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Beitrag von Sven Geitmann

3. Juli 2019

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Neue Akteure im Brennstoffzellensektor

Betritt jetzt die große Bühne: Ola Källenius.
Betritt jetzt die große Bühne: Ola Källenius.

Die Zeichen sind deutlich: Große Hersteller klassischer Verbrennungsmotoren verabschieden sich gerade allmählich von ihren angestammten Betätigungsfeldern und investieren in Wasserstofftechnik.

So stieg beispielsweise im März 2019 MAN Energy Solutions, ein klassischer Bus- und Lastwagenbauer und gleichzeitig Tochterunternehmen des Volkswagen-Konzerns (bis 2018 MAN Diesel & Turbo), mit 40 Prozent der Firmenanteile beim Elektrolyseurhersteller H-Tec Systems ein. Deutz, über Jahrzehnte hinweg der Inbegriff für große fossilbetriebene Verbrennungsmotoren, kooperiert jetzt mit Keyou und arbeitet fortan an Wasserstoffaggregaten.

Aber auch andere Großkonzerne bringen sich allmählich in Stellung – sowohl in der Gasbranche als auch in der Automobilindustrie: Fast zeitgleich mit den oben geschilderten Neuigkeiten verkündete das Gaseunternehmen Linde, dass es in Wien eine neue Tochtergesellschaft namens Linde Hydrogen FuelTech GmbH ins Leben ruft.

Kurz darauf vermeldete der Automobilzulieferer Bosch, dass er zukünftig Brennstoffzellen bauen werde, und zwar in großer Stückzahl. So könnte im BZ-Sektor etwas entstehen, das vergleichbar wäre mit der Akkumulatorenfabrik, die seit Monaten im Gespräch ist, aber nicht wirklich vorankommt.

Selbst bei den ehemaligen Mineralölkonzernen tut sich etwas: So verkündete Shell-Vorstand Maarten Wetselaar im März 2019: „Wir wollen der größte Stromversorger der Welt werden.“ Neben dem bisherigen Öl-, Gas- und Chemiegeschäft soll in den nächsten Jahren das Stromgeschäft zu einer vierten Säule ausgebaut werden. Diese Ansage bedeutet nichts anderes, als dass hier innerhalb eines Konzerns das realisiert werden könnte, was in der Energiebranche bisher nur angedacht, aber kaum umgesetzt wurde: die Sektorenkopplung.

Unternehmen wie Shell, die dann sowohl Zugriff auf das Gasnetz als auch auf Solar- und Windkraftanlagen haben, können mithilfe von Wasserstoff als Zwischenspeicher in großem Maßstab Energie von einem Sektor zum anderen transferieren. Wichtige Wirtschaftszweige wie die Raffinerie- und Stahlbranche sind bereits mit von der Partie.

Demgegenüber gerät die Gasbranche aktuell etwas ins Hintertreffen: Während auf der einen Seite die Stromer für die sogenannte „all-electric-world“ die Einrichtung einer „Kupferplatte“ in Deutschland forderten, um Ökostrom besser verteilen und Elektroautos überall laden zu können, bekamen auf der anderen Seite die Gaser zunehmend Muffensausen, weil sie – berechtigterweise – befürchten mussten, dass ihr Gasnetz zukünftig überflüssig werden könnte.

Nun wird zwar mit Sicherheit nicht gleich die gesamte Gasinfrastruktur von heut auf morgen deinstalliert, aber die Gasverbände müssen sich die Frage gefallen lassen, ob sie nicht zu lange an fossilem Erdgas festgehalten und somit ein großes Maß an Gestaltungsspielraum abgegeben haben. Der DVGW ist zwar jetzt eine Kooperation mit dem DWV eingegangen, aber eine aktive, transparente Mitarbeit ist bislang noch nicht klar zu erkennen. So schaffte es der DVGW beispielsweise nicht, einige kritische Fragen seitens der HZwei-Redaktion zur Motivation und den Zielen des Verbands zu beantworten.

Es dürfte somit spannend werden, zu beobachten, wie sich der Gassektor zukünftig weiterentwickelt. Insbesondere bei den Gaseherstellern stehen neue Herausforderungen an, da die übergroßen ehemaligen Mineralölkonzerne in deren angestammte Geschäftsbereiche drängen. Es gibt Stimmen, die unterstellen, auch dies sei einer der Gründe gewesen, warum die Gaseunternehmen in der Vergangenheit den Wasserstoffsektor nicht wirklich gepusht hätten.

Während aber auf der einen Seite immer mehr Firmen den H2– und BZ-Sektor für sich entdecken, scheint bei deutschen Automobilherstellern der Wissensverlust weiter voranzugehen. Da insbesondere im Stuttgarter Raum viele einst im BZ-Sektor Beschäftigte den dortigen Autobauer verlassen und zu Zulieferern wechseln, stellen sich einige Beobachter bereits die Frage, ob und wie diese Abwanderung von Know-how jemals wieder kompensiert werden kann.

Die Antwort darauf wird nun Ola Källenius, der neue Vorstandsvorsitzende der Daimler AG, finden müssen. Nachdem sein Vorgänger Dieter Zetsche im Mai 2019 nach dreizehn Jahren den Chef-Sessel abgegeben hat, obliegt es jetzt dem Schweden, zu entscheiden, ob und ab wann serienmäßig Brennstoffzellenautos mit Stern nicht nur in begrenzter Stückzahl verleast werden, sondern in Masse auf den Markt kommen.

Kategorien: Allgemein

1 Kommentar

  1. siegmar koehler

    ea ist bedauerlich, dass man die verantwortlichen politiker dür ihre vorgehensweise laut grundgesetz nicht zur verantwortung ziehen kann.
    sie werden dafür noch mit fetten diäten und pensionen belohnt !!!
    glyphosat-schmidt, dobrindt, scheuer oder klöckner sind ein paar der strohmänner und frauen.
    für die zukunft unserer kinder und enkel.
    beste grüsse
    siegmar koehler

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