Hyzon Motors – Starke Patentposition

Hyzon Motors – Starke Patentposition

Hyzon Motors wird ab der zweiten Jahreshälfte 2024 in den USA die Produktion von 200-kW-Modulen für Nutzfahrzeuge aufnehmen. Dies sollte dann über Auftragseingänge zu einer Erholung des stark gedrückten Aktienkurses führen. Parallel dazu laufen Produktpräsentationen wie zuletzt in Melbourne (Australien) mit dem 200-kW-Hyzon-Prime-Mover im dortigen Kangan Institute Automotive Centre of Excellence. Im weiteren Jahresverlauf sind Auslieferungen in Neuseeland, Australien, Europa und den USA geplant. Dieses Brennstoffzellensystem ist gleichzeitig in vielen anderen Anwendungen und Märkten einsetzbar: Schienenfahrzeuge, Schifffahrt, stationäre Energie, Minenfahrzeuge u. a. Man darf gespannt sein, welche Kunden dieser 200-kW-Single-Stack finden wird und welches Auftragspotenzial sich daraus ergibt, zumal er ein Kostenreduktionspotenzial von über 25 Prozent bietet und 30 Prozent Platz und Gewicht einspart – verglichen mit einem 110-kW-System. Ein erster großer Markt für Hyzon wird der Einsatz in Nutzfahrzeugen in Australien sein, wo das Unternehmen einen wichtigen Standort mit rund 50 Mitarbeitern unterhält.

Hyzon Chief Technology Officer Dr. Christian Mohrdieck shows the Hyzon 200kW fuel cell system to Janelle Arena (Kangan Institute), Finn Buchhorn (Hyzon), Chris Eager (DGE Energy Solutions), and Gavin Cribb (Kangan Institute).

Patentanmeldungen – Konkurrenz zu Toyota und Bosch

Hyzon Motors hat eine Reihe von Patenten in den USA, Europa und Asien angemeldet und viele bereits erteilt bekommen. Dabei geht es vor allem um das Thema Emissionsreduktion beim Einsatz der Brennstoffzelle, aber auch um Batteriesysteme. Was das im Einzelnen bedeutet, erschließt sich mir nicht, zeigt aber, dass Hyzon sich sehr aktiv um die Absicherung von Patenten kümmert und darin eine wichtige Basis für seine BZ-Produkte und Anwendungen sowie Märkte sieht. Damit stünde man in direkter Konkurrenz zu Firmen wie Toyota und Bosch. Dies könnte – rein theoretisch – irgendwann zu Lizenzeinnahmen führen.

Noch verfügt Hyzon mit über 100 Mio. US-$ über ausreichend Kapital, wird aber um Kapitalmaßnahmen (Ausgabe neuer Aktien oder Beteiligung eines strategischen Investors) nicht herumkommen, um das Unternehmenswachstum und den Aufbau zu finanzieren. Die Produktionsstätte in Illinois ist eigenfinanziert. Der Produktionshochlauf beginnt in der zweiten Jahreshälfte. Die Auftragseingänge für die BZ-Module sowie die Spekulation auf einen strategischen Partner oder Investor machen die Aktie von Hyzon Motors zu einer sehr interessanten Spekulation, wenngleich das Investment als hochspekulativ einzustufen ist, da es sich um ein Start-up handelt.

Risikohinweis

Jeder Anleger sollte sich bei der Investition in Aktien immer seiner eigenen Risikoeinschätzung bewusst sein und auch an eine sinnvolle Risikostreuung denken. Die hier genannten BZ-Unternehmen bzw. Aktien stammen aus dem Bereich der Small- und Mid-Caps, das heißt, es handelt sich nicht um Standardwerte, und auch die Volatilität ist deutlich höher. Diese Analyse stellt keine Kaufempfehlung dar. Alle Informationen basieren auf öffentlich zugänglichen Quellen und stellen hinsichtlich der Bewertung ausschließlich die persönliche Meinung des Autors dar, wobei der Fokus auf einer mittel- bis langfristigen Bewertung und nicht auf kurzfristigen Gewinnen liegt. Die hier vorgestellten Aktien können im Besitz des Autors sein. Es handelt sich nicht um eine Anlage- oder Kaufempfehlung, sondern lediglich um eine unverbindliche persönliche Einschätzung – ohne Obligo.

Autor: Sven Jösting, verfasst am 15. März 2024

Nikola Motors – Ausblick spricht für das Unternehmen

Nikola Motors – Ausblick spricht für das Unternehmen

Die Bilanzpressekonferenz vom Februar 2024 zum vierten Quartal sowie zum Gesamtjahr 2023 und vor allem der Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr bestätigen meine sehr optimistische Einschätzung dieses Start-ups. Von den 42 gebauten TreFCEV wurden 35 im vierten Quartal ausgeliefert. Sieben befinden sich in der Erprobung bei Flottenbetreibern. Die batterieelektrischen Lkw TreEV werden nach den Problemen mit den Batterien und deren Austausch im Laufe des Jahres bis zum Ende des zweiten Quartals wieder zu ihren Käufern zurückkehren.

Nikola kann jeden gebauten TreFCEV sofort verkaufen, denn die Nachfrage ist da, aber es gibt noch nicht genügend Zulieferteile. 2024 sollen 300 bis 350 verkauft werden. Stark ist die Position bei den Gutscheinen HVIP Voucher, von denen Nikola fast alle (99 Prozent/355 von 360) für wasserstoffbetriebene Fahrzeuge verkaufen kann. Wir sprechen von bis zu 408.000 US-$ Förderung pro BZ-Lkw. Bei den BEV sind es 95 Voucher bis Ende Januar 2024.

Sich in der Anfangsphase auf Kalifornien und Kanada zu konzentrieren, ist angesichts der dortigen Förderprogramme sinnvoll. Parallel arbeitet Nikola über seine Tochter HYLA daran, wichtige Standorte (u. a. Hafenanlagen in Kalifornien wie LA oder Orlando) zunächst mithilfe von mobilen H2-Tankstellen mit dem notwendigen Wasserstoff zu versorgen (deutlich weniger Regulierungsaufwand als bei festen Standorten), um dann je nach Erfahrung und Bedarf feste H2-Tankstellen aufzubauen.

Hinzu kommt die Partnerschaft mit FirstElement Fuel, einem Unternehmen, das bereits an wichtigen Knotenpunkten (Häfen wie Orlando) Standorte betreibt und dort 100 bis 200 Lkw pro Tag mit dem nötigen Wasserstoff versorgt. Die Verfügbarkeit von ausreichend Wasserstoff ist laut einem Take aus der Pressekonferenz jedenfalls gegeben. Dabei sind auch die zukünftig auszuliefernden TreFCEV und deren H2-Bedarf bereits berücksichtigt. Aktuell sind neun Standorte des eigenen HYLA-Programms neben denen von FirstElement Fuel in der Entwicklung. Insgesamt werden dort perspektivisch über 60 H2-Tankstellen entstehen.

