Hzwei Blogbeitrag

28. Mai 2021

Titelbild:

Bildquelle:

Bio-LPG steht in den Startlöchern

Flüssiggastank

Im Neubau ist biogenes Flüssiggas mit Solar & Co. gleichgestellt

Seit mehr als zwei Jahren ist biogenes Flüssiggas als grüne Erfüllungsoption im Wärmemarkt gesetzlich anerkannt. Insbesondere im ländlichen Raum könnte sogenanntes Bio-LPG in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Zudem gibt es viele Pilotprojekte mit synthetischem Flüssiggas, das mithilfe von grünem Wasserstoff hergestellt wird. Eine Übersicht:

---------- Werbung ----------
HM Banner Superbanner 600x100

Uwe Thomsen, Familienunternehmer und Geschäftsführer von Propan Rheingas, ist unter die Schriftsteller gegangen. Zusammen mit zwei Co-Autoren hat er ein neues Buch im VDE-Verlag vorgelegt: „Flüssiggas und BioLPG in der Energiewende“. Denn für ihn sei Flüssiggas ein klar unterschätzter Energieträger, der immer wieder mit Vorurteilen und Nichtbeachtung zu kämpfen habe, sagte er bei der Buchvorstellung im Mai 2020.

Bio-LPG wird in Deutschland bereits seit 2018 im Wärmemarkt genutzt, weiß Thomsen. Dort sei es in energieeffizienten Heizgeräten, wie Brennwertthermen oder auch KWK-Anlagen, einsetzbar. Das Bio-LPG lässt sich aus Biomasse (z. B. pflanzlichen Rest- und Abfallstoffen) herstellen und reduziert den CO2-Ausstoß gegenüber herkömmlichem Flüssiggas (Liquefied Petroleum Gas = LPG) um bis zu 90 Prozent. Zudem befänden sich Pilotprojekte zur Produktion von treibhausgasneutralem, synthetischem Flüssiggas, das mithilfe von Ökostrom, Wasserstoff und CO2 erzeugt wird, in den Startlöchern, frohlockt Thomsen. Flüssiggas werde nun grün, sagt er.

---------- Werbung ----------
240313 VDI WF Maschinenbau Online Banner 300x250 V2

Demgegenüber entstehen Propan und Butan, die Hauptbestandteile von fossilem Flüssiggas, als Begleitgase bei der Förderung von Rohöl oder Erdgas und als Raffineriegase. „Aus ökologischen und ökonomischen Gesichtspunkten gilt es, diese Energieressourcen nicht zu verschwenden, sondern sie zu hochwertigem Flüssiggas zu veredeln“, erklärt Markus Lau. Er ist Leiter des Referats Technik des Deutschen Verbandes Flüssiggas e.V., kurz DVFG. Das Flüssiggas werde derzeit für Heiz- und Kühlzwecke, als Kraftstoff (Autogas), in Industrie und Landwirtschaft sowie im Freizeitbereich eingesetzt. Ein Energieträger, der CO2-Emissionen reduziert und schadstoffarm verbrennt, könne in Sektoren wie Mobilität und Wärme eingesetzt werden, wo es bisher kaum oder deutlich zu wenig CO2-Einsparungen gibt – wenn er denn künftig ganz grün werde.

Biogenes Flüssiggas als Autogas?

Denn das Ziel der Bundesregierung ist es, alle fossilen Rohstoffe bis 2050 weitgehend durch erneuerbare Alternativen zu ersetzen. Kohlenstoffhaltige Energieträger seien überall dort unverzichtbar, wo speicherfähige Energie dezentral gebraucht wird, betont Lau. „Erneuerbares Flüssiggas wird aufgrund seiner Eigenschaften zum Beispiel im Wärmemarkt des meist ländlichen, nicht erdgasversorgten Raumes als speicherbarer Energieträger eine dominante Rolle spielen – gerade weil es nicht an eine Leitung gebunden ist. Zudem werden mit erneuerbarem Strom generierte klimaneutrale Kraftstoffe (E-Fuels) – darunter erneuerbares Flüssiggas als Autogas – in Zukunft das batterieelektrische Angebot ergänzen“, prognostiziert er.

