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Beitrag von Sven Geitmann

2. April 2020

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Krise als Chance für mehr Nachhaltigkeit

Screenshot der Hannover-Messe-Homepage
Screenshot der Hannover-Messe-Homepage

Die Verschiebungen und Absagen diverser Veranstaltungen hat auch für die Energiebranche weitreichende Folgen – keine Produktpräsentationen, keine Diskussionsforen, kein Networking. Gleichzeitig eröffnen sich momentan aber auch viele neue Möglichkeiten:

Dank der Digitalisierung werden Präsentationen jetzt digital online statt live vorgetragen. Statt Face-to-Face-Gesprächen wird wieder mehr telefoniert, werden Webinare und Videokonferenzen durchgeführt. Weniger Fahrtwege und Dienstreisen schaffen mehr Zeit für andere Dinge und schonen zudem die Umwelt.

Trotzdem stellt sich die Frage: Was tun, wenn beispielsweise die Hannover Messe, auf der die neuste Entwicklung medienwirksam vorgestellt werden sollte, ausfällt?

Voraussichtlich wird sich erst in den kommenden Wochen und Monaten zeigen, ob – wie zunächst angekündigt – diese Termine einfach nur verschoben werden. Derzeit ist mehr als fraglich, ob Veranstaltungen im Sommer oder Herbst nachgeholt werden können – oder ob sie dieses Jahr ganz ausfallen, so wie jetzt die Hannover Messe sowie die Olympiade. Man darf somit gespannt sein, ob beziehungsweise inwieweit das Internet und die Digitalisierung nebst neuster Kommunikationswege akzeptable Alternativlösungen anbieten können.

Egal wie, den Hochlauf der Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnik wird das Corona-Virus weder aufhalten noch verhindern. Etwas verzögern, ja. So wurde auch die Diskussion über die Nationale Wasserstoffstrategie (NWS) im Bundeskabinett verschoben – mal wieder. Hier ist also erneut Geduld gefragt. Beim Redaktionsschluss dieser Ausgabe stand noch nicht fest, wann die NWS im Kabinett auf die Tagesordnung kommen könnte.

Dennoch kann die bisherige Entwicklung getrost als unumkehrbar bezeichnet werden. Die öffentlich geführte Diskussion über den Werdegang der Energiewende und die Veränderungen in der Energieversorgung hat bereits dazu geführt, dass sowohl auf politischer Ebene als auch in der Bevölkerung die Erkenntnis gereift ist, ohne den Energiespeicher Wasserstoff wird es nicht gehen. Die Nationale Wasserstoffstrategie für Deutschland wird kommen, aktuell ist lediglich die Frage, was genau drin stehen wird.

Ähnlich ist es auf europäischer Ebene. Auch den anderen EU-Mitgliedsstaaten ist mittlerweile klar, dass die Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnik zukünftig eine zentrale Rolle spielen wird. Dementsprechend bereitet die EU-Kommission derzeit ein Konzeptpapier vor, das auf eine deutlich klimafreundlichere Industriepolitik abzielt – mithilfe von Wasserstoff.

Anfang März 2020 kündigte die Brüsseler Behörde an, gemeinsam mit den EU-Mitgliedstaaten sowie der Wirtschaft eine Wasserstoff-Allianz ins Leben rufen zu wollen. Die Rahmenbedingungen dafür wurden bereits angepasst, indem entsprechende Beihilfen genehmigt wurden (wichtige Projekte von europäischem Interesse – IPCEI). Die Clean Hydrogen Alliance könnte somit noch in diesem Sommer vorgestellt werden.

Es tut sich also so einiges momentan. Die Ziele hinsichtlich der zukünftigen Rolle von Wasserstoff sind dementsprechend ambitioniert – bei einigen Akteure im Energieversorgungssektor vielleicht sogar schon etwas überambitioniert. So ist bereits die Rede davon, dass Wasserstoff den Energieträger Braunkohle ablösen könnte – das ist wohlgemerkt die Aussage eines Vorstandsmitglieds eines Braunkohleunternehmens. Woanders hieß es, Deutschland könne ein Leitmarkt für Wasserstoff werden, so wie es die USA über 50 Jahre im Öl- und Gasbereich waren. Welch ehrgeiziger Vergleich.

Auch wenn derartige Vorstellungen aus heutiger Sicht noch etwas überzogen wirken, zeigen sie doch das Potential von Wasserstoff und die Richtung, in die es derzeit geht. Selbst eine Absage der olympischen Spiele in Tokio, wo Japan medienwirksam Brennstoffzellenfahrzeuge in Szene setzten wollte, dürfte dieser Entwicklung keinen Abbruch tun.

Nutzen wir also die aktuelle erzwungene Auszeit, um uns auf eine sauberere Zukunft vorzubereiten.

2 Kommentare

  1. Joe Schmidt

    Mal ehrlich – wenn ich so etwas lese:
    “So ist bereits die Rede davon, dass Wasserstoff den Energieträger Braunkohle ablösen könnte …” – denn stellen sich mir die Nackenhaare auf!
    Die einfache Erkenntnis, dass Wasserstoff nicht “abgebaut”, sondern als grüner Wasserstoff aus erneuerbaren Energien erst einmal hergestellt werden muss, sollte eigentlich eine solche Aussage verbieten.
    Klar, als sekundärer Energiespeicher gibt es schon seit langem positive Prognosen und interessante “Potentiale”.
    Nur wird dabei immer wieder vergessen, dass die Voraussetzung eben eine ausreichende Menge an nutzbarer erneuerbarer Energie – i.d.R. “grüner Strom” ist. Statt also von Zukunftsvisionen für H2 zu schwärmen sollten sich die Wasserstoffbefürworter erst einmal aufmachen, die Bremsklötze bei der EE-Stromerzeugung zu beseitigen.
    Sonst fällt auch der “Hochlauf der Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnik” (wieder einmal) ins Wasser.
    Mit Corona hat dies allenfalls am Rande zu tun …

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    • Dipl.-Ing. Theo Pötter

      Solarer Wasserstoff als Energieträger der Zukunft macht den Energieträger Braunkohle überflüssig.
      Aber wo soll der ganze Solarstrom für die Herstellung des solaren Wasserstoffs herkommen?
      zum Beispiel:
      xxx Windstrom aus Europa.
      xxx Solarstrom aus den Steinwüsten in Nordafrikas Sahara (z.B. Tunesien-Algerien …)

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