Eine ernüchternde Bilanz: Nur drei der insgesamt 18 Reallabore befinden sich in Realisierung. Peter Altmaier, der Wirtschaftsminister der alten Bundesregierung, hatte hochtrabend von der Praxisnähe der von ihm geförderten Vorhaben geschwärmt und sie gegen allerlei Kritik verteidigt. Dabei hatte es bereits während des Auswahlprozesses ausreichend Stimmen gegeben, die darauf hingewiesen hatten, dass die Zeit für Demonstrationsprojekte vorbei sei. Doch Altmaier brachte seinen gesamten Einfluss mit ein und setzte sich durch. Heute ist klar, dass die meisten Reallabore aufgrund von zu viel Bürokratie und Auflagen nicht umgesetzt werden.
BMWi
Klimaneutralität ist ohne Wasserstoff nicht machbar
Interview mit Rainer Baake, Direktor der Stiftung Klimaneutralität
Jahrelang galt Rainer Baake als einer der ärgsten Skeptiker, was die Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnik betrifft. In seinen Ämtern als Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi; 2014 bis 2018) sowie im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU; 1998 bis 2005) machte er sich einen Namen damit, dass gewisse H2-Vorhaben nur bis zu seinem Schreibtisch kamen – aber kaum weiter. Seit einigen Monaten aber sind neue Töne von ihm zu hören, insbesondere seit er im Juli 2020 zum Direktor der Stiftung Klimaneutralität ernannt wurde. Aus aktuellem Anlass befragte ihn HZwei über die gerade von dieser Stiftung herausgebrachte H2-Studie sowie seine neue Marschrichtung, die – seinen Ausführungen nach – gar nicht so neu ist.
Mikrobielles Biomethan auf dem Weg zur Industriereife
ORBIT-Feldtest erfolgreich abgeschlossen
Im Dezember endete der Testbetrieb der ORBIT-Biomethanisierungsanlage in Ibbenbüren und damit ein Forschungsvorhaben zur Weiterentwicklung der Power-to-Gas-Technologie, die mehr und mehr an Bedeutung gewinnt. ORBIT steht für „Optimierung eines Rieselbett-Bioreaktors für die dynamische mikrobielle Biosynthese von Methan mit Archaeen in Power-to-Gas-Anlagen“. Das Forschungsprojekt war seit Juli 2017 gelaufen und vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) mit 1,14 Mio. Euro gefördert worden. Innerhalb kurzer Zeit war es gelungen, ein funktionierendes System aufzubauen. Dieses soll nun in weiteren Entwicklungsschritten für den industriellen Einsatz zu einer Gesamtanlage erweitert werden.
Kompass für H2-Innovationen
Wo gibt es wesentliche Fortschritte bei der Entwicklung von Wasserstofftechnologie? Und wo bestehen noch Hemmnisse? Wo ist Handlungsbedarf, wenn es darum geht, Hürden abzubauen und Innovationen schneller vorantreiben zu können? Derlei Fragen wollen das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) mithilfe des neuen Projekts „H2-Kompass“ klären. Dafür stellt der Bund über die Laufzeit von zwei Jahren Fördermittel in Höhe von 4,2 Mio. Euro zur Verfügung.
Aufbau reiner H2-Quartiere
Klimaneutrale Energieversorgung ganzer Siedlungen
Immer mehr Bauprojekte setzen bei der Energieversorgung inzwischen auf Wasserstoff und Brennstoffzellen. Vor dem Hintergrund der Pariser Klimaziele liegt es nahe, für Neubauten keine fossilen Energieträger mehr einzuplanen, sondern komplett auf erneuerbare Energien zu setzen. Da aber der mit einer innovativen Energietechnik verbundene Aufwand oft doch erheblich ist, lohnt er sich umso mehr, je größer die Anzahl der Nutzer ist. Insbesondere für Quartierslösungen, bei denen mitunter viele Dutzende oder gar Hunderte Wohneinheiten gebaut werden, ist solch ein alternativer Ansatz sinnvoll.
Start des Forschungsnetzwerkes
Am 9. Februar 2021 hat die Kick-off-Veranstaltung des neu gegründeten Forschungsnetzwerkes Wasserstoff (s. HZwei-Heft Jan. 2021) stattgefunden. Der Verbund mit mehr als 1.100 Mitgliedern aus unterschiedlichen Forschungsdisziplinen und Wirtschaftsbereichen wurde vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) ins Leben gerufen und ist Bestandteil der Nationalen Wasserstoffstrategie der Bundesregierung.
H2-Leitstelle als Gemeinschaftsprojekt?
Mehr als drei Monate nach Bekanntgabe der Nationalen Wasserstoffstrategie (NWS) ist bis heute immer noch offen, wo die geplante Leitstelle Wasserstoff angesiedelt sein wird. Am 21. September 2020 erklärte jedoch Thorsten Herdan, Abteilungsleiter für Energiepolitik beim Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi), während eines NOW-Webinars, dass die Leitstelle voraussichtlich gemeinsam von der Nationalen Organisation Wasserstoff und Brennstoffzellentechnologie und der Deutsche Energie-Agentur dena geführt wird. Eine offizielle Bestätigung steht allerdings noch aus.
BMWi will dena zur Leitstelle Wasserstoff machen
Ein wichtiges Element der Nationalen Wasserstoffstrategie (NWS) soll die Leitstelle Wasserstoff werden, die auf logistischer Ebene die Umsetzung der Strategie organisieren soll. Das dort angesiedelte Sekretariat sowie das Projektmanagement sollen bei der Koordinierung und Formulierung von Handlungsempfehlungen behilflich sein und die Ressorts aktiv bei der Umsetzung der Nationalen Wasserstoffstrategie unterstützen. Die interne Abstimmung zur Einrichtung von Vorschlägen war allerdings im August 2020 noch nicht abgeschlossen, hieß es aus den Bundesministerien. Scheinbar kommen mehrere Agenturen der an der NWS beteiligten Ministerien für diesen Job in Frage: die vom BMBF unterstützte acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften, die dem BMVI unterstellte NOW, die dem BMWi zugeordnete Deutsche Energie-Agentur (dena) sowie die dem BMU zugehörige Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) gGmbH.
Gerangel der Ministerien um Themenhoheit bei Wasserstoff

Wer kann das Thema Wasserstoff für sich am besten nutzen? Unter dieser Fragestellung scheint seit Ende 2019 der Wettbewerb zwischen den Bundesministerien zu laufen. Zwischenzeitlich weitete sich dieser Wettkampf auch auf die Parteienpolitik aus, indem Wasserstoff Bestandteil des Wahlkampfes für die Hamburger Landtagswahl wurde. Aktueller Zwischenstand ist, dass nach einer zeitweisen Themenhoheit der Unionsfraktionen inzwischen die Sozialdemokraten mit ihren Thesen zunehmend besseren Anklang in der Öffentlichkeit finden.
CDU/CSU-Minister pro Wasserstoff – SPD-Ministerin nicht eingeladen

Mit solch einem Andrang hatte kaum einer gerechnet. 300 Teilnehmer waren erwartet worden. Dann meldeten sich aber 600 an, schließlich kamen 700, zu der Stakeholder-Konferenz für die Nationale Wasserstoffstrategie (NWS) am 5. November 2019 in Berlin. Wirklich überraschend ist das große Interesse jedoch nicht, schließlich hatten insgesamt vier Bundesministerien eingeladen, auch wenn das Bundesumweltministerium mehr oder weniger aktiv ausgegrenzt wurde.