken aus. Dass es eine Pflicht geben wird, sie so bald wie möglich mit Wasserstoff zu betreiben, scheint nach den bisherigen Äußerungen von Energie- und Wirtschaftsministerin Katherina Reiche eher unwahrscheinlich. Aber jenseits vom Wasserstoff müsste auch die wirtschaftliche Grundlage für die Kraftwerksausschreibungen geschaffen werden – denn irgendwann werden sie einfach gebraucht und fertige Gaskraftwerke bestellt man nicht per Expressversand im Internet.

Diese Stimmung des angespannten Abwartens lag auch über der Hydrogen Technology World Expo in Hamburg, auf der die HZwei-Redaktion unterwegs war. Obwohl die Messe so groß war wie nie und viele Projekte nun endlich in der Umsetzung sind, war die Stimmung verhalten. Für die Zukunft müssen die Menschen ihre letzten Optimismusreserven zusammenkratzen. Die Zeichen sind in den letzten Wochen sicher nicht günstiger geworden. Der Sonderbericht des Bundesrechnungshofs zum Wasserstoffhochlauf kritisiert nicht nur mangelnden Fortschritt, sondern auch die Kosten.

Klimaschutz war vor wenigen Jahren noch die drängendste Mission der Menschheit. Die Physik hat sich nicht geändert, nur das Bewusstsein. Und so treten wir auf der Stelle und das Wasser steigt. Nicht nur im wörtlichen Sinne an den Küsten, sondern auch im übertragenen Sinne für die Unternehmen und Menschen. Und dann meldet ein Elektrolyseurhersteller plötzlich einen unverhofften Neukunden: Rheinmetall will in dezentralen Anlagen E-Fuels herstellen. Billig ist das sicher nicht. Für übermäßig ambitionierten Umweltschutz ist Rheinmetall auch unverdächtig. Was zählt ist, dass sich so im Ernstfall ein Stück Unabhängigkeit und Funktionsfähigkeit wahren lassen.

Rheinmetall setzt damit einen Vorteil von lokaler Energieerzeugung auf die Tagesordnung, der schon wieder vergessen war. Resilienz. Sie ist nie billig – aber unbezahlbar, wenn es drauf ­ankommt.

Eva Augsten
Chefredakteurin

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