Alle wichtigen Positionen besetzt – mit Toptalenten

Nun ist auch der CFO-Posten neu besetzt: Thomas B. Okray ist der neue Finanzvorstand. Er kann eine beeindruckende Vita vorweisen: Okray war CFO bei Firmen wie Eaton, aber auch in leitender Funktion in der Logistiksparte (Fulfillment) bei Amazon und 14 Jahre in Toppositionen bei GM – auch hier als CFO.

Mit Jonathan Pertchik holt sich Nikola einen neuen Vorstand ins Haus, der schon als CEO bei TravelCenters of America erfolgreich tätig war. Das Unternehmen wurde von BP übernommen und zählt zu den größten Betriebshofbetreibern in den USA. Hier könnten einmal Wasserstofftankstellen von Nikola positioniert sein – vergleichbar Pilot Flying J –, wenn es zu einer Kooperation käme (eine Idee).

Ole Höfelmann wird über die Tochtergesellschaft HYLA Präsident von Nikola Energy. Zuvor war er für die weltweiten Infrastrukturaktivitäten des Unternehmens verantwortlich. In seiner Karriere hatte er 30 Jahre lang zahlreiche Führungspositionen bei Air Liquide inne, unter anderem als CEO von Air Liquide Spanien mit 3.000 Mitarbeitern. Außerdem war er bei Plug Power als Leiter des Bereichs Elektrolyse tätig. Darüber hinaus ist er Vorstandsmitglied verschiedener Verbände wie der California Fuel Cell Partnership.

Carla Tully vervollständigt den Vorstand. Sie hatte Führungspositionen in Fortune-150-Unternehmen inne, u. a. als Mitbegründerin von Earthrise Energy (über 1,5 GW erneuerbare Energie), war im Vorstand des Citizens for Responsible Energy Solutions Forum sowie in leitenden Positionen bei MAP Energy (2,4 Mrd. US-$ Marktkapitalisierung) und AES Corp. Nikola kann so auf ein umfassendes Know-how in den Bereichen M&A, Private Equity und CSR zurückgreifen. Damit ist Nikola auf allen Führungspositionen bestens für die Zukunft gerüstet.

Lkw im Einsatz – Kunden sehr zufrieden

Mehrere Kundenberichte über Langstreckenfahrten mit wasserstoffbetriebenen Lkw fallen sehr positiv aus: Coyote Container fuhr vom Hafen Oakland nach Long Beach, dann nach Iowa und Ontario und zurück zum Hafen Portland – mit nur einer H2-Tankfüllung 866 Meilen. MTA Trucks fuhr 519 km von Edmonton nach Calgary und zurück. Der Tank war am Ende der Strecke noch zu 40 Prozent gefüllt – bei minus zehn Grad. Weitere Beispiele beziehen sich auf Touren von über 1.000 Meilen an einem Tag bei voller Beladung.

Spezielle Fantasie mit dem Badger?

Ja, Sie lesen richtig: Ember hat 2023 von Nikola die Markenrechte (IP, Design) und Prototypen für diesen stark aussehenden SUV namens Badger erworben. Nikola hat diese Werte im Rahmen eines Equity-Swaps (Tausch über Sacheinlage) an Ember abgegeben und dafür 30 Prozent an der Firma erhalten. Es wird kein Kapital von Nikola fließen, da man sich auf den E-Lkw konzentriert. Fest steht, dass der Badger als BZ/Batterie-SUV dem Cybertruck von Tesla ernsthaft Konkurrenz machen könnte, sollte er in time auf den Markt kommen. Ob Ember und andere OEMs und Partner dieses Projekt tatsächlich umsetzen, ist aber noch unklar.

Psychologisch ist es jedoch ein starkes Zeichen, dass Nikola hier indirekt mit im Boot sitzt. Man darf gespannt sein. Denn der Badger diente einmal als Basis für eine Kooperation mit GM und sorgte für eine zweistellige Milliardenbewertung von Nikola Motors an der Börse. Damals gab es 6.000 Vorbestellungen. Betrachten Sie es einfach als nettes Nebenthema, aber es könnte sehr spannend werden, wenn es hier konkret wird und bekannte Namen wie Magna, Dana, GM und viele andere den Ball aufgreifen. Man bedenke: Auch das Design eines solchen Autos, das man ja bereits hat, kostet viel Kapital – ganz abgesehen davon, dass der Produktionsstart sehr viel Kapital erfordert, auch wenn es eventuell Firmen (OEM: Original Equipment Manufacturer) gibt, die bereits vorhandene Produktionskapazitäten sehr schnell hochfahren könnten. Dann wäre der Badger schon in wenigen Jahren auf dem Markt. Alles ist denkbar.

Fazit

Mit über 460 Mio. US-$ an freiem Kapital (unrestricted cash) ist das Unternehmen zunächst gut aufgestellt. Kostensenkungsmaßnahmen, Optimierungen und normale Skaleneffekte in der Produktion (je mehr Lkw gebaut und verkauft werden, desto günstiger wird der Stückpreis und desto näher rückt die Gewinnschwelle) werden das Gesamtjahr prägen, wobei der Kapitaleinsatz auf Quartalsbasis deutlich sinken soll. 400 bis 450 Lkw beider Typen gelten als erstes Absatzziel für 2024, mit einer Umsatzerwartung von 150 bis 170 Mio. US-$. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass die Auftragseingänge deutlich höher ausfallen können, auch wenn sie erst ab 2025 umsatzwirksam werden.

Nikola befindet sich erst in der Anlaufphase. Theoretisch könnten bei Verfügbarkeit aller Zulieferteile bereits 2.400 Lkw pro Jahr produziert werden. Was den Börsenkurs betrifft, so wiederholt sich CEO Stephen Girsky salomonisch, wenn er – sinngemäß – sagt, dass die Börse das selbst am besten bewerten wird, wenn die gemachten Prognosen eintreffen. Damit verbunden ist meine Erwartung, dass wir bald wieder Kurse von über 1 US-$ (oder deutlich mehr) sehen werden, wenn das eintritt, was prognostiziert wird. Ein Reverse Split (Aktienzusammenlegung) als Maßnahme, um den Aktienkurs über 1 US-$ zu heben, erübrigt sich dann natürlich. (Bei einem Kurs von unter 1 US-$ kann es theoretisch zu einem Delisting von der NASDAQ kommen, am 7. Juli nach einer 180-Tage-Frist, die aber verlängert werden kann.)

