Plug – Prognosen werden wieder einkassiert

Plug – Prognosen werden wieder einkassiert

Plug Power sieht sich selbst als Generalist: von der H2-Produktion über Verflüssigungstechnologien, eigene Elektrolyseurproduktion und den Bau von H2-Trailern und -Tankstellen bis hin zur Herstellung von BZ-Stacks für Kfz und Gabelstapler. Das ist die eine Seite der Medaille. Auf der anderen stehen diverse Gigafactories, die mit erheblichem Invest aufgebaut werden und Zeit benötigen, bis Umsatz und Gewinn generiert werden. In der Übergangszeit werden hohe Verluste ausgewiesen, die sich zum Teil mit dem Auf- und Ausbau des Unternehmens erklären lassen. Allein der Blick auf die Liquidität zeigt, dass Plug eventuell noch dieses Jahr weitere Aktien wird ausgeben müssen, um die ehrgeizigen Unternehmensziele zu finanzieren, da neben dem Kapitaleinsatz in Fabriken auch eine Vielzahl von strategischen Akquisitionen Geld kostet.

Ein stark steigender Anteil an der Liquidität – fast 900 Mio. US-$ – ist nicht frei verfügbar, sondern als „restricted“ eingestuft und damit als Sicherheitsleistung eingefroren. Auf der anderen Seite hat Plug sicherlich andere Möglichkeiten, an neue Liquidität zu gelangen. Ich denke dabei an Sale-Leaseback-Vereinbarungen, aber auch an staatliche Förderprogramme und Kredite im Rahmen des Inflation Reduction Act. Auch die Ausgabe eines Green-Bonds als Wandelanleihe ist gut denkbar.

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Zahlen für das erste Quartal

Plug Power hat Quartalszahlen vorgelegt, die im Widerspruch zu den oftmals sehr vollmundigen Aussagen des Vorstandes stehen. 210 Mio. US-$ Umsatz im ersten Quartal klingen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gut. Parallel erhöhte sich aber der Verlust auf über 200 Mio. US-$ bzw. entsprach pro Aktie einem Minus von 0,35 US-$ (GAAP). Das Wording der Veröffentlichungen erzeugt bei mir das Gefühl, dass man Anlegern in kleinen Dosierungen beibringen will, dass bei den kurzfristigen Zielen Abstriche gemacht werden müssen.

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Nichtsdestotrotz wird Plug seinen Weg in Sachen Wasserstoff gehen und hier ein großes Potential entwickeln, da man an diversen Produktionsstätten für Stacks, Elektrolyseure und auch Wasserstoff arbeitet. Meine Kritik bezieht sich darauf, dass man seitens Plug an zu vielen Baustellen gleichzeitig arbeitet, damit den Kapitalbedarf überbeansprucht und deshalb weitere Kapitalerhöhungen bzw. -beschaffungsmaßnahmen wahrscheinlich macht.

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Eine Reihe von Prognosen mussten bereits einkassiert werden, wie auch mancher Auftrag storniert wurde und einige Aufträge noch nicht abschließend vereinnahmt werden konnten. Auch die jüngst vereinnahmten Aufträge für drei Elektrolyseure in Europa (u. a. für ein Stahlwerk in Bremen mit Apex Energy) ändert nichts am Gesamtbild. Bei diversen strategischen Übernahmen bedarf es einer gewissen Zeit der Integration, bis hier ein positiver Deckungsbeitrag erzielt werden kann.

Zudem ist Plug durch die Abhängigkeit von Unternehmen wie Walmart und Amazon, für die es Gabelstapler umrüstet, noch zu einseitig ausgerichtet, was für mich ein temporäres Negativum darstellt, da Plug hier den flüssigen Wasserstoff liefert und wohl noch zukauft, bis man diesen selbst produziert und daran richtig Geld verdient. Ich denke – ohne Obligo –, dass es die beiden Großkunden Amazon und Walmart sind, die ihre sehr hohen Buchgewinne durch die Ausübung von über 100 Mio. Optionsscheinen durch den Leerverkauf von Aktien abgesichert haben könnten, denn bei Plug liegt der Short Interest bei über 100 Mio. Aktien. Diese Kombination aus Kundenbeziehung und gleichzeitiger Vermischung mit Anreizen durch Optionsscheine zum Bezug von Plug-Aktien wirft manche Frage auf, auch die der steuerlichen Behandlung, da Plug Kursdifferenzen der Warrants bilanziell permanent in Quartalsabschlüssen erfasst.

Fazit

Immer noch kein Kauf. Alternativ bieten sich Unternehmen bzw. die Aktien von Unternehmen wie Bloom Energy an, da deren Ausblick sichtbarer ist und kalkulierbarer umgesetzt wird. Bis Plug den Erwartungen entsprechende Zahlen liefert, kann es noch dauern. Viele wieder einkassierte Prognosen bestätigen meine kritische Haltung. Meine Prognose, dass der Börsenwert von Plug dem von Bloom entsprechen könnte, wird immer sichtbarer: Plug wurde mit über 15 Mrd. US-$ bewertet und nun mit circa 5 Mrd. US-$, während Bloom von über 4 Mrd. US-$ nun zwar auch tiefer auf 2,7 Mrd. US-$ Wert gerutscht ist, aber angesichts der erwarteten Zahlen die Chance hat, bezogen auf das Umsatz-Multiple, basierend auf prognostiziertem Umsatz von 1,5 Mrd. US-$ in 2023, höher als Plug bewertet zu werden. Plug erwartet 2023 einen Umsatz von 1,2 bis 1,4 Mrd. US-$. Die Wette gilt.

