Lübesse Energie will Vorreiter werden

Lübesse Energie will Vorreiter werden

Projektrealisierung trotz Exytron-Pleite

Ursprünglich Ende 2023 sollte ein „emissionsfreies Taxonomie-Gaskraftwerk“ in Lübesse, einer Gemeinde in Mecklenburg-Vorpommern, in Betrieb gehen, aber wie bei so vielen Projekten gibt es Verzögerungen: Ein Projektpartner ging pleite, und nicht zuletzt die Preissteigerungen der letzten Jahre erforderten Umplanungen. Aber die Verantwortlichen blieben trotz aller Widrigkeiten dran und peilen jetzt 2025/2026 für den Produktionsstart an.

---------- Werbung ----------

Der offizielle Baustart für die Energiewandlungsanlage südlich von Schwerin erfolgte nach vier Jahren Vorbereitungszeit im März 2022. Gemeinsam mit Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Reinhard Meyer wurde damals hoffnungsfroh das Startsignal, ein symbolisches „Anbaggern“, für dieses Sektorkopplungsprojekt gegeben, im Rahmen dessen klimaneutrale synthetische Kraftstoffe (e-Fuels) hergestellt werden sollen.

Entgegen früheren Planungen wird jetzt allerdings kein Gaskraftwerk (BHKW) mehr errichtet. Das erzeugte Methan soll zur Produktion von regenerativem LNG (rLNG – liquefied natural gas – Flüssigerdgas) für den Mobilitätssektor genutzt werden. Alternativ ist auch eine Einspeisung in das vorhandene Erdgasnetz denkbar. Außerdem ist jetzt die Versorgung der Wohnbebauung von Lübesse einschließlich des Gewerbegebietes mit Nahwärme Schwerpunkt dieses Vorhabens.

---------- Werbung ----------

Damals war noch die Exytron GmbH mit im Boot. Das Technologieunternehmen aus Rostock musste allerdings Ende August 2022 Insolvenz anmelden. Der Exytron-Geschäftsführer Klaus Schirmer versuchte zwar noch zu retten, was zu retten war, aber im Herbst 2022 kristallisierte sich heraus, dass eine Abwicklung unvermeidlich war, so dass mehrere Mitarbeiter dann anderweitige Arbeit annahmen.

Infolge der Insolvenz verzögerte sich das Projekt um rund ein Jahr, nachdem es zuvor schon bei den Verhandlungen mit Baufirmen, Lieferanten und Banken durch Preissteigerungen und Lieferengpässe zu terminlichen Problemen gekommen war. Inzwischen konnte aber nach einer öffentlichen Ausschreibung im Herbst 2023 ein international aktiver Anlagenbauer gewonnen werden. Heiko Teichmann, Geschäftsführer der Lübesse Energie GmbH, zeigte sich gegenüber HZwei entsprechend zuversichtlich: „Die Energiewandlungsanlage wird im Zeitraum 2024/2025 hergestellt, montiert und in Betrieb gesetzt werden, so dass ab Ende 2025/Anfang 2026 die Inbetriebnahme und danach eine kontinuierliche Belieferung potenzieller Inverkehrbringer mit rLNG und eine Einspeisung von Wärme in das noch zu errichtende Nahwärmenetz möglich sein wird.“

Power-to-X-Anlage im Gewerbegebiet

Konkret ist geplant, auf einer etwa 20.000 Quadratmeter großen Fläche im Gewerbegebiet von Lübesse eine Wasserstoff- und Methanerzeugungsanlage aufzubauen, die im ersten Ausbauschritt über eine Elektrolyseleistung von bis zu 8 MW verfügen soll. Sie soll teilweise zur Speicherung und Nutzung des grünen Stroms aus lokalen Windkraftanlagen, für die die 20-jährige EEG-Vergütung ausgelaufen ist, für die saubere und günstige Energieversorgung des Dorfes sowie eines angrenzenden Gewerbegebietes dienen. Weiterer Grünstrom wird aus regionalen und überregionalen Windenergieerzeugungs- und Photovoltaik-Anlagen kommen. Das Wirtschaftsministerium von Mecklenburg-Vorpommern hat zugesichert, das Vorhaben mit 15 Mio. Euro zu unterstützen. Der Windparkentwickler Naturwind aus Schwerin sowie die VR-Bank Nord eG aus Flensburg sind weiterhin mit dabei.

