Energiewende – Wort oder Unwort des Jahres?

Energiewende – Wort oder Unwort des Jahres?

Energiewende – dieses Wort hat das Potential, erstmalig in der Geschichte sowohl Wort des Jahres als auch Unwort des Jahres zu werden. Seit der Atomreaktorkatastrophe in Fukushima 2011 wird viel über die Energiewende diskutiert, obwohl der Begriff eigentlich gar keinen Sinn macht, schließlich kann man Energie nicht wenden, oder besser gesagt kann ich es jedenfalls nicht. (mehr …)

Wasserstoff als chemischer Energiespeicher

Wasserstoff als chemischer Speicher für eine zukünftige Energiewirtschaft – über dieses Thema haben am 8. und 9. Mai 2012 rund 150 Teilnehmer im Rahmen des Deutschen Wasserstoffkongresses diskutiert. Gastgeber in der Landesvertretung des Landes Nordrhein-Westfalen in Berlin war die EnergieAgentur.NRW, die diese Veranstaltung gemeinsam mit dem Deutschen Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Verband (DWV) organisierte.
Das Programm war weniger technisch, sondern eher energiepolitisch ausgerichtet. Dr. Frank-Michael Baumann, Geschäftsführer der EnergieAgentur.NRW, begründete dies in seiner Begrüßungsrede mit den Worten: „Wir haben bewusst den Schwenk von der Wissenschaft in die Wirtschaft vorgenommen, denn der Wasserstoff ist unserer Meinung nach mittlerweile in der Wirtschaft angekommen.“ In diesem Sinne erhielt am ersten Veranstaltungstag insbesondere die Energiewirtschaft das Wort, um aus ihrer Sicht die Bedeutung und Einsatzmöglichkeiten von Wasserstoff als Energiespeicher darzustellen.
Als erster Referent trat allerdings zunächst Jochen Flasbarth, Präsident des Umweltbundesamtes, an das Rednerpult. Dieser kam nicht umhin, vorauszuschieben, dass „das UBA gar nicht mehr so gegen Wasserstoff eingestellt ist“, wie es noch vor Jahren der Fall war. Anschließend befasste sich Flasbarth mit der Zielvorgabe, bis zum Jahr 2050 die CO2-Neutralität im Stromnetz zu erreichen. Dafür sei eine langfristige Planung notwendig: „35 % Erneuerbare-Energien-Anteil in 2020 werden sicher erreicht, vielleicht sogar 40 %.“ Für die Zeit danach werde aber die zentrale Frage sein: „Schaffen wir es, geeignete Energiespeicher zur Verfügung zu stellen?“ Wasserstoff und später dann auch Methan bescheinigte er dafür ein großes Potential: „Wir glauben, dass mit diesen chemischen Speichern die wesentlichen Engpässe in Deutschland zu meistern sind.“
Demgegenüber gab Dr. Oliver Weinmann, Geschäftsführer der Vattenfall Europe Innovation GmbH, zu bedenken: „Der Markt gibt es nicht her, dass heute in chemische Speicher investiert würde. Das wird sich auch in de nächsten zwei, drei oder vier Jahren nicht ändern.“ Er baut deswegen auf vier Säulen, um erneuerbare Energien noch besser ins Netz integrieren zu können, von denen die erste die Erweiterung des Stromnetzes ist: „Ohne Netzausbau wird es nicht gehen.“ Die zweite Säule ist für ihn die Optimierung konventioneller Technik. Als Drittes nannte Weinmann Smart Grids sowie Lastmanagement und als Viertes geeignete Energiespeicher.
Für den alten und neuen DWV-Vorsitzenden Dr. Johannes Töpler ist „Wasserstoff nicht nur ein Faktor in einer zukünftigen Energiewirtschaft, sondern auch ein Vektor, der die Richtung anzeigt, in die die Entwicklung geht“. Derzeit scheint allerdings noch offen zu sein, wann diese Zukunft Realität werden könnte. Erste Demonstrationsprojekte laufen zwar derzeit an, bis diese Technologie jedoch energiewirtschaftlich von Bedeutung werden kann, dürften noch etliche Jahre vergehen. Bis dahin müssen zunächst Elektrolyseure weiter erprobt und anschließend in entsprechender Stückzahl beziehungsweise Größe produziert werden.
Am zweiten Tag kam dann als Eröffnungsredner Udo Paschedag, der Staatssekretär im Klimaschutz- und Umweltministerium von Nordrhein-Westfalen, zu Wort, der erklärte: „Die NRW-Landesregierung ist davon überzeugt, dass Wasserstoff ein wichtiger Faktor in der künftigen Energiewirtschaft sein wird und wird deshalb die Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie weiterhin unterstützen.“ Paschedag konkretisierte auch gleich die Art dieser Unterstützung und nannte beispielsweise Steuerbefreiungen für den Strom, der zur Wasserstofferzeugung genutzt wird: „Hier bedarf es eines Marktprogramms. […] Hier muss geklotzt, nicht gekleckert werden.“ Angesichts derartiger Äußerungen zeigte sich dann auch Frank-Michael Baumann zuversichtlich, dass seine Arbeit bei der EnergieAgentur.NRW auch nach den Wahlen vom 14. Mai 2012 unverändert fortgeführt werden könne.
Insgesamt konnte der Kongress angesehen werden als geeignete Bündelung der bisherigen Ansätze zum Thema „H2 als Energiespeicher“, die im Jahr 2008 mit der VDE-Studie ihren Anfang gefunden hatten. Seitdem hat es wiederholt Workshops, Studien sowie erste Demonstrationsprojekte gegeben, die Ende 2011 in die Gründung der Plattform performing energy mündeten. Nun gilt es, die Technik und die Geschäftskonzepte so weit zu entwickeln, dass sie den Einsatz von Wasserstoff als Energiespeicher auch wirtschaftlich interessant machen. Nach Aussage von Ulrich Bünger vom LBST ist das Erreichen dieses Ziels noch vor 2025 wünschenswert.

