Hzwei Blogbeitrag

Beitrag von Sven Geitmann

12. Juni 2018

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Briten bauen Brennstoffzellen-Auto

Riversimple Rasa Rear Three Quarters High Res Web

Riversimple Rasa

Die kleine britische Ideenschmiede Riversimple beschreitet komplett neue Pfade, indem sie ihr Brennstoffzellenauto per Crowdfunding finanziert. Aber nicht nur hier betritt das mitten in Wales gelegene Start-up Neuland. Auch der Vertrieb soll anders laufen als bei der Konkurrenz.

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Bei ihrem ersten Crowdfunding-Aufruf, der im April 2017 endete, erzielte das 23 Mitarbeiter beschäftigende Kleinunternehmen über 1,28 Mio. Euro. Mit diesem Geld trieben die Ingenieure in der 5.000 Einwohner zählenden Ortschaft Llandrindod Wells die Entwicklung des Rasa weiter voran und konstruierten unter anderem ein Bio-Carbon-Chassis, in das Schichten aus Flachs eingewoben sind und das über „Schmetterlingstüren“ verfügt.
Für die Energieumwandlung setzten sie auf PEM-Brennstoffzellen-Stacks des Typs HyPM HD 8-200 von Hydrogenics. Da der Zweisitzer aufgrund seiner Bauweise extrem leicht ist (580 kg), reichen die 8,6 kW aus, allerdings stehen zusätzlich noch Super-Caps als Energiespeicher parat. Für den Vortrieb sorgen vier kleine Radnabenmotoren, die den Kleinstwagen in zehn Sekunden auf die Höchstgeschwindigkeit von rund 97 Stundenkilometern beschleunigen.
Ein besonderes Augenmerk legte der Gründer von Riversimple Hugo Spowers auf die Rekuperation: Über 50 Prozent der Bewegungsenergie werden während des Bremsvorgangs zurückgewonnen. Das Ziel sind 70 Prozent. Der dadurch vergleichsweise hohe Wirkungsgrad ermöglicht eine akzeptable Reichweite, wobei der Rasa vorrangig für Kurzstrecken konzipiert wurde. Potentielle Kunden sollen sich allerdings gar nicht um mögliche Hürden wie Betankung, Versicherung, Wartung und Kaufpreis Gedanken machen, denn Riversimple will sich selbst um alles kümmern und den Wagen nur gegen Gebühr vermieten.
Gegenüber der Welt sagte Spowers: „Die etablierten Hersteller versuchen, mit ihrem existierenden Modell weiterzumachen.“ Aber das funktioniere hier nicht, so der Firmenchef. Er erklärte: „Man kann mit dem regulären Geschäftsmodell kein Wasserstoffauto vermarkten.“ Der ehemalige Motorsport-Ingenieur möchte stattdessen ein wirklich nachhaltiges Fahrzeug bauen, das während der gesamten Nutzungszeit von im Schnitt 15 Jahren ausgiebig genutzt wird und so die vergleichsweise hohen Produktionskosten erwirtschaftet. Er rechnet mit Gesamtbetriebskosten in Höhe von rund 560 Euro im Monat.
Insgesamt hat Spowers bereits über 12,5 Mio. Euro in diese Idee investiert. 2 Mio. Euro wurden von der EU für einen zwölfmonatigen Test von 20 Rasa-Exemplaren in Monmouthshire zugesagt. Um diesen Zuschuss zu bekommen und die ersten zehn Beta-Test-Exemplare bauen zu können, sammelt Riversimple derzeit in einer neuerlichen Crowdfunding-Aktion Spendengelder ein. Aktuell fehlen jedoch noch 30 Prozent, um das erklärte Ziel von 1 Mio. Pfund zu erreichen.
2009 hatte Riversimple bereits ein ähnliches H2-Auto vorgestellt, das über eine 6-kW-Brennstoffzelle von Horizon Fuel Cell Technologies verfügte (s. HZwei-Heft Juli 2009).
Rasa ist die Abkürzung für „Tabula rasa“, lateinisch für „sauberer Schiefer“.

1 Kommentar

  1. Joe Schmidt

    Tja, da wäre es natürlich toll gewesen zu erfahren, was denn aus dem 2009 vorgestellten, ähnlichen H2-Auto geworden ist. Bis zum kaufbaren Produkt hat man es ja wohl nicht geschafft …

    Antworten

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