Bernd Jeske, Geschäftsführer der Lübesse Energie GmbH, sagte: „Der dezentrale Ansatz führt dazu, dass Energie dort verbraucht wird, wo sie erzeugt wird. Zudem verbindet das Projekt die Stromwende mit der Verkehrs- und Wärmewende und zeigt auf, wie Sektorenkopplung vorangetrieben werden kann.“

Zur weiteren Planung erklärte Teichmann: „Die im Zusammenhang mit den exothermen Verfahren der Elektrolyse und der Methanisierung entstehende, unvermeidbare Abwärme wird einem neu zu errichtenden Nahwärmenetz zugeführt, das sowohl die Wohnbebauung als auch das Gewerbegebiet in Lübesse mit Heizenergie versorgen soll.“

Autor: Sven Geitmann

Gruppenrotation wird Wasserstoff voranbringen

Gruppenrotation wird Wasserstoff voranbringen

Aktien aus dem Krypto-Universum und von vielen Hightech-Unternehmen erreichen derzeit neue Höchstkurse. Auch Rüstung boomt an der Börse angesichts der vielen, teils kriegerischen weltpolitischen Konflikte. Nur der Themenkomplex Wasserstoff und Brennstoffzelle führt noch ein Schattendasein mit Kursen auf Crash-Niveau, die aber die Perspektiven von nachhaltig erzeugter Energie und vor allem von Wasserstoff völlig ausblenden – noch.

Die Börse funktioniert auch immer nach dem Prinzip der Gruppenrotation, wonach immer genau die Branchen in den Fokus und ins Zentrum des Anlegerinteresses rücken, die bisher völlig vernachlässigt wurden, aber über hervorragende Perspektiven verfügen. Genau daher rührt meine Erwartung, dass nach fast drei Jahren fallender Aktienkurse nun allmählich die Trendwende einsetzt und ein nachhaltiger, langfristiger Aufwärtstrend an der Börse beginnt, der seine Basis in einem sehr hohen Unternehmenswachstum hat. Vielen Marktteilnehmern ist derzeit noch unklar, wie Wasserstoff in großen Mengen verfügbar werden könnte, dabei steht heute schon fest, dass die Produktionsmengen enorm steigen und die Preise fallen werden. Das alles geht aber nicht über Nacht: Riesige Kapazitäten an Elektrolyseurtechnologie – PEM, AFC, AEM, SOFC – müssen entstehen, um ausreichend Wasserstoff produzieren zu können.

---------- Werbung ----------

Hydrogen economy is on its way and will come!

„Die H2-Wirtschaft ist auf dem Weg und wird kommen“, so das Fazit des H2-Forums in Berlin (19. und 20. Febr. 2024, s. S. 20). Ein Referent führte aus, dass wir jetzt, nach den übertriebenen Erwartungen, „aus dem Tal des Todes“ heraus- und auf dem Boden der Tatsachen angekommen seien. Jetzt gehe es darum, die Risiken abzuschätzen und in konkrete Projekte einzusteigen, die sich in Investitionen in den gesamten Themenkomplex Wasserstoff niederschlagen würden. Vom Reden zum Handeln.

---------- Werbung ----------

Blicken wir visionär in die Jahre 2030, 2035 und 2040, so ist klar, was heute technologisch alles auf den Weg gebracht werden muss. Grüner und vorübergehend blauer Wasserstoff (erzeugt durch Erdgasreformierung – 70 Prozent weniger CO2) werden dominieren und den grauen Wasserstoff aus Erdgas CO2-frei ablösen. Regenerativ erzeugter Wasserstoff wird zum Rohstoff, der als Commodity an der Börse einen Marktpreis erhält. Diejenigen Produzenten, die über große Mengen an kostengünstiger regenerativer Energie (Sonne, Wind und Wasserkraft) verfügen und den notwendigen Zugang zu Wasser (vor allem Meerwasser) haben, erhalten ein handelbares Gut, das sie mit hohen Gewinnmargen auf dem Weltmarkt verkaufen oder selbst nutzen können.

