Hzwei Blogbeitrag

Beitrag von Sven Geitmann

9. Dezember 2013

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Brandenburg testet leisen Hybrid-Müllwagen

AWU-Müllwagen

Quelle: Volvo Group Trucks

Als der Müllwagen immer langsamer wurde und schließlich genau vor der Papiertonne stehen blieb, war auf der engen Straße in der Wohnsiedlung kein Vorbeikommen mehr – weder rechts noch links. Es blieb also nichts anderes übrig, als mit dem Auto langsam von Tonne zu Tonne hinterherzufahren. Irgendetwas war hier allerdings anders als bei anderen Müllfahrzeugen. An der fünften Tonne kam dann die Erleuchtung: Dieser Müllwagen war kaum zu hören – weder beim Tonnenentleeren noch beim Anfahren.
Auf den ersten Blick sah dieses Müllfahrzeug aus wie tausend andere Seitenlader, die im Einmannbetrieb Mülltonnen entleeren. Bei genauerem Hinsehen fiel aber der große Aufkleber an der Seite ins Auge, auf dem etwas von „Klimaschutz“ und „Hybridtechnologie“ stand. Und tatsächlich handelte es sich bei diesem Dreiachser um ein Elektromodell, einen Volvo-FE-Hybrid.
Der schwedische Lkw-Hersteller Volvo Trucks konstruierte diesen 234.000 Euro teuren Hybridmüllwagen gemeinsam mit dem Fahrzeugaufbauten-Hersteller Hüffermann Transportsysteme aus Neustadt an der Dosse. Anstelle eines Dieselmotors verfügt das Sammelfahrzeug über einen Parallel-Hybridantrieb. Stop&Go-Fahrten werden mit dem hohen Drehmoment des 120 kW leistenden Permanent-Magnetmotors rein elektrisch zurückgelegt. Erst ab einer Geschwindigkeit von mehr als 20 Stundenkilometern gibt die Steuerung, die Powertrain Management Unit (PMU), ein entsprechendes Signal, damit der 7,2-l-Dieselmotor einsteigt. Die PMU steuert auch die Gangwechsel des Zwölfganggetriebes, das Zu- und Abschalten der Antriebsquellen sowie die Aufladung des 600-Volt-Lithium-Ionen-Akkus. Stoppt der Müllwagen, schaltet der 250 kW leistende 6-Zylinder-Dieselmotor ab. Auf diese Weise kann eine ganze Siedlung rein elektrisch abgefahren werden (Reichweite: 2 km, Euro-5-Abgasnorm), so dass der Dieselverbrauch um 20 Prozent sinkt.
Das vollelektrische Müllpresswerk des finnischen Herstellers Närpes Trä & Metall (NTM) wird ebenfalls rein elektrisch betrieben, allerdings muss das dafür zusätzlich installierte Akku-Paket einmal am Tag an der Steckdose aufgeladen werden. Dieser Stromspeicher – ebenfalls mit Lithium-Ionen-Akkus – verfügt über ein eigenes Batteriemanagement-System und befindet sich platzsparend hinter dem Fahrerhaus des Rechtslenkers. Er versorgt den Elektromotor, der die Hydraulikpumpe der Schüttvorrichtung antreibt, mit ausreichend Strom für 18 Stunden Schütt- und Pressbetrieb. In zwei Schichten können so 2.800 Kippvorgänge realisiert werden.
Im Juli 2013 lieferte das Volvo-Group-Truck-Center aus Wildau das Fahrzeug an die Abfallwirtschafts-Union Oberhavel (AWU), wo es seitdem Papier und Pappe von privaten Haushalten einsammelt und zur Weiterverarbeitung in die Sortieranlage nach Velten transportiert. Uwe Hellmich, Verkaufsleiter des Volvo-Group-Truck-Centers, sagte: „Von unseren technisch ausgereiften Hybrid-Lkw profitiert die ganze Gesellschaft: die Umwelt dank geringerer Emissionen, die Bürger, weil der Lkw viel leiser unterwegs ist, und nicht zuletzt unsere Kunden aufgrund des deutlich geringeren Kraftstoffverbrauchs.“
„Wir versprechen uns davon Kraftstoffeinsparungen von mindestens 25 Prozent“, betonte Annette Fürstenberg, die Fuhrparkleiterin der Abfallwirtschafts-Union. Die Kohlendioxidemissionen werden um 30 Prozent, die Geräuschemissionen um die Hälfte reduziert. Da das Fahrzeug von 5:30 bis 22:00 Uhr im Einsatz ist, sind insbesondere die geringeren Lärmbelästigungen besonders wertvoll.
Die Erprobung dieser Technologie ist eingebettet in das Schaufenster Elektromobilität Berlin-Brandenburg (s. HZwei-Heft Apr. 2013), zu dem auch das Kernprojekt „Elektro-Abfallentsorgung“, eines von insgesamt 34 Kernprojekten, zählt.

2 Kommentare

  1. Günther

    Ich wette es gibt trotzdem Leute, die sich beschweren. Diesmal, weil sie nicht mehr hören, wann der Müll abgeholt wird bzw. die Tonne leer ist, um sie wieder reinzuschieben.

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  2. Achim Behrenwaldt

    SUPER ! Leider wrd die Einsparung von 25 % Diesel wohl nicht reichen, um die Mehrkosten des Fahrzeugs innerhalb des Abschreibungszeitraums zu finanzieren !?

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