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Beitrag von Sven Geitmann

4. Mai 2021

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Deutsch-französische Wasserstoffkooperation

Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Potenziale

Philippe Boucly - Präsident France Hydrogène
© France Hydrogène

Zur nächsten Präsidentschaftswahl im Jahr 2022 will Frankreich wieder das Wirtschaftswachstum von 2019 erreicht haben. Mit dem 100-Mrd.-Euro-Wiederaufbauprogramm „France Relance“ (Aufschwung Frankreich) will die französische Regierung nach dem Corona-Lockdown die Wirtschaft stimulieren. 2 Mrd. Euro aus dem Programm sind in den kommenden zwei Jahren für Wasserstoffprojekte vorgesehen. Insgesamt will die französische Regierung bis 2030 7 Mrd. Euro in den Energiespeicher investieren. Auch der deutsche Staat will seine Akteure unterstützen, und zwar mit 9 Mrd. Euro. Diese finanziellen Anreize und vor allem die Ambitionen beider Länder, eine führende Position in der zukünftigen H2-Wirtschaft einzunehmen, verstärken auch die Bestrebungen französischer und deutscher Unternehmen, miteinander zu kooperieren.

2018 versprach der damalige französische Umweltminister Nicolas Hulot 100 Mio. Euro über drei Jahre für die Wasserstoffbranche. Im September 2020 stellte Umweltministerin Barbara Pompili gemeinsam mit Wirtschaftsminister Bruno Le Maire und dem Präsidenten des französischen Wasserstoffverbandes France Hydrogène, Philippe Boucly, die Nationale Strategie für die Entwicklung von CO2-freiem Wasserstoff (Stratégie nationale pour l’hydrogène décarboné) vor.

Die ersten 2 Mrd. Euro, vorgesehen für die nächsten zwei Jahre, kommen aus dem Wirtschaftssanierungsplan France Relance und sollen zunächst die Dekarbonisierung der Industrie voranbringen. Weitere 5 Mrd. Euro sollen bis 2030 in die französische Wasserstoffwirtschaft investiert werden, um in den kommenden zehn Jahren Elektrolysekapazitäten von 6,5 GW aufzubauen und 600.000 Tonnen grünen Wasserstoff zu produzieren.

Die erste von drei Prioritäten der französischen H2-Strategie ist also zunächst die Dekarbonisierung der Industrie durch den Bau von Elektrolyseuren, die später mit erneuerbaren Energien betrieben werden können. Laut Umweltministerium sollen 20.000 der 145.000 Tonnen Wasserstoff, die derzeit in der Industrie genutzt werden, bis 2023 durch Elektrolyse hergestellt werden.

Die zweite Priorität ist die Entwicklung sauberer Mobilität unter Verwendung von dekarbonisiertem Wasserstoff. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Entwicklung wasserstoffbetriebener Nutzfahrzeuge (Lieferwagen, Lkw, Müllwagen) und Schienenfahrzeuge für nicht elektrifizierte Bahnstrecken. Fast eine Milliarde Euro ist bis 2023 dafür vorgesehen.

An dritter Stelle steht die Unterstützung von Forschung, Innovation und Wirtschaftszweig- sowie Kompetenzentwicklung, mit besonderer Betonung auf „im eigenen Land“. Um sich nicht – wie bei den Photovoltaikmodulen – von ausländischen Unternehmen abhängig zu machen oder chinesische Produzenten zu subventionieren, möchte die Republik die Wertschöpfung vor Ort, also in Frankreich, fördern.

Die Wasserstoffstrategie der Regierung kann sich dabei auf viele große Industriefirmen und Energieversorger, engagierte Regionen und innovative Start-ups stützen, die alle an der kommerziellen Entwicklung der Wasserstoffproduktion und -nutzung interessiert sind. Ähnlich wie in Deutschland gibt es auch in Frankreich bereits viele Gegenden, in denen Wasserstoff ein Hoffnungsträger für die wirtschaftliche regionale Entwicklung ist: Auvergne-Rhône-Alpes (Zero Emission Valley), Bretagne, Bourgogne-Franche-Comté, Grand Est, Hauts-de-France, Occitanie, Provence-Alpes-Côte d’Azur, um nur einige zu nennen.

Im Oktober 2020 erfolgten die ersten zwei Ausschreibungen: „Technologische Bausteine und Demonstratoren“ (Briques technologiques et démonstrateurs) und „Territoriale Wasserstoff-Ökosysteme“ (Ecosystèmes territoriaux hydrogène). Für diese können jetzt Förderanträge bei der französischen Agentur für Umwelt und Energie (ADEME) gestellt werden. Besonders die zweite Ausschreibung zielt auf die Bildung von Konsortien, die lokale Behörden und die Industrie in einem Gebiet zusammenbringen, ab.

Französisches Wasserstoff-Komitee

Ähnlich wie es in Deutschland seit vergangenem Sommer einen Wasserstoffrat gibt, existiert seit Anfang Januar 2021 ein französisches Wasserstoff-Komitee. Dieses Gremium setzt sich – abgesehen von Philippe Boucly, dem France-Hydrogène-Präsidenten – fast ausschließlich aus Industrievertretern zusammen, die jeweils das strategische Komitee ihrer Branche vertreten. Mit dabei sind der Bergbau- und Metallurgiesektor, vertreten durch Philippe Darmayan von Arcelor Mittal, der Chemiesektor, vertreten durch Frédéric Chalmin von KemOne, der Luftfahrtsektor, vertreten durch Jean-Brice Dumont von Airbus, die Meeresindustrie, vertreten durch Hervé Guillou, die Automobilindustrie, vertreten durch Patrick Koller von Faurecia, der Eisenbahnsektor, vertreten durch Henri Poupart-Lafarge von Alstom, und die Baubranche, vertreten durch Guy Sidos von Vicat.

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Autorin: Uta Mummert

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