Für letzteren Fall ist zu beobachten, dass Länder mit idealen Rahmenbedingungen zunehmend darüber nachdenken, den erzeugten Wasserstoff durch den Aufbau entsprechender Industrien selbst vor Ort zu nutzen, statt ihn an Länder wie Deutschland zu verkaufen, da Energie ein sehr wichtiger Standortfaktor ist.

Wasserstoff und Börse

In Ländern wie China und einzelnen Regionen wie dem US-Bundesstaat Kalifornien entwickeln sich Wasserstoffstrategien, die Vorbildcharakter haben und auch als Blaupause für die Welt dienen. In China sollen bis 2025 über 1.200 H2-Tankstellen in Betrieb sein. Derzeit sind es etwa 400. Südkorea will langfristig mehr als 1.600 H2-Tankstellen im Land etablieren. Hier in Deutschland sind nach wie vor rund 100 in Betrieb.

Firmen mit Kapazitäten für Brennstoffzellen-Stacks sowie -Module für Nutzfahrzeuge stehen in den Startlöchern (Bosch, Cummins, Ballard, Hyzon, Toyota, Hyundai u. v. a.), denn diese Märkte werden riesig sein. Man kann von mehreren Millionen Lkw und Bussen ausgehen, die in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren auf Batterie und Brennstoffzelle (auch in Kombination) umgestellt werden. Auch Wasserstoffmotoren bekommen viel Aufmerksamkeit, verschiedene Prototypen wurden bereits entwickelt (Bosch, Cummins, Toyota).

Die Frage nach den richtigen H2-Aktien lässt sich insofern gut beantworten, als vor allem solche Unternehmen gewinnen werden, die über eine ausgereifte Technologie verfügen, robuste Geschäftsmodelle betreiben, lieferfähig sind und möglicherweise selbst von Consumable Hydrogen profitieren, wenn sie diesen kostengünstig selbst herstellen oder als Handelsgut vertreiben und nutzen können.

Hier winkt perspektivisch eine gute Gewinnmarge mit hohem Steigerungspotenzial. An der Börse gibt es allerdings gerade in Sachen Wasserstoff noch eine Phase der Enttäuschung, da erstens alles nicht so schnell geht und zweitens auch Rückschläge zu verkraften sind. Neben Fragen der Umsetzungsgeschwindigkeit geht es oft auch um regulatorische Fragen auf der Zeitschiene. Dass die Börse das Potenzial der Unternehmen mit deren Aktienkursen und Börsenbewertungen noch nicht erkannt hat, ist an den aktuellen Kursen unschwer abzulesen. Dass es aber zu einer völligen Neubewertung kommen wird, steht außer Frage, auch wenn es länger dauern wird. Haben Sie Geduld. Wir stehen erst am Anfang dieses neuen Mega-Trends – auch an der Börse. Warten wir auf die Gruppenrotation, dann geht alles ganz schnell.

Risikohinweis
Jeder Anleger sollte sich bei der Investition in Aktien immer seiner eigenen Risikoeinschätzung bewusst sein und auch an eine sinnvolle Risikostreuung denken. Die hier genannten BZ-Unternehmen bzw. Aktien stammen aus dem Bereich der Small- und Mid-Caps, das heißt, es handelt sich nicht um Standardwerte, und auch die Volatilität ist deutlich höher. Diese Analyse stellt keine Kaufempfehlung dar. Alle Informationen basieren auf öffentlich zugänglichen Quellen und stellen hinsichtlich der Bewertung ausschließlich die persönliche Meinung des Autors dar, wobei der Fokus auf einer mittel- bis langfristigen Bewertung und nicht auf kurzfristigen Gewinnen liegt. Die hier vorgestellten Aktien können im Besitz des Autors sein. Es handelt sich nicht um eine Anlage- oder Kaufempfehlung, sondern lediglich um eine unverbindliche persönliche Einschätzung – ohne Obligo.

Autor: Sven Jösting, verfasst am 15. März 2024

FuelCell Energy – Carbon Capture als Wachstumsstory?

FuelCell Energy – Carbon Capture als Wachstumsstory?

