Die Hamburger Energienetze (HNE) haben für den Anschluss des Hamburger Wasserstoff-Industrie-Netzes (HH-WIN) an das europäische Wasserstoff-Fernleitungssystem im Süden Hamburgs eine bestehende Erdgasleitung erworben. Nach umfassenden technischen Untersuchungen wurde die ehemalige Hochdruck-Anschlussleitung eines bis 2004 betriebenen HEW-Gaskraftwerks für die Umwidmung zur Wasserstoffleitung als geeignet befunden.
Durch diese Maßnahme spart das Unternehmen rund 18 Millionen Euro im Vergleich zu den ursprünglich geplanten Investitionskosten für eine neue Leitung zwischen Hausbruch und der niedersächsischen Gemeinde Rosengarten. Die Einsparungen kommen sowohl dem Bund als auch Hamburg zugute, die das Projekt im Rahmen des Programms Important Projects of Common European Interest (IPCEI) fördern.
Molchung zeigt: Stahl der Erdgas-Leitung ist auf ganzer Strecke geeignet für Wasserstoff
Michael Dammann, Technischer Geschäftsführer der Hamburger Energienetze, erklärt: „Die Ergebnisse der ‚Molchung' – das ist die umfassende Prüfung der Leitung mit hochsensiblen Sonden – hat uns selbst überrascht. Der Stahl der Bestandsleitung ist vollständig wasserstoffgeeignet, so dass wir die Leitung mit geringem Instandsetzungsaufwand für den Anschluss von HH-WIN ans Fernleitungsnetz einsetzen können."
Zum guten Zustand der Gas-Hochdruckleitung haben laut HNE Korrosionsschutzmaßnahmen beigetragen: Während die Leitung außer Betrieb war, wurde sie mit Stickstoff gefüllt und durch einen kathodischen Rohrschutz gesichert. Dabei erzeugt eine kleine elektrische Spannung auf der Metalloberfläche ein negatives Spannungspotential und verhindert so chemische Reaktionen des Stahls mit Feuchtigkeit und Luft.
Die detaillierte Auswertung der Ergebnisse der Molchung wurde im Februar in Zusammenarbeit mit einem Ingenieurbüro abgeschlossen. In den kommenden Monaten werden Techniker der HNE die Hochdruckleitung an einzelnen Stellen noch einmal detailliert überprüfen und für das spätere Einbinden ins HH-WIN-Netz vorbereiten.
Jens Kerstan, Senator für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft, begrüßt die Entscheidung: „Grüner Wasserstoff ist ein wichtiger Baustein, um das Ende des fossilen Zeitalters schnellstmöglich einzuleiten und unsere Klimaziele zu erreichen. Mit 18 Mio. Euro Ersparnis und einer Reduzierung der Baumaßnahmen zeigen die Hamburger Energienetze verantwortungsvolles Handeln im Sinne der Stadt und ihrer Bürgerinnen und Bürger."
Durch die Nutzung der Bestandsleitung entfallen rund sieben Kilometer Leitungsbau, die unter anderem ein Waldstück hätten durchqueren müssen. Lediglich kurze Anschlusstrecken an das Wasserstoff-Fernleitungsnetz auf niedersächsischem Gebiet und von der Stader Straße aus ins HH-WIN-Netzgebiet müssen ergänzt werden.
Der geplante Inbetriebnahme-Termin 2027 für die ersten 40 Kilometer von HH-WIN bleibt von der Nutzung der Bestandsleitung unberührt. Alle übrigen geplanten Abschnitte sollen weiterhin wie vorgesehen gebaut werden.