Das Kursverhalten der Aktie wird derzeit noch von Shortsellern und Naked-short-Sellern dominiert, die massiv gegen das Unternehmen und den Aktienkurs wetten. 217,6 Millionen Aktien waren Mitte Februar leerverkauft. Dieses Short-Interesse könnte bei guten Nachrichten zu Eindeckungskäufen (im Extremfall zu einem Squeeze) führen – so meine persönliche Sicht, ohne Obligo.

Auf der anderen Seite kaufen institutionelle Investoren wie der norwegische Staatsfonds (der 10,25 Prozent an Nikola hält), Blackrock, Vanguard und andere, was als gutes Zeichen gewertet werden kann und sollte. Gegen den Firmengründer Trevor Milton hat Nikola bereits vor Gericht gewonnen und man arbeitet nun an einem Vollstreckungstitel. Immerhin geht es um 165 Mio. US-$. Milton hält noch über 51 Mio. Aktien, die eventuell als Teilzahlung – ohne Obligo – eingezogen werden könnten.

Der Aktienkurs wird nun vor allem von den Auftragseingängen für die E-Lkw getrieben. Aus aktuell laufenden Testreihen bei Flottenbetreibern könnte – so meine Erwartung – auch so mancher Großauftrag resultieren.

Nikola ist als Start-up zu sehen. Es handelt sich um einen neuen, disruptiven Markt am Anfang eines langfristigen Trends. Bis zum Übergang in die Gewinnzone (2025/26) muss noch viel Kapital investiert werden (logische Verluste), aber die Börse wird es, wenn die Prognosen eintreffen, gerne zur Verfügung stellen und in der Aktienkursentwicklung antizipieren. Die Investmentbank Baird hat kürzlich bereits ein Kursziel von 2 US-$ ausgerufen. Andere Investmentbanken dürften folgen. Die Volatilität der Aktie wird sehr hoch bleiben. Tagesschwankungen von fünf oder sogar über zehn Prozent sind normal. Nichts für Anleger mit schwachen Nerven.

Risikohinweis

Jeder Anleger sollte sich bei der Investition in Aktien immer seiner eigenen Risikoeinschätzung bewusst sein und auch an eine sinnvolle Risikostreuung denken. Die hier genannten BZ-Unternehmen bzw. Aktien stammen aus dem Bereich der Small- und Mid-Caps, das heißt, es handelt sich nicht um Standardwerte, und auch die Volatilität ist deutlich höher. Diese Analyse stellt keine Kaufempfehlung dar. Alle Informationen basieren auf öffentlich zugänglichen Quellen und stellen hinsichtlich der Bewertung ausschließlich die persönliche Meinung des Autors dar, wobei der Fokus auf einer mittel- bis langfristigen Bewertung und nicht auf kurzfristigen Gewinnen liegt. Die hier vorgestellten Aktien können im Besitz des Autors sein. Es handelt sich nicht um eine Anlage- oder Kaufempfehlung, sondern lediglich um eine unverbindliche persönliche Einschätzung – ohne Obligo.

Autor: Sven Jösting, verfasst am 15. März 2024

Nikola Motors – Sonderfantasie durch den Badger

Nikola Motors – Sonderfantasie durch den Badger

Die US-Firma Ember* hat kürzlich die Markenrechte (IP, Design) und Prototypen des Badgers von Nikola erworben. Nikola gibt die Werte dieses Sport Utility Vehicles (SUV) im Rahmen eines Equity-Swaps (Tausch via Sacheinlage) ab und erhält dafür 30 Prozent an dem Unternehmen*, das mehrheitlich im Besitz von dem Influencer Dave Sparks und Cole Cannon ist. Kapital von Nikola wird keines fließen, denn der Fahrzeughersteller konzentriert sich zu Recht auf elektrische Nutzfahrzeuge (Batterie + Brennstoffzelle/Wasserstoff). Fest steht, dass der SUV Badger als BZ/Batterie-SUV (Wasserstoff) sehr chic aussieht und dem Cybertruck von Tesla arge Konkurrenz bereiten könnte, sollte diese in time auf den Markt finden. Ob Ember und andere OEMs sowie Partner dieses Projekt wirklich umsetzen, ist allerdings noch unklar.

Der Badger diente mal als Basis für eine Kooperation mit General Motors (GM) und sorgte für eine zweistellige Milliardenbewertung von Nikola Motors an der Börse. Es gab damals 6.000 Vorbestellungen. Betrachten Sie dies somit als schönes Nebenthema. Es könnte sehr spannend sein, wenn es hier konkret wird, sollten bekannte Namen wie Magna, Dana, GM u.v.a. den Ball aufgreifen. Bedenken Sie: Auch das Design eines solchen Modells kostet viel Kapital, welches man ja bereits hat – abgesehen von der Tatsache, dass die Aufnahme der Produktion sehr viel Kapital erfordert, wenn es eventuell auch Unternehmen (OEM = Original Equipment Manufacturer) gibt, die sehr schnell aufgrund schon bestehender Produktionskapazitäten hochgefahren werden könnten – dann könnte der Badger schon bald auf den Markt kommen – alles denkbar.

Der Ausblick stimmt sehr zuversichtlich

Die Bilanzpressekonferenz am 22. Februar 2024 zum vierten Quartal und Gesamtjahr 2023 und vor allem der Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr bestätigt meine sehr optimistische Einschätzung dieses Startups für CO2-freie Lkw. Von 42 gebauten TreFCEV wurden 35 im vierten Quartal 2023 ausgeliefert. Sieben befinden sich in Testläufen bei Flottenbetreibern. Die batterieelektrischen Lkw TreEV finden nach dem Problem mit den Batterien und deren Austausch im Laufe des Jahres bis Ende des zweiten Quartals zurück zu ihren Käufern. Nikola kann jeden gebauten TreFCEV sofort verkaufen, da die Nachfrage da ist, aber es noch nicht ausreichend Zulieferteile gibt. 2024 sollen 300 bis 350 verkauft werden.

Stark ist die Position bei den Gutscheinen HVIP Voucher, wo Nikola fast alle (99 Prozent = 355 von 360) auf sich verbuchen kann. Wir sprechen von bis zu 408.000 US-$ Zuschuss pro BZ-Lkw. Bei den BEV sind es 95 Gutscheine per Ende Januar 2024.

Sich auf Kalifornien und Kanada in der Anfangsphase zu konzentrieren, ergibt angesichts der Förderprogramme eindeutig sehr viel Sinn. Parallel arbeitet Nikola via der Tochter HYLA daran, die Wasserstoffinfrastruktur an wichtigen Standorten – u.a. Hafenanlagen in Kalifornien wie LA oder Orlando – durch mobile H2-Tankstellen mit dem notwendigen Wasserstoff darzustellen. Bei dieser Strategie lassen sich erst einmal mobile H2-Tankstellen aufstellen (wesentlich weniger Regulatorik als bei festen Standorten), bis man je nach Erfahrung und Bedarfslage feste Stationen errichtet.