FuelCell Energy hat mit SOFC-Brennstoffzellenkraftwerken eigene Kapazitäten für saubere Energie im Umfang von 62,8 MW (Vorjahr: 43,7 MW) aufgebaut. Die eigene Hochtemperatur-Brennstoffzelle dient als Basis für den Einsatz in der Elektrolyse, wo das Unternehmen großes Potenzial für sich erkannt hat. Dazu kommen diverse Forschungsprojekte, unter anderem in Kanada, und man setzt auf die eigens entwickelte Carbon-Capture-Technologie, die Emissionen vermeiden und gleichzeitig emissionsfreie Energie erzeugen soll. So weit, so gut. Unweigerlich denkt man an Konkurrenten wie Bloom Energy, Sunfire und Ceres Power (indirekt auch Weichai Power und Bosch), die ähnliche Visionen und Technologieansätze wie FuelCell Energy verfolgen.

Was das alles an Auftrags- und Umsetzungspotential hat, erschließt sich mir leider noch nicht. Die Zahlen sind bisher ernüchternd: Das erste Quartal (Fiskaljahr 31.01.24) brachte einen Verlust von 44,4 Mio. US-$. Der Umsatz sank in dem Quartal auf 16,7 Mio. US-$. An Liquidität mangelt es dem Unternehmen nicht: 348,4 Mio. US-$ waren am 31. Januar 2024 auf dem Konto. Allerdings ist seit Jahren ein permanenter Kapitalabfluss zu verzeichnen, der durch ständige Aktienplatzierungen an der Börse über ein ATM-Programm gestützt wird. Projekte wie mit Exxon in Holland klingen vielversprechend, lassen aber keine Rückschlüsse auf das Potenzial zu. In Südkorea hat der ehemalige Partner Posco über seine Tochter Korea Fuel Cells die Option auf weitere Aufträge in Ergänzung zu einem früheren Projekt verfallen lassen. Kein gutes Zeichen.

---------- Werbung ----------

Gemeinschaftsunternehmen mit ExxonMobil

Auf den ersten Blick klingt es vielversprechend: FuelCell Energy und ExxonMobil haben vereinbart, in Rotterdam eine Produktionsanlage für Carbon Capture zu bauen. Dabei geht es darum, CO2-Emissionen zu vermeiden bzw. CO2 zu speichern und nutzbar zu machen, ohne dass ein CO2-Fußabdruck entsteht. CCS steht für „Carbon Capture and Storage“. Nach erfolgreichem Einsatz direkt in der Nachbarschaft wichtiger Industrien könne das Projekt, das auf der Technologie von FuelCell Energy aufbaut, an allen Produktionsstandorten von ExxonMobil eingesetzt werden, an denen CO2-Emissionen anfallen. Der Prozess soll als Nebenprodukt Wärme erzeugen und die Produktion von grünem Wasserstoff ermöglichen.

---------- Werbung ----------

Leider gibt es keinen Hinweis auf das genaue Investitionsvolumen (Invest seitens FuelCell Energy) und darauf, welches Auftragsvolumen sich daraus ableiten lässt. Jedenfalls wird das Projekt von der EU über den Emissions Trading System Innovation Fund finanziell unterstützt. ExxonMobil und FuelCell Energy arbeiten bereits seit einiger Zeit an den begleitenden Technologien, so dass dieses konkrete Projekt einen weiteren wichtigen Meilenstein darstellt.

Das Cash-Polster sichert den Aktienkurs gut ab. Die Börse wird FuelCell Energy wiederentdecken, wenn gezeigt werden kann, wie mit Technologien wie Carbon Capture und SOEC Aufträge generiert und Geld verdient werden kann. Das wird noch dauern. Zum Trading ist die Aktie immer geeignet, da gute Nachrichten hier schnell zu größeren Kursausschlägen führen.

Risikohinweis

Jeder Anleger sollte sich bei der Investition in Aktien immer seiner eigenen Risikoeinschätzung bewusst sein und auch an eine sinnvolle Risikostreuung denken. Die hier genannten BZ-Unternehmen bzw. Aktien stammen aus dem Bereich der Small- und Mid-Caps, das heißt, es handelt sich nicht um Standardwerte, und auch die Volatilität ist deutlich höher. Diese Analyse stellt keine Kaufempfehlung dar. Alle Informationen basieren auf öffentlich zugänglichen Quellen und stellen hinsichtlich der Bewertung ausschließlich die persönliche Meinung des Autors dar, wobei der Fokus auf einer mittel- bis langfristigen Bewertung und nicht auf kurzfristigen Gewinnen liegt. Die hier vorgestellten Aktien können im Besitz des Autors sein. Es handelt sich nicht um eine Anlage- oder Kaufempfehlung, sondern lediglich um eine unverbindliche persönliche Einschätzung – ohne Obligo.

