Bei den damaligen deutsch-amerikanischen Gesprächen über eine mögliche Inbetriebnahme von Nord Stream 2 ging es auch um das Engagement Deutschlands in der Ukraine. Die Ukraine, die wirtschaftliche Nachteile durch Nord Stream 2 befürchtete, sollte im Gegenzug von der Bundesrepublik bei der Weiterentwicklung ihres Energieversorgungssystems unterstützt werden – so der Plan, bevor Putin das Land angriff. Aufgrund des aktuellen Kriegs ist völlig offen, wie die Zukunft in Osteuropa aussehen wird – auch wie die Versorgungslage mit Energie sein wird. Um zu zeigen, welche Potentiale sich nach einem hoffentlich baldigen Ende dieser Invasion ergeben könnten, schildern wir hier die Ausgangslage, wie es noch Ende 2021 aussah.
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H2Global – Aufbau internationaler Wasserstoffmärkte
Ungefähr auf halber Strecke zwischen Montreal und der Stadt Québec liegt das Städtchen Bécancour am Sankt-Lorenz-Strom mit seinen 13.000 Einwohnern. Im Industriepark, zwischen mittelständischen Chemie- und Raffineriebetrieben, steht der aktuelle Weltrekordhalter der Membranelektrolyse. Mit einer Leistung von 20 MW, gespeist aus reichlich verfügbarer Wasserkraft, versorgt der PEM-Elektrolyseur mit 8,2 t Wasserstoff pro Tag einen Teil der örtlichen Industrie.
Leitstelle Wasserstoff nimmt Betrieb auf
Offiziell hat die Leitstelle Wasserstoff bereits Ende des vergangenen Jahres ihre Arbeit aufgenommen, allerdings stand zu diesem Zeitpunkt weder fest, wer dort tätig sein wird, noch, wo der Standort sein würde. Der Bezug eigener Räumlichkeiten soll nun im April erfolgen, und zwar an zentraler Stelle in Berlin. Die Leitung des Büros übernimmt Philipp Braunsdorf von der NOW unter dem Titel Coordination Office Hydrogen. Ihm zur Seite stehen zwei Stellvertreter, der eine von der dena, der andere von der ZUG.
EEG als „Initialzünder für grünen Wasserstoff“
Gesetzesnovelle sieht Umlagebefreiung vor
Die Experten sind sich einig: Mit der Verankerung der EEG-Umlagebefreiung ist der Politik ein wichtiger erster Schritt in eine Wasserstoffwirtschaft gelungen. Jedoch muss der Ausbau der erneuerbaren Energien mitziehen.
Stephan Kohler ist verstorben
Völlig überraschend ist Stephan Kohler Ende Oktober 2020 aus dem Leben geschieden. Wie die Brancheninitiative Zukunft Erdgas, bei der er seit 2018 Aufsichtsratsvorsitzender war, mitteilte, verstarb er im Alter von 67 Jahren. Für viele Vertreter aus Politik und Wirtschaft galt Kohler als leidenschaftlicher Kämpfer für den Klimaschutz. Dr. Timm Kehler, Vorstand von Zukunft Erdgas, würdigte ihn mit den Worten: „Stephan Kohler wurde im gesamten Energiesektor für seine präzisen Analysen und seine Scharfsinnigkeit geschätzt. […] Mit Stephan Kohler verlieren wir einen großartigen Menschen, einen klugen und leidenschaftlichen Gestalter und einen Treiber der Energiewende.“
H2-Leitstelle als Gemeinschaftsprojekt?
Mehr als drei Monate nach Bekanntgabe der Nationalen Wasserstoffstrategie (NWS) ist bis heute immer noch offen, wo die geplante Leitstelle Wasserstoff angesiedelt sein wird. Am 21. September 2020 erklärte jedoch Thorsten Herdan, Abteilungsleiter für Energiepolitik beim Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi), während eines NOW-Webinars, dass die Leitstelle voraussichtlich gemeinsam von der Nationalen Organisation Wasserstoff und Brennstoffzellentechnologie und der Deutsche Energie-Agentur dena geführt wird. Eine offizielle Bestätigung steht allerdings noch aus.
BMWi will dena zur Leitstelle Wasserstoff machen
Ein wichtiges Element der Nationalen Wasserstoffstrategie (NWS) soll die Leitstelle Wasserstoff werden, die auf logistischer Ebene die Umsetzung der Strategie organisieren soll. Das dort angesiedelte Sekretariat sowie das Projektmanagement sollen bei der Koordinierung und Formulierung von Handlungsempfehlungen behilflich sein und die Ressorts aktiv bei der Umsetzung der Nationalen Wasserstoffstrategie unterstützen. Die interne Abstimmung zur Einrichtung von Vorschlägen war allerdings im August 2020 noch nicht abgeschlossen, hieß es aus den Bundesministerien. Scheinbar kommen mehrere Agenturen der an der NWS beteiligten Ministerien für diesen Job in Frage: die vom BMBF unterstützte acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften, die dem BMVI unterstellte NOW, die dem BMWi zugeordnete Deutsche Energie-Agentur (dena) sowie die dem BMU zugehörige Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) gGmbH.
Regierung muss dringend Stellschrauben lösen
Die Deutsche Energie-Agentur dena sieht sich selbst als „Kompetenzzentrum für Energieeffizienz, erneuerbare Energien und intelligente Energiesysteme“. Als „Agentur für angewandte Energiewende“ soll sie zum Erreichen der energie- und klimapolitischen Ziele der Bundesregierung beitragen.
PtG befindet sich in der Einführungsphase
Die Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) ist ein eigenständiges Unternehmen, an dem die Bundesregierung mit 50 Prozent als Gesellschafter beteiligt ist. Sie versteht sich selbst als „Kompetenzzentrum für Energieeffizienz, erneuerbare Energien und intelligente Energiesysteme“, aber unter der Ägide ihres ersten Geschäftsführers Stephan Kohler stand sie vornehmlich für eine zentral ausgerichtete Energieversorgung. Im Jahr 2011 starteten erste Versuche, sich auch stärker für innovative, dezentrale Technologien zu öffnen, indem die Strategieplattform Power-to-Gas zusammen mit Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft ins Leben gerufen wurde. Seitdem veranstaltet die dena auch jährlich eine Konferenz zu diesem Thema. Über Power-to-Gas und die inhaltliche Ausrichtung der dena sprach HZwei mit der Geschäftsführerin Kristina Haverkamp.
Neubesetzung im dena-Aufsichtsrat
Die Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) hat seit Juli 2014 drei neue Mitglieder im Aufsichtsrat. Nach einigen Umbesetzungen in verschiedenen Behörden nach der Bundestagswahl kam es zu folgenden Änderungen: Iris Gleicke, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie, löst Stefan Kapferer ab. Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, ersetzt Jürgen Becker. Und auf Dr. Axel Nawrath folgt Dr. Katrin Leonhardt, Direktorin der KfW Bankengruppe.