Hzwei Blogbeitrag

Beitrag von Sven Geitmann

26. Februar 2015

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Zu viele eRoaming-Plattformen verderben den Brei

Im Detail sieht ein Ladevorgang bei e-clearing.net zukünftig so aus: Der Nutzer eines Elektrofahrzeugs hält seine Kundenkarte an das Lesegerät der Ladestation, damit diese ausgelesen werden kann. Das IT-System gleicht die Kartennummer mit der Datenbank des Ladesäulenbetreibers ab. Ist der Kunde dort nicht registriert, fragt das IT-System (Backend) automatisch mit der Kartennummer bei e-clearing.net an. Daraufhin wird live bei den angebundenen Mobilitätsanbietern und weiteren E-Roaming-Plattformen nachgeforscht. Sobald der Kundennummer von einem dieser Anbieter Authentifizierungsdaten zugeordnet werden konnten, erfolgt die Freigabe, so dass der Ladevorgang starten kann.
Erklärtermaßen betreiben die Initiatoren diese Plattform ohne eine Gewinnerzielungsabsicht: „Finanzieren soll sich e-clearing.net über die Mitgliedsbeiträge der angeschlossenen Teilnehmer, die auf Basis der entstehenden Kosten erhoben werden.“ Hinrichs bringt es auf den Punkt: „Je mehr Mitglieder es gibt, desto geringer sind die Beiträge.“
Parallel dazu stellten auch die vier Schaufenster Elektromobilität ihre Lösung, die gemeinsam mit Hubject erarbeitet wurde, während der eCarTec vor. Nachdem zuvor „nur“ drei Schaufenster vernetzt waren, deckt diese Initiative durch die Beteiligung der Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg jetzt 80 Prozent der derzeit über 4.400 öffentlichen Ladepunkte (mehr als 2.000 Ladestationen) ab. Kai Florysiak, Geschäftsführer der Metropolregion erklärte: „Elektromobilität muss einfach und verlässlich sein. Dazu leisten wir durch die enge schaufensterübergreifende Zusammenarbeit einen entscheidenden Beitrag.“ Auch Matthias Machnig, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, stimmte dem zu: „Eine vernetzte, öffentlich zugängliche und von jedermann nutzbare Ladeinfrastruktur ist ein wichtiger Beitrag für den Markthochlauf der Elektromobilität in Deutschland und zugleich ein wichtiges Signal für den Innovationsstandort Deutschland.“
De facto ist es so, dass Hubject mit seiner intercharge-Plattform und e-clearing.net zueinander konkurrierende Angebote darstellen, weil es für die E-Auto-Fahrer am einfachsten wäre, wenn sie tatsächlich nur noch eine einzige Karte oder eine einzige App zur Aufladung ihrer Autoakkus benötigen würden. Die verschiedenen Plattformbetreiber bemühen sich daher darum, möglichst viele Partner einzubinden, da mittelfristig kleine Einzellösungen kaum überlebensfähig sein werden. Andreas Pfeiffer spricht daher lieber von „Marktpartnern“, nicht von „Konkurrenten“. Der Hubject-Geschäftsführer erklärte: „Ich sehe es tatsächlich nicht so, dass e-clearing.net Wettbewerb wäre.“ Stattdessen beteuerte er: „Wir wollen gemeinsam wachsen. […] Jede einzelne Plattform trägt zu einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur in Europa bei und verbessert somit das Angebot für Elektroautofahrer.“
Codenummern für E-Autos
Seit März 2014 vergibt der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) einheitliche Identifikationsnummern für Elektromobilität, damit den Fahrern von Elektroautos zukünftig ein möglichst einfacher Zugang zu den Ladesäulen im öffentlichen Raum ermöglicht werden kann. Für die Codenummernvergabe soll in Abstimmung mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi), das dieses Verfahren über das Technologieprogramm „IKT für Elektromobilität“ fördert, sowie den beteiligten Industriepartnern ein kostendeckendes Entgelt erhoben werden. Im ersten Jahr liegt die Registrierungspauschale bei 90 Euro, anschließend beträgt die jährliche Verwaltungspauschale 40 Euro. Unklar ist allerdings bisher, wie das Thema Datenschutz behandelt wird, da über die Datenauslesung komplette Bewegungsprofile eines jeden Elektrofahrzeugs erstellt werden könnten.
Dieser Text vom Autor Sven Geitmann ist erschienen in der Januar-Ausgabe der Zeitschrift HZwei.

2 Kommentare

  1. Marlou de Jong

    Ausführiges Artikel zum Thema Roaming! Sie haben ein wichtiges aber kompliziertes Thema klar beschrieben. Hoffentlich ist es bald so weit, dass man mit einer Ladekarte (oder mit einem anderen Zugangsmedium) überall laden kann!

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  2. Starkstrompilot

    so ein Krampf! Roaming – wenn ich das schon höre. Ich will gar keine Karte. Brauch ich an der Benzintankstelle ja auch nicht. Warum geht das nicht wie bei den Nachttankstellen. EC-Karte durchziehen, los geht’s. Alles andere wird nicht zur allgemeinen Akzeptanz führen.
    Alle Säulenbetreiber schreien immer nach Einheitlichkeit, meinen damit aber ihr System und betreiben denselben Protektionismus mit ihrem Kartenwirrwarr wie ihre Konkurrenten.

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