Autor: Sven Jösting, verfasst am 15. März 2024

Gasehersteller sind die Gewinner des H2-Hochlaufs

Gasehersteller sind die Gewinner des H2-Hochlaufs

Die großen internationalen Gasekonzerne wie Linde, Air Liquide und Air Products sind seit jeher im Bereich Wasserstoff aktiv, bisher allerdings mit dem industriell nachgefragten „grauen“ Wasserstoff auf Erdgasbasis. Darüber hinaus ist das Wasserstoffmolekül für viele Derivate und chemische Verbindungen essentiell. Nun geht es zunehmend in Richtung grünen, also regenerativ erzeugten Wasserstoff. Und auch und gerade hier positionieren sich die drei genannten Unternehmen, indem sie weltweit sehr große Elektrolyse-Produktionskapazitäten aufbauen und strategische Allianzen in solchen Ländern eingehen, die dafür geradezu ideal sind, weil dort die Rahmenbedingungen (hohe Sonneneinstrahlung, Wind- und Wasserkraft und Wasser, vor allem Meerwasser) perfekter nicht sein könnten.

Dort wird vor allem auch auf den blauen Wasserstoff gesetzt, der über Erdgasreformierung kostengünstig hergestellt werden kann und der durch Speicherung (CCS & CCUS), aber auch durch industrielle Nutzung des Kohlenstoffs einen geringeren CO2-Fußabdruck hat. Hinzu kommt das sehr gewichtige Argument, dass man zusätzlich von diversen Förderprogrammen profitiert, sei es in der EU oder auch in den USA mit dem Inflation Reduction Act.

---------- Werbung ----------

An der Börse sind diese glänzenden Aussichten zum Teil schon in die Kursentwicklung und Bewertung eingeflossen, aber es gibt doch Unterschiede, die es zu nutzen gilt, denn Air Products & Chemicals hat den Run im Gegensatz zu Air Liquide und Linde noch nicht richtig mitgemacht. Daher die Empfehlung, auf den Nachzügler zu setzen:

Unternehmen         Börsenbewertung                      Umsatz                 KGV 24        Dividendenrendite
Linde                         185 Mrd. US-$                         36 Mrd. US-$            37                    0,9 Prozent
Air Liquide                  99 Mrd. US-$                         33 Mrd. US-$            33                   1,8 Prozent
Air Products               52 Mrd. US-$                         12,7 Mrd. US-$         24                   3,0 Prozent

---------- Werbung ----------

Air Products & Chemicals

Das Unternehmen setzt stark auf Wasserstoff und Ammoniak, um mit Letzterem den Langstreckenverkehr zu bedienen. In Hamburg hat man sich mit dem weltweit aktiven Mineralöl- und Chemiehandelsunternehmen Mabanaft (Tochter der Marquardt & Bahls-Gruppe, die weltweit Lagerhaltung für Mineralölprodukte aller Art, darunter Kerosin für Flugzeuge, und ein eigenes Tankstellennetz betreibt) zusammengetan und plant mit einer Investition von über einer Milliarde Euro eine Ammoniakverarbeitungsanlage (Cracking) im Hamburger Hafen. Doch zunächst geht es um den blauen Wasserstoff, der seinen Weg nach Europa finden soll, und zwar aus Ländern wie Saudi-Arabien, wo man gemeinsam am Projekt Neom Green Hydrogen arbeitet und wo Air Products & Chemicals ein Auftragsvolumen von 6,7 Mrd. US-$ an Land ziehen konnte.

Ein Blick auf die Charts zeigt, dass Air Products & Chemicals nicht weit von den Tiefstständen des letzten Jahres entfernt ist, während Linde und Air Liquide neue Höchststände erreicht haben. Als Gruppe werden diese Aktien ihren Weg fortsetzen, aber als Nachzügler erscheint die Aktie von Air Products & Chemicals am günstigsten bewertet. Zuletzt wurde die Quartalsdividende auf 1,77 US-$/Aktie erhöht. Erstes Kursziel: 300 US-$.

