Hzwei Blogbeitrag

Beitrag von Sven Geitmann

1. September 2019

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Grünes Ammoniak im Tank

Funktionsweise Membran/SSAS.
Funktionsweise Membran/SSAS.

Das Forschungsbündnis Campfire will mit der Produktion von grünem Ammoniak und dessen Anwendung in emissionsfreien Antrieben den maritimen Sektor dekarbonisieren.

Mit einem innovativen Verfahren soll der kohlenstofffreie Energieträger aus Luft, Wasser sowie lokal erzeugten erneuerbaren Energien hergestellt und künftig als Schiffskraftstoff vorwiegend auf mittleren Distanzen, eingesetzt werden. Hierfür sind Routen auf der Ostsee ideal. Insofern war es naheliegend, dass sich das Bündnis aus insgesamt 31 Partnern aus Forschung, Wirtschaft und Politikberatung in der Küstenregion zusammengefunden hat.

Der Jubel war groß, als Campfire im vergangenen April als eine von 20 Innovationsinitiativen vom Bundesministerium für Bildung und Forschung für das Programm „WIR! – Wandel durch Innovation in der Region“ ausgewählt wurde. Schließlich wird die praktische Umsetzung der einzelnen Projekte in den kommenden knapp fünf Jahren mit bis zu 15 Mio. Euro gefördert. Gute Voraussetzungen also für tiefgreifende Innovationen. Die staatlichen Investitionen könnten sich künftig auszahlen: Es geht bei diesen Vorhaben der Spitzenforschung um nicht weniger als die Entwicklung neuer Technologiefelder und Lösungen für einen nachhaltigen Strukturwandel in Ostdeutschland.

Campfire hat für die Modellregion Nord-Ost, sie sich von Rostock bis ins polnische Stettin erstreckt, ein klares Konzept vorgelegt. Im Zentrum steht die dezentrale Speicherung erneuerbarer Energien sowie deren Verwertung im Verkehrssektor. Dabei kommt der Herstellung von grünem Ammoniak eine Schlüsselrolle zu: NH3 ist der perfekte Wasserstoffspeicher und besitzt aufgrund seines hohen Wasserstoffgehaltes von 108 g H2/l eine mit Methanol vergleichbare volumetrische Energiedichte [1]. Es lässt sich zudem leicht verflüssigen und kann nach den Erfahrungen in der chemischen Industrie, die mehr als hundert Jahre zurückreichen, sicher gespeichert, transportiert und gehandhabt werden. Ammoniak gehört die Zukunft – als kostengünstigem Treibstoff für eine emissionsfreie Schifffahrt, als Grundstoff für nachhaltigen Dünger sowie zur Nutzung in stationären Energieversorgungssystemen.

Bislang wird dieser Wertstoff ausschließlich nach dem Haber-Bosch-Verfahren industriell hergestellt. Doch der große Nachteil dieses Reaktionsprozesses, der vom Chemiker Fritz Haber und dem Unternehmer Carl Bosch bereits im Jahr 1910 zur Marktreife gebracht wurde, ist der gewaltige Einsatz von Energie und fossilen Brennstoffen. Da die Bindung zwischen den beiden Stickstoffatomen extrem stabil ist, muss sie unter hohem Druck und hohen Temperaturen von bis zu 550 °C aufgebrochen werden. Hinzu kommt, dass der für die Synthese benötigte Wasserstoff größtenteils aus dem in Erdgas enthaltenen Methan gewonnen wird. Fünf Prozent des weltweit geförderten Erdgases und zwei Prozent der Energieproduktion werden für die Ammoniakherstellung verbraucht.

weiterlesen im HZwei Juli-Heft

AutorInnen: Henning Kraudzun, Dr. Angela Kruth, Jens Wartman, Michael Steffen

3 Kommentare

  1. Thomas Malzer

    Hallo,
    ich möchte diese Technologie nutzen. Einige wenige verfahrenstechnische Eckdaten habe ich in Wikipida gelesen. Ich hätte aber gerne noch mehr darüber gewusst. Gibt es einen Forschungsbericht darüber, oder wie gedacht ist, diese Technik anzuwenden?
    Freundliche Grüße
    DI Thomas Malzer

    Antworten
  2. Peter Freygang

    Liebe Freunde,
    könnten Sie einen Teil Ihrer Forschungsarbeit nach Stralsund legen?
    Wenn praktische Umsetzung erfolgen soll, so bietet sich Lubmin an.
    Dort landet Strom aus den Ostseekraftwindkraftwerken nordöstlich von Rügen an.
    Herzliche Grüße aus Wolgast-

    Antworten

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