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Beitrag von Sven Jösting

27. September 2021

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Nikola Motors – Kommt nach der Contrary-Opinion der Turnaround?

Die Börsenweisheit lautet: Buy on bad news. Die derzeit vermeintlich schlechten Nachrichten betreffen indes den Gründer von Nikola und sein Verhalten, aber nicht Nikola selbst, wenn auch der Aktienkurs darunter leidet, dass der frühere Vorstandsvorsitzende nun vor Gericht gestellt wird. In meinem Microzensus (habe viele kleine und auch manchen Großanleger gefragt) ist es klar sichtbar, dass Anleger um Nikola Motors „noch“ einen Bogen machen, weil sie eine Negativstimmung ausgemacht haben und manch berechtigtes Vorurteil haben.

Ich sehe dies genau andersherum: Vergangene Woche wurde das Werk in Ulm zusammen mit Iveco der Öffentlichkeit vorgestellt wie auch der TRE. In dieser Fabrik könnten dereinst 3.000 batterieelektrische und wasserstoffgetriebene Lkw vom Band laufen. Mit knapp sieben Prozent ist die CNH-Gruppe einer der größten Einzelaktionäre von Nikola und auch strategischer Partner. Ich erwarte daher, dass CNH via Tochterunternehmen wie Iveco, Case, New Holland, Magirus u.a. auch in die Technologie von Nikola einsteigen werden. Eventuell erhöht CNH auch seinen Anteil, was durchaus Sinn machen würde.

Bosch ist definitiv der Lieferant der Brennstoffzellen (kürzlich getroffenes neues Abkommen), was mich zu der Überzeugung führt, dass der Zulieferkonzern nun an seiner 5%-Beteiligung allein aus psychologischen Gründen festhalten wird. General Motors (GM) ist jetzt nur noch die Nr. 2 für die Stacks. Ich hätte indes auf die Stacks von Ballard Power gesetzt, fahren doch schon Nutzfahrzeuge und Busse (über 80 Mio. km) erfolgreich in der Welt. Zudem ist der frühere CNH-Chef ja nun Vorstand bei Ballard.

In den USA nimmt das Werk in Coolidge, Arizona, immer mehr Form an. Man kann via Webcam den Fortgang der Bauarbeiten beobachten. Parallel baut das Unternehmen an einem Netzwerk für Vertriebs- und Servicepartner – bislang 116 – und setzt Akzente für die Eigenproduktion von regenerativem Strom und Wasserstoff.

Ich schaue derweil auch auf eine andere Zahl: den Short Interest. Diese liegt bei über 62 Mio. Aktien, was über 30 % des von mir definierten Free-Floats beträgt. Der Free-Float sind die am Markt frei handelbaren Aktien, wobei ich die Aktienanteile der strategischen Partner CNH und Bosch herausgerechnet habe. Bei guten Nachrichten muss da eingedeckt werden. Im Extremfall gibt es sogar einen Short-Squeeze, d.h. dass die auf fallende Aktienkurse setzenden Shortseller arg unter Druck geraten könnten und bedingt durch steigende Kurse eindecken, um ihre Verluste zu begrenzen bzw. Shortgewinne abzusichern.

Für mich wäre dieser Zeitpunkt erreicht, wenn sich zum Beispiel ein Unternehmen wie Plug Power (reine Theorie, Vision von mir – ohne Obligo) an Nikola beteiligen würde. Plug will ja selbst Wasserstoff im großen Stil produzieren und in den Markt für Nutzfahrzeuge (Koop mit Renault) angehen. Auf dem Konto liegen dort ja ein paar Milliarden US-$. Und würde dieses theoretische Szenario Realität, wäre ein Squeeze im Aktienkurs unausweichlich. Weil Nikola dann das Kapital hat – in case – den Businessplan 1:1 umzusetzen.

Für Plug oder andere würde sich solch ein Investment sofort rentieren, wenn der Aktienkurs von Nikola stark ansteigt. Und dann kann man ja auch via Börse einen Teil der Aktien wieder abgeben und das Eigenkapital wieder zurückerhalten. Das wäre die für mich klare Win-Win-Situation.