Risikohinweis

Jeder Anleger sollte sich bei der Investition in Aktien immer seiner eigenen Risikoeinschätzung bewusst sein und auch an eine sinnvolle Risikostreuung denken. Die hier genannten BZ-Unternehmen bzw. Aktien stammen aus dem Bereich der Small- und Mid-Caps, das heißt, es handelt sich nicht um Standardwerte, und auch die Volatilität ist deutlich höher. Diese Analyse stellt keine Kaufempfehlung dar. Alle Informationen basieren auf öffentlich zugänglichen Quellen und stellen hinsichtlich der Bewertung ausschließlich die persönliche Meinung des Autors dar, wobei der Fokus auf einer mittel- bis langfristigen Bewertung und nicht auf kurzfristigen Gewinnen liegt. Die hier vorgestellten Aktien können im Besitz des Autors sein. Es handelt sich nicht um eine Anlage- oder Kaufempfehlung, sondern lediglich um eine unverbindliche persönliche Einschätzung – ohne Obligo.

Autor: Sven Jösting, verfasst am 15. März 2024

Auf dem Weg zum grünen Wasserstoffpartner

Auf dem Weg zum grünen Wasserstoffpartner

Oman will mit H2-Infrastruktur punkten

Wind, Sonne und jede Menge Know-how – diese Zutaten sollen im Oman künftig intensiv genutzt werden, um grünen Wasserstoff herzustellen. Im Vergleich zu anderen Golfstaaten geht das Sultanat dabei mit großen Schritten voran. Der grüne Wasserstoff soll exportiert, aber auch vor Ort genutzt werden. Erste Projekte laufen an und die Infrastruktur wird ausgebaut. Experten sehen im Oman einen vielversprechenden Partner für die Energiewende in Deutschland.

---------- Werbung ----------

Die Bagger sind angerollt, aus den provisorisch aufgebauten Büros wird der Sand herausgekehrt: Startschuss für ein Stahlwerk im Industriehafen von Duqm im Golfstaat Oman. Ab 2027 soll hier mit grünem Wasserstoff produziert werden. „Vulcan Green Steel“ nennen die indischen Eigentümer aus der Familie Jindal diesen Geschäftszweig, für den ein eigener Kai zum Verschiffen der Produkte errichtet wird – gleich gegenüber den anderen Hafenkais, von denen aus Container und Fahrzeuge über den Arabischen Golf transportiert werden. Abnehmer für den grünen Stahl sieht Jindal in Europa, etwa in der deutschen Automobilindustrie.

Die Infrastruktur in Duqm (s. Foto auf S. 4) wächst rasant, und das neu entstehende Stahlwerk ist einer der Bausteine für Omans Zukunft, die sich konsequent in Richtung grüner Wasserstoff entwickeln soll. Für den Export werden laut Dr. Firas Al-Abduwani vom omanischen Energieministerium derzeit vorwiegend Ammoniak und Methanol als Transportmittel ins Auge gefasst. Einen Teil des neuen Energieträgers will man aber im Land nutzen. Weitere Teile und Produkte wie „grüner“ Stahl sollen über die Industriehäfen in Sohar, Duqm oder Salalah im Süden Omans verschifft werden, zum Beispiel nach Deutschland.

---------- Werbung ----------

Zukunftspläne mit besten Voraussetzungen

Experten der Internationalen Energieagentur (IEA) und der Stiftung für Wissenschaft und Politik (s. Infokasten) sehen ideale Voraussetzungen für die Zukunftspläne des Oman: Mehr als 2.000 Kilometer Meeresküste, an denen rund um die Uhr der Wind weht, acht bis mehr als zehn Sonnenstunden pro Tag.

Außerdem gibt es im Land führendes Know-how in der Wasserstoffherstellung, gut ausgebaute Häfen mit strategischen Positionen und Anlagen zum Entsalzen von Meerwasser. Diese arbeiten zumeist mit der Umkehrosmose, um gelöste Stoffe herauszufiltern. Die damit verbundenen Kosten für die Wasserstoffproduktion schätzt Dr. Dawud Ansari von der Forschungsgruppe Globale Fragen der Stiftung Wissenschaft und Politik als gering ein – er spricht von etwa einem Prozent des Kilopreises für Wasserstoff.