Risikohinweis

Jeder Anleger muss sich immer seiner eigenen Risikoeinschätzung bei der Anlage in Aktien bewusst sein und auch eine sinnvolle Risikostreuung bedenken. Die hier genannten BZ-Unternehmen bzw. Aktien sind aus dem Bereich der Small- und Mid-Caps, d. h., es handelt sich nicht um Standardwerte, und ihre Volatilität ist auch wesentlich höher. Es handelt sich bei diesem Bericht nicht um Kaufempfehlungen – ohne Obligo. Alle Angaben beruhen auf öffentlich zugänglichen Quellen und stellen, was die Einschätzung angeht, ausschließlich die persönliche Meinung des Autors dar, der seinen Fokus auf eine mittel- und langfristige Bewertung und nicht auf einen kurzfristigen Gewinn legt. Der Autor kann im Besitz der hier vorgestellten Aktien sein.

Autor: Sven Jösting, verfasst am 9.6.2023

Wasserstoff und Brennstoffzelle gehen ihren eigenen Weg an der Börse

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Aktienkursverlauf der besprochenen Unternehmen, © www.wallstreet-online.de
© www.wallstreet-online.de

Die für die Inflationsbekämpfung notwendigen und schon in Aussicht gestellten starken Zinserhöhungen in den USA stellen die Aktienmärkte weltweit auf die Probe. Solch ein Dämpfer für die Konjunkturentwicklung beeinträchtigt das Wachstum der Unternehmen, da der Verbraucher stärker geneigt sein wird, seine Konsumausgaben zu reduzieren. In vielen Fällen geht es gar nicht anders, da steigende Energie- und Lebensmittelkosten zahlreiche Haushalte stark belasten. In den USA sind die Verbraucher mit immerhin zwei Dritteln des Bruttosozialproduktes die Grundlage für das Wirtschaftswachstum, das somit auf der Nachfrage durch sie basiert. Aber der Inflation Reduction Act verspricht insbesondere für die H2- und BZ-Branche viel Gutes.

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Schockstarre bei Hyzon Motors

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DB Schenker will Hyzon-Trucks über hylane mieten, © hylane
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Die Zahlen für das zweite Quartal sollten spätestens am 15. August 2022 veröffentlicht werden, allerdings meldete Hyzon überraschend, dass bestimmte Umsätze in China nicht zeitlich passend verbucht werden könnten („Revenue recognition in China“) und es operative Unzulänglichkeiten (operative inefficencies with Hyzon Motors Europe B.V.) bei der Tochtergesellschaft in Holland gebe. Frühere Statements (Bilanzveröffentlichungen) seien damit vorerst ungültig beziehungsweise hinfällig. Das sind wahre Schocknachrichten, nach all den Meldungen über Aufträge, Unternehmenspartnerschaften, Produktionshochlauf und die jüngst erfolgte Übernahme in Deutschland.

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Start-ups in Sachen Wasserstoff

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Bei der Premierenfeier von Clean Logistics verkündete André Steinau, Geschäftsführer von GP Joule Hydrogen, gegenüber HZwei, sein Mutterunternehmen habe gerade 40 Bauplätze für 40 fyuriant reserviert.
Premierenfeier von Clean Logistics

Start-ups im Bereich Wasserstoff und Brennstoffzelle, wie Enapter, Lhyfe, Clean Logistics u. a., haben über die Börse frisches Eigenkapital erhalten, um ihre Businesspläne umzusetzen und aus Visionen robuste Unternehmensstories abzuleiten. Die Börse ist ja tatsächlich auch der richtige Ort, um Investitionsrisiken auf viele Schultern (institutionelle und Kleinaktionäre) zu verteilen. Die Anleger stellen da bereitwillig das notwendige Kapital zur Verfügung, um das Unternehmenswachstum aus eigener Kraft bewältigen zu können.

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Nikola Motors – Abstimmungserfolg sichert Finanzierung

Nikola Motors – Abstimmungserfolg sichert Finanzierung

Moderner Arbeitsplatz, © Nikola
Moderner Arbeitsplatz, © Nikola

Nikola Motors ist auf dem richtigen Weg. Diverse Testläufe der batterieelektrischen TRE-BEV-Modelle laufen erfolgreich mit Kunden wie TTSI, Tiyaji Brothers (für Anheuser-Busch), Univar, Road One (für IKEA) und Covenant (für Walmart). Bislang alles mit 94 Prozent Auslastung. Im zweiten Quartal wurden 15 TRE BEV produziert und 48 ausgeliefert. Der erste Quartalsumsatz lag bei 18,1 Mio. US-$.

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