f-cell: Neuer Ort, neue Zeit

Synergien schaffen – unter diesem Stichwort wollen die Organisatoren des f-cell-Symposiums einen Standortwechsel in Angriff nehmen. 2012 wird die Veranstaltung auf dem Gelände der Messe Stuttgart stattfinden, wo zeitgleich auch erstmalig die Battery+Storage – internationale Fachmesse für Batterie- und Energiespeicher-Technologien – von der Landesmesse Stuttgart GmbH organisiert wird. Sie tritt mit dem Ziel an, die europäische Leitmesse in dieser Branche zu werden. Mit dieser Zusammenlegung ändert sich auch der Termin der f-cell: Von Ende September verschiebt er sich auf den 8. bis 10. Oktober, wodurch sich die Dauer der Ausstellung um einen Tag verlängert. Peter Sauber erklärte diesen Schritt mit den Worten: „Für 2012 erwarten wir einen weiteren Zuwachs, sowohl bei den Teilnehmer als auch bei den Ausstellerzahlen. Damit wachsen wir über die Kapazitätsgrenzen des Haus der Wirtschaft hinaus.“ Von der Zusammenlegung beider Veranstaltungen an einen Standort erhofft sich Sauber „eine ungemein große Plattform, die international stark wahrgenommen wird.“ Parallel zum f-cell-Symposium wird die Peter Sauber Agentur zudem einen Fachkongress für Batterie- und Energiespeicher-Technologien organisieren. Darüber hinaus wird am 10. Oktober der e-mobil BW Technologietag stattfinden und Mobilitätslösungen der Zukunft präsentieren. Dr. Walter Rogg, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS), freute sich: „Die Veranstaltungen stärken sich gegenseitig.“