Darauf will sich die staatliche Institution Hydrom allerdings noch nicht festlegen. Hydrom erarbeitet seit Herbst 2022 im Oman einen Masterplan für den grünen Wasserstoffsektor und schafft die Voraussetzungen für die Produktion. Derzeit wird auch erörtert, dafür aufbereitetes Abwasser aus der Öl- und Gaswirtschaft zu verwenden.

Der Oman treibt die Entwicklung von grünem Wasserstoff als künftigem Energielieferanten mit Nachdruck voran, um wirtschaftlich nicht mehr überwiegend von den zusehends schwindenden Öl- und Gasreserven abhängig zu sein. Auch sollen die Klimaneutralitätspläne des Landes unterstützt werden, die der regierende Sultan Haitham Bin Tarik in der Oman Vision 2040 festschreibt. Dadurch kann das Sultanat ein aussichtsreicher Kandidat für die Unterstützung der Energiewende in Deutschland werden.

Laut dem Wuppertal Institut, einem Think-Tank für Nachhaltigkeitsforschung, kann 2030 lediglich bis zu einem Sechstel des erwarteten H2-Bedarfs in Deutschland aus heimischer Produktion gedeckt werden. Der überwiegende Teil müsste importiert werden – dafür werden weltweit Partner gesucht.

Pionierarbeit beginnt mit fünf Konsortien vor Ort

Vor diesem Hintergrund bringt sich der Oman in Stellung: Die Strategie von Hydrom sieht vor, dass der Oman ab 2030 jährlich eine Million Tonnen grünen Wasserstoff produziert, bis 2050 sollen es rund 8,5 Millionen Tonnen sein. Bis dahin will der Oman seine CO2-Emissionen vollständig reduzieren und zudem rund 70.000 neue Arbeitsplätze schaffen. Geschätzte Investitionskosten laut Hydrom und dem Energieministerium: rund 150 Mrd. US-Dollar.

Um die ehrgeizigen Ziele zu erreichen, ist jetzt Pionierarbeit gefragt: Es gilt zum Beispiel Unternehmen anzusiedeln, die die entsprechende Technologie entwickeln. Elektrolyseure für industrielle Prozesse, die Sonne, Wind und Wasser nutzen, müssen gebaut werden. Darüber hinaus stehen Pläne für nachhaltig wirksame, wirtschaftliche Businessmodelle aus.

Die ersten fünf internationalen Konsortien haben just von Hydrom den Zuschlag dafür erhalten, auf einer Gesamtfläche von rund 1.500 Quadratkilometern in der Region Duqm grünen Wasserstoff und Ammoniak für den Export sowie den Eigenbedarf zu produzieren. Weitere rund 1.800 Quadratkilometer Land werden derzeit im Süden Omans, in Salalah, über eine zweite öffentliche Ausschreibung zur Verfügung gestellt. Diese Auktion läuft bis April 2024.

Potenzial für deutsche Unternehmen

Deutsche Unternehmen sind bereits an der Entwicklung im Oman beteiligt. Doch die hochfliegenden Pläne des Oman bieten noch viel mehr Potenzial. Das sieht etwa Dr. Abdullah Al-Abri, omanischer Berater bei der Energieagentur IEA, so – und wünscht sich, dass die Zusammenarbeit, die im Sommer 2022 in einer Vereinbarung (Joint Declaration of Interest) mit Deutschland beschlossen wurde, an Fahrt gewinnt.

„Bisher sitzen die potenziellen Abnehmer für grünen Wasserstoff aus Oman noch überwiegend in Japan oder Korea“, meint der Experte. Dr. Ruth Prelicz, Expertin für Wasserstoff und erneuerbare Energiesysteme bei der AHK Oman, betont indes: „Im Sommer 2023 hat das deutsche Energieversorgungsunternehmen SEFE (Securing Energy for Europe GmbH) einen Abnahmevertrag für verflüssigtes Erdgas (LNG) aus dem Oman geschlossen. Dieser Vertrag über LNG-Lieferungen dient dem Aufbau von vertrauensvollen Geschäftsbeziehungen und wird auch als Vorlauf für spätere Lieferungen von grünem Wasserstoff gesehen.“


Alok Bisen, der für den indischen Stahlkonzern Jindal arbeitet, zeigt das Baugebiet für die grüne Stahlproduktion in Duqm