Bei der synthetischen Herstellung kohlenstoffhaltiger Energieträger mit grünem Wasserstoff werden bei vielen Syntheseprozessen (wie der Fischer-Tropsch-Synthese) kurzkettige Kohlenwasserstoffe generiert, die dann dem Markt als Flüssiggas zur Verfügung stehen, erwartet Lau. Hier konkrete Volumina zu schätzen ist laut dem DVFG nicht seriös möglich, da sich die wasserstoffbasierte Industrie erst im Aufbau befindet, ebenso wie der rechtliche Rahmen zur Förderung wasserstoffbasierter Energieträger noch im Entstehungsprozess ist.

Synthetisch hergestelltes Propan und Butan sind in ihren chemischen Eigenschaften identisch mit den konventionellen Gasen. Sie besitzen eine hohe Energiedichte, sind dezentral verfügbar, gut transportierbar und dauerhaft unter geringem Druck speicherfähig. „Der besondere Vorteil für synthetische Kraftstoffe und Brennstoffe: Sie können mittels der schon vorhandenen Anlagen, Logistik und Infrastruktur genutzt werden“, betont der Technikchef. Für die Wärmeerzeugung in Privathaushalten beispielsweise könnten weit verbreitete Technologien wie moderne Gasbrennwert-Heizungen verwendet werden. Im Bereich Mobilität könnten E-Fuels über das vorhandene Tankstellennetz (aktuell rund 7.100 Stationen bundesweit) angeboten werden.

Biogenes Flüssiggas ist noch neu

„Die vollsynthetische, aus erneuerbarem Strom erzeugte klimaneutrale Variante ist in der Erprobung und wird sich ihren Platz im Energiemix deutlich vor 2050 erobern. Bisher existieren zahlreiche Pilotanlagen, an denen das PtX-Verfahren stetig weiterentwickelt wird. Schon heute stehen einem Markthochlauf im industriellen Maßstab keine relevanten technischen Hürden mehr entgegen“, beurteilt Ingenieur Lau.

… Lesen Sie mehr in der aktuellen Ausgabe des HZwei

Autor: Niels Hendrik Petersen

Kategorien: 2021 | Allgemein

3 Kommentare

  1. Steven

    Genau, stoppen wir Nordstream und kaufen Gas woanders damit es mit schweren Tankern erstmal hierher geliefert werden muss, das ist ja völlig Klimaneutral.

    Antworten
  2. Alex S.

    Hier gibt es immer noch Ideen, die das Gehirn ausschließen.
    Hier wird immer noch von Verbrennern und Gasen gesprochen. Methan ist 25 mal schädlicher als CO2, Korrektur falls ich hier im falschen Film bin. Die anderen Gase (Propan usw.) sind also absolut ungefährlich?????
    Echt dieses Gerede von Gas ist total verwirrend.
    Was haben die Energiewende-Verhinderer von „Zukunft-Gas“ hier nicht verstanden.
    Die Verbrenner sind tot.
    Das sind wir diesem Planeten und unseren Nachfahren schuldig.
    Wir wollen unseren Nachfahren einen lebenswerten Planeten hinterlassen.
    Nordstream2 muss gestoppt werden.
    Wo bleibt hier das menschliche in den Köpfen der Vorstandsbosse/Aktionäre/Ökonomen?
    Okonomie muss der Ökologie weichen, sonst sterben wir über kurz oder lang.

    Antworten
  3. Joe Schmidt

    „Die vollsynthetische, aus erneuerbarem Strom erzeugte klimaneutrale Variante ist in der Erprobung … stehen … keine relevanten technischen Hürden mehr entgegen“.

    Auch wenn der Zeithorizont hier zumindest gleich bis 2050 erweitert wurde – mir fehlt der Hinweis auf den für Biogenes Flüssiggas /PtX zwingend notwendigen Ausbau der EE-Stromerzeugung. Denn irgendwo muss der klimaneutrale Strom für die klimaneutrale Varianten ja wohl herkommen.
    Es sind nicht so sehr die technischen Hürden – es sind vor allem die „energetischen Hürden“ die PtX momentan entgegenstehen.
    Ohne einen Strommix nahe 100% EE wird es m.M.n. diese Verfahren nicht in der Breite geben!
    Genau dort muss die Branche ansetzen und erst einmal diese notwendige Basis schaffen!

    Antworten

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

preloader