Fakten und Physik beim 15. EFCF in Luzern

1994 hat Ulf Bossel das European Fuel Cell Forum (EFCF) ins Leben gerufen und 17 Jahre lang geleitet. In all den Jahren hielt er nie mit seiner Meinung hinter dem Berg, dass er Wasserstoff für keinen geeigneten Energiespeicher hält. Entsprechend stark war das Luzerner Forum thematisch ganz auf Brennstoffzellen ausgerichtet. Seit August 2010 obliegt die Kongressleitung nun Olivier Bucheli und Dr. Michael Spirig. Gemeinsam mit anerkannten Wissenschaftlern wollen die beiden Enddreißiger das EFCF thematisch neu ausrichten und auch für Wasserstoff öffnen.
Vom 28. Juni bis 1. Juli 2011 fand erstmals die „internationale Konferenz für Brennstoffzellen und Wasserstoff“ unter der neuen Führung statt. Der inhaltliche Schwerpunkt dieses 15. European Fuel Cell Forums lag zwar auf PEM-Brennstoffzellen, in den rund 120 Vorträgen ging es jedoch auch um Wasserstoff. Olivier Bucheli erklärte: „Wasserstoff ist ein sehr wichtiger Teil.“ Der Vorsitzende des EFCF-Beirats, Dr. Robert Steinberger-Wilckens, fügte ‚einschränkend’ hinzu: „Wasserstoff muss grün sein.“ Der Chairman der Veranstaltung, Prof. Dr. K. Andreas Friedrich vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), sagte, beim EFCF werde ein „ganzheitlicher Ansatz für Wasserstoff und Brennstoffzellen“ verfolgt. Es solle ein Gesamtbild darstellen werden, bei dem sowohl wissenschaftliche Forschung als auch praktische Anwendungen beleuchtet werden.
Wissenschaftliche Ausrichtung
Bucheli und Spirig machten zudem deutlich, dass die Veranstaltung weiterhin ihre Unabhängig pflegen und ihr Fokus trotz einiger konzeptioneller Veränderungen nach wie vor auf „Fakten und Physik“ liegen werde. Gegenüber anderen Konferenzen, die sich nach Meinung von Olivier Bucheli stark an wirtschaftlichen Gesichtspunkten orientieren, versuchte sich der neu ernannte EFCF-Präsident abzugrenzen. Er sagte: „Wir wollen keine rein kommerziellen Vorträge. Die Inhalte sind wissenschaftlich.“
Begleitend zur Konferenz präsentierten knapp ein Dutzend Aussteller ihre neuesten Entwicklungen im Kultur- und Kongress-Zentrum Luzern (KKL), Schweiz. Die insgesamt knapp 200 Teilnehmer aus 25 Ländern konnten beispielsweise in Kontakt treten mit der Belenos Clean Power Holding, die 2007 vom mittlerweile verstorbenen Swatch-Eigner Nicolas Hayek gegründet worden war. Belenos arbeitet derzeit gemeinsam mit dem schweizerischen Paul-Scherrer-Institut (PSI) an einem neuen 25-kW-Brennstoffzellen-Hybridsystem, das mit Wasserstoff und reinem Sauerstoff betrieben wird. Es soll dazu beitragen, dass eine 63 Quadratmeter große Photovoltaikanlage demnächst einen Kleinwagen über jährlich 13.000 Kilometer mit Energie versorgen kann.
Außerdem war ein Servierwagen im Betrieb zu sehen. Die Minibar verfügt über einIndependent Hydrogen Power System (IHPos) der CEKAtec AG, eine BZ-Einheit, die die Kaffeemaschine sowie den Getränkekühler dauerhaft mit Strom versorgt. Praktische Erfahrungen konnten Interessenten mit der aktuellen Version der Hydroxy 3000 sammeln. Der Elektro-Katamaran, an dem auch schon Michael Spirig 2005 forschte, wird derzeit vom Energieinstitut der Ingenieurshochschule des Kantons Vaud (HEIG-VD) weiterentwickelt und getestet.
Im nächsten Jahr, beim 10. European SOFC Forum (26. bis 29. Juni 2012), wird der inhaltliche Schwerpunkt gemäß dem zweijährigen Wechselturnus auf Hochtemperatur-Brennstoffzellen liegen. Dort werden 600 Teilnehmer und 30 Aussteller erwartet.

Energiewende – Wort oder Unwort des Jahres?

myFC präsentiert Powertrekk

Der Bereich der kleinen, portablen Elektrogeräte machte in den vergangenen Jahren vorrangig mit Ankündigungen von sich reden, ließ dann aber kaum Taten folgen. Auch über myFC wurde schon berichtet (s. HZwei-Heft Jan. 2008). Mitte Februar präsentierten die Schweden auf dem Mobile World Congress 2011 in Barcelona ihr neustes Produkt: Powertrekk. Hierbei handelt es sich um ein handliches, tragbares Aufladegerät für Mobiltelefone, das über eine Brennstoffzelle sowie einen Lithium-Ionen-Akku verfügt und über ein USB-Kabel mit anderen Geräten (Leistungsaufnahme: max. 3 W) verbunden werden kann. Die PEM-Brennstoffzelle, die auf der nur 3 mm dicken FuelCellStickerTM-Technologie von myFC basiert, kommt ohne Pumpen und Lüfter aus, läuft also im Passivmodus. Der Energiespeicher, der Powerpukk, ist ein auswechselbares Einwegmodul mit 1.000 mAh, das erst durch die Zugabe einer geringen Menge Wasser aktiviert wird. Dieses Modul versorgt die Brennstoffzelle, die den Akku (1.600 mAh) innerhalb von drei Stunden auflädt. Der Akku kann zudem über einen PC-Anschluss aufgeladen werden. Björn Westerholm, der myFC-Geschäftsführer, sagte: „Brennstoffzellenstrom wird sofort generiert, und der Ladevorgang hängt nicht vom Wetter ab. Im Vergleich zu batteriebetriebenen Reiseladegeräten sorgt Powertrekk für einen zuverlässigen Ladevorgang, weil die Brennstoffzellenpakete sich nicht verbrauchen.“ Powerpukk-Module sind recyclebar und können in Flugzeugen mitgenommen werden. Der Markteintritt könnte noch dieses Jahr erfolgen. Der mögliche Verkaufspreis soll unter 200 Euro liegen.

preloader