Ruth Prelicz beobachtet die Entwicklung vor Ort: Sie unterstützt die Wasserstoffdiplomatie des Auswärtigen Amtes (H2Diplo) und den Energiedialog des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) im Oman. Die Fachfrau sieht eine Reihe von Chancen für deutsche Unternehmen, von der Zusammenarbeit mit dem Oman im Bereich grüner Wasserstoff zu profitieren: „Es geht nicht nur um die Abnahme des Endproduktes. Oman ist auch als Markt für deutsche Hightech-Technologie interessant. Siemens Energy und ThyssenKrupp sind als mögliche Lieferanten von Elektrolyseuren in Oman etabliert. Und im Bereich Wasserstofftransport haben die bayrischen Wasserstoffexperten von Hydrogenious sowie von MAN Energy Solutions ihre Technologie im Bereich flüssige organische Wasserstoffträger (LOHC) und Methanol vorgestellt.“

Auch Firmen, die auf Wasserstoffkompressoren, Rohrleitungen oder Messgeräte spezialisiert sind, sind aus ihrer Sicht künftig im Land gefragt. Weitere Chancen für deutsche Unternehmen gebe es in den Bereichen Zertifizierung von grünem Wasserstoff sowie Training und Ausbildung. Hier ist nach Worten der Expertin etwa der TÜV Süd bereits in Oman aktiv.

Stabile Stellung Omans in der Region

Dass sich eine Zusammenarbeit mit dem Sultanat nicht nur aus handelspolitischer Sicht lohnt, betont Dr. Dawud Ansari von der Stiftung Wissenschaft und Politik: Für ihn bringen vertiefte (Energie-)Bezie­hungen mit dem Sultanat als zentralem Partner Deutschlands in der Region weitere Vorteile: „Deutschland hat ein Interesse darin, Beziehungen mit und Wirtschaft in Oman zu stärken, schließlich bildet das Sultanat einen Eckpfeiler in regionalen Friedensprozessen. Dabei ist Oman selbst sehr stabil und sicher – sowohl hinsichtlich der Handelsbeziehungen als auch innenpolitisch und in Bezug auf seine Nachbarn. Der Jemen-Konflikt und andere regionale Auseinandersetzungen werden dank des diplomatischen Geschicks und der Grenzsicherung Omans nicht auf das Land übergreifen.“

Die Recherche für diesen Text wurde vom Park Inn by Radisson Hotel & Residence Duqm als Unterkunft unterstützt. https://www.radissonhotels.com

Weitere Lektüre:
Aktuelle Informationen der staatlichen Institution Hydrom, die einen Masterplan für den grünen Wasserstoffsektor im Oman entwickelt: hydrom.om
Vision 2024 des Sultanats Oman: oman2024.om
Weitere Auskünfte über den Hafen in Duqm, in dem erste grüne Wasserstoffprojekte im Oman entstehen: https://portofduqm.om

Stiftung Wissenschaft und Politik, Publikationen, Dawud Ansari: Wasserstoff aus Oman für Deutschland und die EU – nicht nur aus energiepolitischer Perspektive sinnvoll. SWP-Aktuell 2023/ 9.3.2023
https://www.swp-berlin.org/publikation/wasserstoff-aus-oman-fuer-deutschland-und-die-eu

Die Geopolitik des Wasserstoffs. Technologien, Akteure und Szenarien bis 2040. Studie von Jacopo Maria Pepe, Dawud Ansari und Rosa Melissa Gehrung, Stiftung Wissenschaft und Politik, 16.11.2023. https://www.swp-berlin.org/publikation/die-geopolitik-des-wasserstoffs

Die Internationale Energieagentur (IEA), eine Kooperationsplattform im Bereich der Erforschung, Entwicklung, Markteinführung und Anwendung von Energietechnologien, hat sich zu Omans großem Potenzial für die Produktion von grünem Wasserstoff geäußert: https://www.iea.org, Unterpunkte News / Oman

Die Außenhandelskammer (AHK) Oman unterhält eine Repräsentanz der Deutschen Wirtschaft in Omans Hauptstadt Muscat. Dort geben Sousann El-Faksch und Dr. Ruth Prelicz (ruth.prelicz@ahkoman.com) Auskunft zum Thema grüner Wasserstoff: https://www.ahk.de/oman

Autorin: Natascha Plankermann

preloader