Dazu kommt die Partnerschaft mit First Element Fuel, die bereits H2-Tankstellen an wichtigen Knotenpunkten (Häfen wie Orlando) betreiben und dort 100 bis 200 Lkw am Tag mit dem notwendigen Wasserstoff versorgen. Die Verfügbarkeit des Wasserstoffs ist auf jeden Fall (so ein Take aus der Pressekonferenz) in ausreichender Menge gegeben. Darin sind auch bereits zukünftig auszuliefernde TreFCEV und deren H2-Bedarf berücksichtigt.

Aktuell werden neun Standorte des eigenen HYLA-Programms neben denen von First Element Fuel entwickelt. Insgesamt werden da perspektivisch über 60 H2-Tankstellen auf den Weg gebracht. Vielleicht tank da auch irgendwann mal der Badger?

Lkw im Einsatz – Kunden sehr zufrieden

Es gibt diverse Berichte über Langstreckenfahrten mit den wasserstoffbetriebenen Lkw von Kunden, die ausgesprochen positiv berichten: Coyote Container hat eine Fahrt vom Hafen Oakland nach Long Beach, dann nach Iowa und Ontario und dann zurück zum Hafen Portland unternommen. Mit nur einer H2-Nachfüllung nach 866 Meilen. MTA Trucks fuhr eine Runde über 519 km von Edmonton nach Calgary und zurück. Der Tank war am Ende der Strecke noch 40 Prozent gefüllt – bei minus 10 Grad. Weitere Beispiele beziehen sich auf Touren von über 1.000 Meilen in einem Tag bei voller Last.

Fazit: Mit über 460 Mio. US-$ an freiem Kapital (unrestricted cash) ist das Unternehmen vorerst gut durchfinanziert. Kostensenkungsmaßnahmen, Optimierungen und normale Skalierungseffekte in der Produktion (je mehr Lkw gebaut und verkauft werden, umso günstiger der Preis pro Einheit und je näher der Zeitpunkt, die Gewinnschwelle zu überschreiten) werden das Gesamtjahr prägen, wobei der Kapitaleinsatz auf Quartalsbasis erheblich fallen soll. 400 bis 450 Lkw beider Gattungen gelten als erstes Absatzziel für 2024 mit einer Umsatzerwartung von 150 bis 170 Mio. US-$. Hierbei muss allerdings berücksichtigt werden, dass die Auftragseingänge erheblich höher ausfallen könnten, auch wenn diese erst 2025 umsatzwirksam werden.

Nikola steht erst in der Anfangsphase – 2.400 Fahrzeuge könnten bereits theoretisch auf Jahresbasis produziert werden, wenn alle Zulieferteile verfügbar sind. Was den Börsen-(Aktien)kurs angeht, wiederholt sich CEO Girsky salomonisch mit seiner Äußerung – sinngemäß – dass die Börse das selbst am besten bewerten wird, wenn die gemachten Prognosen eintreten. Damit geht meine Erwartung einher, dass wir bald wieder Kurse von über 1 US-$ sehen werden (bzw. wesentlich höhere), wenn eintritt, was prognostiziert wird.

Unter 1 US-$ kann es theoretisch zu einem Delisting an der NASDAQ kommen (7. Juli nach 180-Tage-Frist, die allerdings verlängert werden kann). Ein Reversal-Split (Aktienzusammenlegung) als eine Maßnahme, den Aktienkurs auf über 1 US-$ zu bringen, erübrigt sich dann natürlich von selbst.

Das Kursverhalten der Aktie wird aktuell noch von Shortsellern und Naked Shorts dominiert, die stark gegen das Unternehmen und den Aktienkurs wetten. 229,6 Mio. Aktien waren Mitte Februar leer verkauft. Dieser Short-Interest könnte mal – bei guten Nachrichten – Grund für Eindeckungskäufe (im Extremfall ein Squeeze) sein – aber nur eine persönliche Sicht – ohne Obligo. Auf der anderen Seite kaufen institutionelle Anleger wie der Norwegische Staatsfonds (hält 10,25 Prozent an Nikola), Blackrock, Vanguard und andere zu, was als ein gutes Zeichen angesehen werden kann und sollte.

Gegen den Firmengründer Trevor Milton hat Nikola bereits vor Gericht gewonnen und arbeitet nun daran, einen Titel zur Umsetzung zu erhalten. Immerhin geht es um 165 Mio. US-$. Das wurde auch in der Bilanzpressekonferenz erwähnt. Milton hält noch direkt über 51 Mio. Aktien, die eventuell als Teilzahlung – ohne Obligo – eingezogen werden könnten. Der Aktienkurs wird nun vor allem von Auftragseingängen für die E-Lkw getrieben. Da man an Testreihen bei Flottenbetreibern arbeitet, könnte hieraus – meine Erwartung/Spekulation – auch mancher Großauftrag resultieren. Denn Logistiker wie beispielsweise FedEx haben über 35.000 Lkw, die via CO2-Bespeisung und Auflagen (Dekarbonisierung) wie auch Gesetzen in Bundesstaaten wie Kalifornien peu a peu weg vom Diesel müssen.

Nikola muss als Startup gesehen werden. Da geht es um einen neuen, disruptiven Markt am Anfang eines langfristigen Trends. Bis es zu dem Übergang in die Gewinnzone (2025/26) kommt, muss noch viel Kapital investiert werden (logische Verluste), aber die Börse wird dies gerne zur Verfügung stellen, wenn die Prognosen eintreten und in der Aktienkursentwicklung antizipieren. Die Investmentbank Baird hat ja kürzlich erst einmal 2 US-$ als Kursziel ausgerufen. Andere Investmentbanken sollten folgen. Die Volatilität in der Aktie wird sehr hoch bleiben – Tagesschwankungen von fünf oder auch über zehn Prozent gehören zur Normalität. Nichts für Anleger mit schwachen Nerven.

Risikohinweis

Jeder Anleger muss sich immer seiner eigenen Risikoeinschätzung bei der Anlage in Aktien bewusst sein und auch eine sinnvolle Risikostreuung bedenken. Die hier genannten BZ-Unternehmen bzw. Aktien sind aus dem Bereich der Small- und Mid-Caps, d. h., es handelt sich nicht um Standardwerte, und ihre Volatilität ist auch wesentlich höher. Es handelt sich bei diesem Bericht nicht um Kaufempfehlungen – ohne Obligo. Alle Angaben beruhen auf öffentlich zugänglichen Quellen und stellen, was die Einschätzung angeht, ausschließlich die persönliche Meinung des Autors dar, der seinen Fokus auf eine mittel- und langfristige Bewertung und nicht auf einen kurzfristigen Gewinn legt. Der Autor kann im Besitz der hier vorgestellten Aktien sein.

