Hzwei Blogbeitrag

Beitrag von Sven Geitmann

1. Dezember 2020

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Müllabfuhr auf sauberen Sohlen

Große Nachfrage nach elektrischen Müllfahrzeugen

Müllabfuhr betrieben mit erneuerbarer Energie "Bluepower"
BZ-Müllabfuhr von Faun
© FAUN

Unter den Spezialanwendungen im Nfz-Sektor nehmen die Abfallsammelfahrzeuge eine besondere Stellung ein, da sie neben dem Antrieb auch für die Müllsammlung eine Energieversorgung benötigen. Brennstoffzellenlösungen gelten bereits seit vielen Jahren als hierfür besonders gut geeignet, da sie neben dem effizienten Betrieb auch einen geräuscharmen Einsatz in Wohngebieten ermöglichen. Die Berliner Stadtreinigung (BSR) erprobte bereits 2011 ein erstes Modell (s. HZwei-Heft Okt. 2011), dessen Ladeanlage über eine Brennstoffzelle mit Energie versorgt wurde. Inzwischen ist die zweite Generation im Test. Im August 2020 gab die Faun Umwelttechnik GmbH & Co. KG bekannt, jetzt die Serienproduktion starten zu wollen.

Faun ist kein klassischer Fahrzeugbauer, sondern ein „Aufbauhersteller“, also ein Unternehmen, dass verschiedenste Aufbauten für Lkw produziert. Um einen leisen, elektrischen Betrieb mit Wasserstoff gewährleisten zu können, bauen die Techniker H2-Tank, Brennstoffzellensystem, Elektromotor, Akku und Regeltechnik in Mercedes-Lastwagenrohlinge ein. Dem Weser-Kurier erklärte Entwicklungschef Georg Sandkühler: „Wenn Sie erst den Verbrennermotor, das Getriebe und andere Bauteile entfernen müssen, lohnt der Umbau nicht.“

Die Leistung der Brennstoffzellen ist mit maximal drei Modulen à 30 kW zwar vergleichsweise niedrig, aber da für die Lastspitzen der Hochvolt-Akku (Lithium-Eisen-Phosphat – LiFePo; 85 kWh) zuständig ist, kann das BZ-System eher als Range-Extender fungieren. Dank Bremsenergierückgewinnung (Rekuperation) sind auf diese Weise zwei Sammeltouren mit jeweils 10 t Müll realisierbar.

Die Entwicklung dieses Bluepower-Konzepts wurde im Rahmen des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NIP) mit etwa einer halben Million Euro vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur gefördert. Es handelt sich dabei um eine Weiterentwicklung der Dualpower-Strategie, an der Faun bereits seit 2006 arbeitet. So testete die Berliner Stadtreinigung von 2011 bis 2013 im Alltagsbetrieb ein Müllsammelfahrzeug von Faun, dessen Ladeanlage über ein Brennstoffzellensystem der Firma Heliocentris mit Energie versorgt wurde (s. HZwei-Heft Okt. 2011).

Das daraus resultierende Konzept ist sowohl für Müllfahrzeuge als auch für Kehrmaschinen anwendbar und wurde 2018 auf der IFAT in München vorgestellt, wo sich Bundesumweltministerin Svenja Schulze sehr angetan davon zeigte. Den Prototyp des BZ-Müllfahrzeugs präsentierte das inhabergeführte mittelständische Unternehmen im Januar 2020 gemeinsam mit Mercedes.

Zunächst sind die Stückzahlen dieser Bluepower-Hybrid-Modelle noch überschaubar: Ein Fahrzeug ging im August 2020 für zunächst 14 Wochen testweise bei der Abfalllogistik Bremen GmbH (ALB) in den Einsatz, um Verbräuche, Stabilität und Durabilität zu erfassen. Die erhobenen Daten sowie die Einschätzungen der Fahrer fließen dann in die Optimierung der Fahrzeuge. „Das Fahrzeug muss auf Herz und Nieren geprüft werden. Das geht nur in Zusammenarbeit mit einem Entsorger“, hieß es dazu von Faun.

Bis Ende 2020 sollen dann rund 20 Exemplare von Osterholz-Scharmbeck an reguläre Kunden ausgeliefert werden. Allein sechs hat die BSR bestellt. 2021 könnte die Produktion insgesamt etwa 100 umfassen.

„Wasserstoff aus regenerativen Energien soll ein Zukunftscluster in Bremen werden. Mit der Abfalllogistik Bremen und der Bremer Straßenbahn AG haben wir zwei Unternehmen, mit denen wir diese Technik erproben können. Ein echtes Zukunftsthema!“

Dr. Maike Schaefer, Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau

„Wir bringen eine Technik auf den Markt, die funktioniert und eine kleine Revolution auf unserem Entsorgungsmarkt geben wird.“

Burkard Oppmann, Faun-Geschäftsführer

Die BZ-Lastwagen sind zwar rund dreimal so teuer wie Dieselfahrzeuge, verbrauchen aber nur halb so viel Energie wie herkömmliche Modelle. Außerdem sei die Nutzungsdauer länger, so Faun. Und über Fördermittel können die Anschaffungskosten von einer Dreiviertelmillion Euro merklich reduziert werden. Bernd Heid von der Unternehmensberatung McKinsey geht davon aus, dass „Wasserstoff-Trucks im Jahr 2027 erstmals günstiger sein werden als Diesel-Lkw“.

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Kategorien: Allgemein

2 Kommentare

  1. Franz H. Möbius

    Entschuldigung, aber die Problematik der Müllabfuhr ist nicht nur der sensorgesteuerte Greifarm der in verwinkelten, zugeparkten Gassen scheitert sondern das ständige stop-and-go an jeder einzelnen Mülltonne eines tonnenschweren Müllfahrzeugs.Vor Jahrzehnten erinnere ich mich auf einer Hannover Messe-Nutzfahrzeuge auf einem Fahrsimulator auf Anhieb 30% Energieersparnis erzielt zu haben. Das System von Wapco(?) auf hydraulikbasis hat aber anscheinend niemand interessiert, mit Batterien geht das heute sicher eleganter, ob dann auch noch ein bischen H2-FC-Antrieb dazu kommt- von mir aus…

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  2. Arno A. Evers

    Solange für den Betrieb von Müllabfuhr-Fahrzeugen immer noch mehr als eine Person benötigt wird, ist alles andere irrelevant.
    In Deutschland fahren seit Ur-Grossvaters-Zeiten hinten mindestens zwei Leute mit,
    die von Hand die an den Straßenrand stehenden Mülleimer auf das Fahrzeug stellen
    um diese dann hydraulisch in den Behälter kippen zu lassen.
    Dann werden die Müll-Eimer ebenfalls von Hand wieder zurück an den alten Platz geschoben.
    Das ist ein Anachronismus, der in dieser Form wohl nur noch in Deutschland möglich ist. In vielen anderen Ländern der Welt sitzt nur noch der Fahrer in Müllfahrzeug,
    die vollen Müll-Behälter werden automatisch aufgenommen und in`s Fahrzeug gekippt.
    In meiner “zweiten” Heimat Spanien geschieht dies seit Jahrzehnten und sogar täglich, meisten nachts um Mitternacht.
    Die CO2- und Lärmeinsparungen sowie die eingesparte Man-Power kann kein Wasserstoff-Vehikel mit seiner schlechten Umwandlungs-Effektivität jemals aufholen.

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