Autor: Sven Jösting, verfasst am 2. März 2024

*: Es handelt sich um das US-amerikanische Unternehmen Ember, nicht um Ember Motors.

Eine Vision für 2024

Eine Vision für 2024

Börse bedeutet, einen Blick in die Zukunft zu wagen. Der Anleger spekuliert auf zukünftig mögliche Entwicklungen, und auf dieser Erwartung beruhen die Aktienkurse. Wagen wir also den Blick in die Glaskugel: Mit theoretisch denkbaren Szenarien, die aber durchaus realistisch sind.

Ballard Power

In China wurde endlich ein Förderprogramm für den Bereich Wasserstoff und Brennstoffzelle auf den Weg gebracht. Das Joint-Venture mit Weichai Power läuft auf die Auslastung hinaus – 20.000 BZ-Stacks sind die Jahresproduktion, und man kann diese Kapazität schnell ausbauen. Der Hochlauf mit Wishdom Motor nimmt Fahrt aus. Es geht um beachtliche 12.000 BZ-Lkw, die innerhalb von 5 Jahren auf den Straßen fahren sollen – die ersten Fahrzeuge sind bereits ausgeliefert. Ballard entschließt sich nun, die Produktion der MEA (Membrane Elektrolyte Assembly, Hauptkostenträger in der Brennstoffzelle) in China zu realisieren, weil der Bedarf da ist. 130 Mio. US-$ sind fixiert, was bei über 700 Mio. US-$ auf dem Konto kein Problem für die Eigenfinanzierung ist. Die Partnerschaft (Testlauf) mit Ford in der Türkei für den F-Max wird positiv abgeschlossen, dann kann 2025 der Hochlauf beginnen. Es könnten mal über 10.000 BZ-Module im Jahr werden, weil Ford mit Hilfe von Ballard auf die Brennstoffzelle in Nutzfahrzeugen setzt. Bushersteller-OEM wie VanHool, Solaris und NFI (New Flyer) erhöhen massiv ihre Bestellungen an Stacks für den Einsatz in Bussen. Das US-Marktforschungsinstitut „Information Trends“ erwartet, dass bis zum Jahr 2037 weltweit 650.000 wasserstoffbetriebene Busse fahren werden. Ballard ist der Marktführer und kann es bleiben. In der Zug-Sparte kommen Großaufträge für BZ-Module von Ballard herein – von den Plattformpartnern Siemens Mobility und Stadler. Analysten erhöhen ihr vorläufiges Kursziel auf acht bis zehn US-$.

Bloom Energy

Die ehrgeizige Vorgabe, für die kommenden zehn Jahre ein Wachstum von über 30 Prozent jährlich zu erreichen, nimmt Fahrt auf. Bloom kann 1,8 bis 2 Mrd. US-$ Umsatz in 2024 erreichen und operativ mit Gewinn abschließen – ein Meilenstein. Aus Europa kommen Großaufträge, und der US-Markt wächst ohnehin stark; hier gibt der Inflation Reduction Act (IRA) die Geschwindigkeit vor. In Asien setzt der Partner und Großaktionäre sk ecoplant/sk Group auf den Ausbau der gemeinsamen Projekte. Die eigene marktführende SOFC-Elektrolyse erhält ihren Startschuss in der Produktion nach erfolgreichen Testläufen mit über 90 Prozent Wirkungsgrad. In 2025 wird mit 1 GW Leistung für die Produktion begonnen. Analysten erhöhen ihre Kursziele (aktuell 10 bis 21) auf 30 US-$ oder mehr.

Nikola Motors

Das Auftragsbuch füllt sich. Ende 2024 liegen Bestellungen für über 2.000 Wasserstoff-Lkw des Nikola-Modells Tre FCEV vor, einem vollelektrischen 40-Tonner mit Batterien, BZ und H2-Tanks. Investmentbanken erhöhen die Kursziele von zwei (jüngst Investmentbank BAIRD) auf drei US-$ bis fünf US-$. Die eigene Wasserstoffproduktion nimmt zu. Anheuser Busch wandelt eine Absichtserklärung (LoI) in eine Bestellung von 800 BZ-Lkw um. Walmart gibt einen Großauftrag von 100 bis 500 Lkw heraus. Außerdem Aufträge für die ersten BZ-elektrischen Lkw, die auf kalifornischen Hafenanlagen im Betrieb sein werden: 500 im Jahr 2024 und 1000+ für 2025. FedEx schließt einen Testlauf ab und bestellt die ersten 1000 Lkw für die Dekarbonisierung des Unternehmens, das immerhin über rund 37.000 eigene Lkw im Markt verfügt. Nikola ist gegen Ende 2024 ausgelastet und baut die Kapazitäten von aktuell 2.400 Einheiten auf 10.000 Einheiten p.a. aus. Ende 2025 könnte bereits der Übergang in die Gewinnzone erfolgen. Das Wachstum muss finanziert werden: Eine weitere Kapitalerhöhung kommt im Jahresverlauf – 100 Mio. neue Aktien zu je drei US$-plus. Betriebshof-Konzerne wie Travel Center of America und Pilot J bauen eine Kooperation mit Nikola auf: gemeinsame H2-Tankstellen und Ladestationen für e-Lkw. Ein institutioneller Anleger wie der norwegische Staatsfonds (via Norges Bank) hält bereits über 107 Mio. Aktien bzw. 9,25 Prozent – das ist ein Fakt. Andere, etwa BlackRock, könnten folgen. Vielleicht steigt ein strategischer Investor ein; über den Aufkauf der Wandelanleihen kann man – noch – gut 25 Prozent am Unternehmen erwerben.

Plug Power

Es ist nicht einfach. Das Unternehmen hat vollmundige Prognosen abgegeben, die sich schwer halten lassen. Die Aktie fährt weiter Achterbahn und schwankt stark, je nach Nachrichten-Lage. Ideal für Trader. Das ATM-Programm (At The Market) von einer Mrd. US-$ kann peu à peu platziert werden. Ein beantragter Kredit vom Department of Energy im Rahmen des Inflation Reduction Act (IRA) wird genehmigt: 500 Mio. bis zu 1,6 Mrd. US-$, allerdings mit Auflagen (Hier die Frage der Konditionen: Coupon (Zinssatz), Laufzeit, Kapitaleinsatz, Rückzahlung). Ein Green Bond als Wandelanleihe wird parallel auf den Weg gebracht: Eine Mrd. US-$-plus. Strategische Investoren wie Fortescue beteiligen sich an manchem Projekt und Unternehmensbereich. Für die Produktion von grünem Wasserstoff setzt Plug Power sehr auf staatliche Zuschüsse im Rahmen des IRA; da gibt es Klarheit von der Regierung, aber es wird dauern. Großaufträge für PEM-Elektrolyseure können verbucht werden. Manche Produktionsstätte für BZ-Stacks und Kryotechnik und Elektrolyseure wird langsam (weniger Kapitalbedarf) ausgebaut, verkauft oder sogar eingestellt. CEO Andy March kündigte kurzfristig an, dass man in Georgia die Produktion von flüssigem Wasserstoff mit sieben Tonnen/Tag begonnen habe sowie die Belieferung von Amazon und Walmart – ein Meilenstein. Er erwartet einen Squeeze der Aktie (Quelle Barrons 1.2.24) aufgrund sehr hoher Leerverkäufe von fast 158 Mio. Aktien. Könnten da Amazon und Walmart für 100 Mio. verantwortlich sein? Diese haben mal über 100 Mio. Optionsscheine erhalten. Die aktuelle Kursexplosion beruht auf der neuen Einschätzung eines Analysten und dem CEO Andy Marsh. Da ist Vorsicht – kurzfristig – angebracht, denn ein ATM-Programm über 1 Mrd. US-$ könnte die aktuelle Situation ausnutzen. Die Zahlen für 2023 kommen im März. Die Kursrange im Jahr 2024: zwei bis sechs US-$, aber 2025 wieder Potential für über zehn US-$.

Siemens Energy

Nach den letzten Quartalszahlen entsteht ein neuer, positiver Trend: Gamesa kann immer besser integriert werden, Lieferketten werden optimiert. Verluste werden noch bleiben, aber das Gesamtbild verbessert sich nach und nach. Der Bereich Wasserstoff, Gasturbinen und Elektrolyse erhält viele Großaufträge, was den Auftragsbestand auf 140 Mrd. Euro hochschießen lässt. Von Quartal zu Quartal bessert sich die Lage, und 2025 wird das Unternehmen wieder im Plus abschließen und die Aktie nach oben treiben. Die Analysten erhöhen ihre Kursziele auf 25 Euro-Plus mit einem Potenzial von über 100 Prozent im Jahresverlauf gegenüber aktuellen Notierungen.

Hyzon Motors

Testläufe wie mit der Performance Food Group, einem der führenden US-Logistiker für Lebensmittel, laufen planmäßig und erfolgreich; kürzlich wurden die ersten vier Lkw ausgeliefert (Fakt). Da kommt nun ein Großauftrag. Die Produktion der eigenen 200-kW-Singlestacks beginnt im 2. Halbjahr. Ein strategischer Investor wie Fontaine Modification oder Marmon Holdings steigt ein und damit – indirekt – Warren Buffett (ihm gehört Marmon). In Europa wird ein Systemintegrator gefunden, vergleichbar mit Fontaine Modification. Die Aktie verdreifacht sich auf zwei US-$. Vielleicht spielt dabei der neue CTO Professor Christian Mohrdieck (vormals bei Cellcentric, einem 50/50-Joint Venture von Daimler Truck und Volvo) eine besondere Rolle?

Weichai Power

Weichai baut seine Stack-Strategie weiter aus. Man ist größter Einzelaktionär von Ballard Power und – neben Bosch – auch an Ceres Power beteiligt. Da China ein H2/BZ-Förderprogramm beschließt, gewinnt Weichai massiv an Beachtung – die Aktie zieht um 50 Prozent auf 2,50 Euro an. Die Stackfabrik (Joint Venture 51:49) zusammen mit Ballard wird ausgebaut. Parallel sollte man auch den US-amerikanischen Wettbewerber Cummins Engine beobachten, denn dieser profitiert vom Inflation Reduction Act und ist ebenfalls sehr aktiv in allen Bereichen der Wasserstofftechnologien (Stacks, Motoren, Elektrolyseure).

RISIKOHINWEIS

Jeder Anleger sollte sich bei der Anlage in Aktien immer seiner eigenen Risikoeinschätzung bewusst sein und auch an eine sinnvolle Risikostreuung denken. Die hier genannten BZ-Unternehmen bzw. Aktien stammen aus dem Bereich der Small- und Mid-Caps, das heißt, es handelt sich nicht um Standardwerte, und auch ihre Volatilität ist deutlich höher. Dieser Bericht stellt keine Kaufempfehlung dar. Alle Informationen basieren auf öffentlich zugänglichen Quellen und stellen hinsichtlich der Bewertung ausschließlich die persönliche Meinung des Autors dar, der seinen Fokus auf eine mittel- bis langfristige Bewertung und nicht auf kurzfristige Gewinne legt. Der Autor kann im Besitz der hier vorgestellten Aktien sein. Dies ist keine Anlage- und Kaufempfehlung, sondern nur eine persönliche Einschätzung – ohne Obligo.

Sven Jösting

Erprobung von BZ-Bussen und ihren H2-Tankstellen

Erprobung von BZ-Bussen und ihren H2-Tankstellen

Zwischenbilanz zur Analyse der Leistungsfähigkeit
Elektromobilität

Brennstoffzellenbusse (BZ-Busse) werden seit rund 20 Jahren erprobt. Mit europäischer Förderung laufen derzeit Demonstrationsprojekte mit rund 300 dieser Fahrzeuge. Die Leistungsfähigkeit der Busse und ihrer Wasserstofftankstellen wird auf der Basis von Betriebsdaten analysiert. Dieser Artikel möchte anhand ausgewählter Indikatoren eine Zwischenbilanz ziehen, inklusive Vergleichen mit den Ergebnissen bereits abgeschlossener Projekte. Insgesamt zeigen die Busse ein positiveres Bild als die Tankstellen.

Im Rahmen der Projekte JIVE und JIVE 2 (2017 bis 2024 bzw. 2018 bis 2025) sind die Busse an 16 Standorten in sechs Ländern im Einsatz (s. Abb. 2). Die örtlichen Flotten umfassen fünf bis 54 BZ-Busse. Zum Einsatz kommen einstöckige 12-m-Solobusse, Doppeldecker (in Großbritannien) sowie an einem Standort straßenbahnähnliche 18-m-Gelenkbusse. Die Wasserstofftankstellen wurden zum Teil aus einem weiteren Projekt namens MEHRLIN gefördert (Projektende: 30. Juni 2023).

Standorte der Projekte JIVE, JIVE 2 und MEHRLIN (Aberdeen, Auxerre, Barcelona, Birmingham, Bozen, Brighton, Emmen, Gelderland, Groningen, Region Köln, London, Pau, Südholland, Toulouse, Wiesbaden und Wuppertal) sowie Länder mit Beobachter-Regionen. Wegen einer Neuausrichtung beim Busbetreiber ist der Standort Wiesbaden nicht mehr aktiv.

Zu den Aktivitäten im Arbeitspaket „Monitoring and Analysis“ gehören neben dem hier auszugsweise vorgestellten „Performance Assessment“ auch ein Umwelt- und Kostenvergleich zwischen BZ- und Batteriebussen [1] und die Dokumentation von „Best Practice“ [2].
Aus Gründen der Vertraulichkeit wurden die Ergebnisse so aggregiert, dass keine Rückschlüsse auf einzelne Standorte möglich sind, soweit die Informationen nicht ohnehin bereits öffentlich zugänglich sind.

Stand Mitte 2023
Bis Ende Juni 2023 (Stand der Datenbasis im Folgenden) legten die Busse rund 13 Millionen Kilometer zurück. In über 63.000 Tankvorgängen wurden mehr als 1 Million Kilogramm Wasserstoff abgegeben.

Verfügbarkeit der Brennstoffzellenbusse


Verfügbarkeit der Busse in JIVE/JIVE 2 im Vergleich mit früheren Projekten

Abbildung 3 zeigt einen Vergleich der Verfügbarkeit in den größeren Projekten zur Erprobung von Brennstoffzellenbussen seit 2001. Die Kastengrafiken zeigen jeweils die Maximal- und Minimalwerte, die beiden mittleren Quartile und, als waagrechte Linie innerhalb des Kastens, den Median.

Die BZ-Busse bis 2009 in den Projekten CUTE und HyFLEET:CUTE waren noch nicht hybridisiert, das heißt, es gab keine Batterie zur Unterstützung der Brennstoffzelle und keine Möglichkeit zur Rückgewinnung von Bremsenergie. Da pro Standort stets zwei Monteure der Hersteller anwesend waren, um Probleme zu beheben, war die Verfügbarkeit der Fahrzeuge vergleichsweise hoch.

Kastengrafiken (Box-Plots) sind ein Werkzeug zur aggregierten grafischen Darstellung von Daten, die mehr Information vermitteln können als zum Beispiel Mittelwerte und Standardabweichungen. Der Median ist der zentrale Wert einer auf- oder absteigend sortierten Liste von Daten. Bei Werten von beispielsweise 90 % – 90 % – 85 % – 80 % – 60 % – 40 % – 10 % beträgt der Median 80 %, der Mittelwert dagegen 65 %. Die beiden mittleren Quartile umfassen das Viertel aller Werte über und unter dem Median und sind somit ein Indikator dafür, wie stark die zentrale Hälfte aller Werte um den Median streut.

Ein signifikanter Vergleich ist daher vor allem zwischen dem Projekt CHIC mit der ersten Generation hybridisierter BZ-Busflotten (2010 bis 2016) und JIVE/JIVE 2 (seit 2017/18) möglich. Abbildung 3 zeigt eine deutliche Verbesserung der Bus-Verfügbarkeit in den aktuellen Projekten. Einzelne Standorte erreichen mehr als 99 Prozent, während nicht alle an das Ziel von über 90 Prozent herankommen.

Ausfallzeiten werden zumeist nicht von Komponenten verursacht, die dem Brennstoffzellenantrieb zuzuordnen sind, sondern Auslöser sind häufig konventionelle Bauteile. Längere Ausfallzeiten entstanden zum Beispiel dadurch, dass ein Hersteller unter anderem die Halterungen für die Wasserstofftanks verstärken musste, da die Vibrationen in Bussen ohne Dieselmotor unterschätzt worden waren. Bei einem anderen Fabrikat mussten die Klimaanlagen getauscht werden.

Laufleistung
Die Busse haben gezeigt, dass 500 Kilometer pro Tag beziehungsweise ohne Zwischenbetankung zurückgelegt werden können. Geringere Laufleistungen resultieren aus den örtlichen Einsatzbedingungen, also nicht aus Beschränkungen, die sich aus dem Wasserstoff-/Brennstoffzellenantrieb ergeben. Ein Standort setzt die Fahrzeuge zum Beispiel als Vorfeldbusse auf dem Flughafen ein, wo kurze Wege zurückzulegen sind. Insgesamt erfüllen die Fahrzeuge die Erwartungen der Betreiber.

Spezifischer Kraftstoffbedarf


Entwicklung des spezifischen Kraftstoffbedarfs von Projekt zu Projekt. Seit CHIC sind die Antriebe hybridisiert.

Abbildung 4 zeigt, wie sich der Kraftstoffbedarf pro 100 Kilometer Laufleistung entwickelt hat. Von CUTE zu HyFLEET:CUTE wurde zunächst der nicht-hybridisierte Antrieb optimiert. Ein Effizienzsprung ergab sich durch die Hybridisierung im Projekt CHIC. Im Rahmen von JIVE/JIVE 2 werden noch einmal deutlich geringere Werte von bis zu 6,5 kg/100 km erreicht. Damit wird das Projektziel von 9 kg/100 km für Solobusse in der Regel deutlich unterboten, selbst von den Doppeldeckern. Auch die 18-m-Fahrzeuge unterschreiten das Ziel von 14 kg/100 km klar.

Der saisonale Einfluss der Umgebungstemperatur beziehungsweise der Einfluss des Heizenergiebedarfs auf den Kraftstoffverbrauch konnte bespielhaft für zwei Standorte ermittelt werden, deren Fahrzeuge keine Klimaanlage besitzen, die also ohne Energiebedarf für Kühlung im Sommer auskommen. Hier variiert der Kraftstoffverbrauch über das Kalenderjahr um ca. ± 1 bis 2 kg/100 km bzw. ± 15 bis 20 %.

Zwischenfazit
Aufgrund der positiven Erfahrungen mit den BZ-Bussen haben sich einige Standorte entschlossen, weitere Fahrzeuge dieses Typs zu beschaffen. Hervorzuheben ist hier der Regionalverkehr Köln, der über die 50 in JIVE beziehungsweise JIVE 2 geförderten Busse hinaus bereits Verträge für bis zu 100 weitere Einheiten geschlossen hat. Andererseits wurde die Erweiterung der Flotte an einem anderen Standort zurückgestellt, weil es erhebliche Probleme mit der Wasserstofftankstelle gab; mehr dazu im Folgenden.

Vertankte Wasserstoffmengen


Vertankte Wasserstoffmengen pro Quartal als Summe aller Standorte

Bis Mitte 2023 wurden an 18 Tankstellen mehr als 1 Million Kilogramm Wasserstoff abgegeben. Die zeitliche Entwicklung ist in Abbildung 5 dargestellt. Die Quartalswerte für 2020 sind gering, da – bedingt durch die Corona-Pandemie – erst wenige Fahrzeuge in Betrieb waren beziehungsweise gingen und die Laufleistungen häufig geringer waren als sonst üblich. 2021 begann ein deutlicher Anstieg, unterbrochen von einem Rückgang im ersten Quartal 2022. Letzterer war bedingt durch:

–    Probleme mit den Bussen an mehreren Standorten, insbesondere bedingt durch Nachrüstungen wegen der unerwartet starken Vibrationen

–    Probleme an mehreren Tankstellen, die in einigen Fällen den Busbetrieb länger zum Erliegen brachten

–    Steigende Energie- bzw. Wasserstoffpreise nach dem Angriff auf die Ukraine, weshalb einige Betreiber den Einsatz ihrer BZ-Busse reduzierten

Seit dem zweiten Quartal 2022 steigen die Werte wieder nahezu stetig, auch bedingt durch die Inbetriebnahme weiterer Busse. Die Tankstellen stoßen in der Regel nicht an ihre Kapazitätsgrenzen: Durch den unerwartet niedrigen spezifischen Kraftstoffbedarf der Busse und die zeitweise geringeren Laufleistungen als geplant sind einige der Tankstellen zeitweise erheblich unterausgelastet.

Verfügbarkeit der Wasserstofftankstellen


Verfügbarkeit der Tankstellen in JIVE/JIVE 2/MEHRLIN im Vergleich mit früheren Projekten

Das Mindestziel für die Verfügbarkeit der Wasserstofftankstellen in JIVE, JIVE 2 und MEHRLIN ist größer 98 Prozent, wobei 99 Prozent angestrebt werden. Dabei bleiben Zeiten der Nichtverfügbarkeit für planmäßige Wartung unberücksichtigt. Abbildung 6 zeigt, dass dieses Mindestziel von weniger als der Hälfte der Standorte erreicht wird (der Median liegt unter 98 %). Im Projekt CHIC waren die Tankstellen durchschnittlich deutlich verfügbarer, bei einem Zielwert von ebenfalls über 98 Prozent.

Die Ursachen für geringe Verfügbarkeiten lassen sich, aus der Perspektive der Betankungseinheit, in zwei Bereiche aufgliedern:

–    Externe Gründe bedeuten, dass die Wasserstofferzeugung vor Ort ausgefallen ist oder die Anlieferung von Wasserstoff nicht rechtzeitig erfolgt ist oder beides, so dass keine Betankungen möglich sind. Dies ist an zahlreichen Tankstellen zeitweise eingetreten.

–    Interne Gründe bedeuten, dass wegen technischer Probleme keine Betankungen möglich sind. Davon sind alle Tankstellen betroffen, wenn auch in deutlich unterschiedlichem Maße.

Dabei haben sich die wesentlichen Ursachen für Ausfälle von Wasserstofftankstellen für Busse aus internen Gründen in den letzten 20 Jahren kaum verändert. Sie umfassen insbesondere Probleme mit

–    Wasserstoffkompressoren

–    den Komponenten zur Betankung, insbesondere den Füllkupplungen mit ihren empfindlichen Infrarot-Sensoren zur Datenübertragung vom Bus an die Tankstelle

–    der Qualität bzw. Schnelligkeit des Hersteller-Services, d. h. Ausfälle wären teilweise vermeidbar gewesen oder dauern unnötig lange.

Hinzu kommen, nach dem Wechsel zu Typ-4-Tanks auf den meisten Bussen der aktuellen Generation, Herausforderungen bei der Vorkühlung des Wasserstoffs zur Gewährleistung einer hinreichend schnellen und vollständigen Befüllung, bedingt durch Softwareprobleme und fehlende anerkannte Betankungsprotokolle.

Die Partner des JIVE/JIVE 2/MEHRLIN-Konsortiums sehen die Gefahr, dass die breite Einführung von BZ-Bussen an einem Mangel an verlässlicher Betankungsinfrastruktur scheitern könnte.

Zusammenfassung

Die Erprobung der BZ-Busse und Wasserstofftankstellen in den Projekten JIVE, JIVE 2 und MEHRLIN wurde beziehungsweise wird durch eine Reihe externer Faktoren negativ beeinflusst. Dazu gehören die Corona-Pandemie, gestiegene Wasserstoffpreise und Probleme mit der Wasserstoffbelieferung.

Positiv ist festzuhalten, dass einige Standorte sich aufgrund guter Erfahrungen bereits vor Projektabschluss entschieden haben, ihre BZ-Bus-Flotte zu erweitern.

Die Busse zeigen insgesamt eine bessere Leistungsfähigkeit als die Fahrzeuge der Vorgängergeneration, auch wenn bislang nicht an allen Standorten die Zielwerte, wie eine Verfügbarkeit von mindestens 90 Prozent, erreicht werden. Insbesondere ist die in JIVE/JIVE 2 deutlich verbesserte Effizienz der Busse hervorzuheben.

Bei der Verfügbarkeit der Wasserstofftankstellen ist bisher keine generell positive Entwicklung zu erkennen. Ausfälle der Tankstellen wegen interner technischer Probleme haben im Einzelfall zu einem längeren Stillstand der lokalen BZ-Bus-Flotte geführt. Es ist bemerkenswert, dass auch nach rund 20 Jahren Erfahrung mit Tankstellen auf 350-bar-Druckniveau die Probleme mit einigen ihrer Komponenten nicht gelöst werden konnten.

Danksagung

Die Projekte JIVE und JIVE 2 werden von Clean Hydrogen Partnership (vormals Fuel Cells and Hydrogen Joint Undertaking) im Rahmen der Zuwendungsvereinbarungen Nr. 735582 bzw. 779563 gefördert. Clean Hydrogen Partnership erhält Unterstützung aus dem Horizon-2020-Programm der Europäischen Union für Forschung und Innovation sowie von Hydrogen Europe und Hydrogen Europe Research. Das Projekt MEHRLIN wurde aus Mitteln der Connecting Europe Facility der Europäischen Union kofinanziert.

Die Ergebnisse wurden erstmals auf der Zero Emission Bus Conference 2023 vorgestellt.

Literatur

[1]        A. Zimmerer, S. Eckert und V. Roderer, Environmental Impacts and External Cost Benefits of Fuel Cell Buses. Comparison of Fuel Cell Buses with Battery Electric Buses, 2023. https://fuelcellbuses.eu/publications.

[2]        K. Buss, K. Stolzenburg, N. Whitehouse and S. Whitehouse, JIVE Third Best Practice and Commercialisation Report / JIVE 2 Second Best Practice Information Bank Report, 2022. https://fuelcellbuses.eu/publications.

AutorInnen:
Klaus Stolzenburg
Ingenieurbüro PLANET GbR, Oldenburg
k.stolzenburg@planet-energie.de
Katharina Buss
Ingenieurbüro PLANET GbR, Oldenburg
k.buss@planet-energie.de
Vanessa Roderer
Sphera Solutions GmbH, Leinfelden-Echterdingen
VRoderer@sphera.com
Stefan Eckert
Sphera Solutions GmbH, Leinfelden-Echterdingen
SEckert@sphera.com

 

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