Fazit: Hochspekulativ, aber der Aktienkurs signalisiert eine erfolgreiche Bodenbildung und hat die Tiefstkurse verlassen. Wir handeln ja mit guten Tagesumsätzen bei fast 12 US-$. Für mich die perfekte Contrary-Opinion.

Risikohinweis

Jeder Anleger muss sich immer seiner eigenen Risikoeinschätzung bei der Anlage in Aktien bewusst sein und auch eine sinnvolle Risikostreuung bedenken. Die hier genannten BZ-Unternehmen bzw. Aktien sind aus dem Bereich der Small- und Mid-Caps, d. h., es handelt sich nicht um Standardwerte, und ihre Volatilität ist auch wesentlich höher. Es handelt sich bei diesem Bericht nicht um Kaufempfehlungen – ohne Obligo. Alle Angaben beruhen auf öffentlich zugänglichen Quellen und stellen, was die Einschätzung angeht, ausschließlich die persönliche Meinung des Autors dar, der seinen Fokus auf eine mittel- und langfristige Bewertung und nicht auf einen kurzfristigen Gewinn legt. Der Autor kann im Besitz der hier vorgestellten Aktien sein.

Autor: Sven Jösting, verfasst am 26.09.2021

Ergänzung vom 28.09.2021

Kurz nach Veröffentlichung dieses Blog-Eintrages wurde bekannt gegeben, dass der Investor Tumim State Capital zusammen bzw. begleitet von der Beteiligungsgesellschaft 3i Nikola weitere 300 Mio. US-$ via Übernahme von Aktien zur Verfügung und damit ein Kapital von insgesamt 600 Mio. US-$ via Kauf von Nikola-Aktien bereit stellt. Für mich steht da ein System dahinter, welches Nikola das notwendige Kapital gibt, um den Businessplan aus eigener Kraft umsetzen zu können. Ich gehe weiter mit einer Vermutung, dass Tumim State bzw. 3i eventuell für eine dritte Adresse (strategisch interessierter Investor?) hier eine Beteiligung an Nikola aufbaut, die zu einem späteren Zeitpunkt nicht über die Börse platziert bzw. weiter verkauft wird, sondern als Paket an diese Adresse durchgereicht wird. Reine Vermutung meinerseits, aber der Grund könnte darin liegen – wenn sich meine Vermutung irgendwann bestätigt –, dass der Investor in spe eventuell verhindern möchte, genannt zu werden, da sonst der Kurs von Nikola zu stark anziehen könnte. So könnte man indirekt Nikola entwickeln und durchfinanzieren, ohne direkt eine Beteiligung zu halten, aber dennoch Einfluss aufzubauen. Am Ende des Tages – wenn meine Annahme stimmen sollte – hält dieser Investor irgendwann über 25 % und kontrolliert Nikola – inklusive eines schönen Wertzuwachses, wenn alle Prognosen eintreffen. Klar ist aber auch, dass Tumim und 3i nie bestätigen würden, dass sie eventuell im Auftrage handeln. Wenn das so läuft, wie ich es sehe, dann verkaufen Tumim/3i das Aktienpaket irgendwann in den kommenden ein bis fünf Jahren mit einem schönen saftigen Paketaufschlag.

Mein Fazit: Dies ist eine überaus positive Entwicklung bei Nikola, die dem Unternehmen die finanzielle Sicherheit gibt, erfolgreich aufgestellt zu werden, aber von der Tragweite her von der Börse noch überhaupt nicht begriffen worden ist.

Kategorien: 2021 | Allgemein
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2 Kommentare

  1. Joe Schmidt

    Na, da bin ich doch mal gespannt.
    Zum Einen zur angeblichen “überaus positive Entwicklung bei Nikola” – zum Anderen auf das Tankstellennetz, das Nikola in US und Deutschland aufbauen will.
    Bisher ist erst einmal nur von batterielektrischen Trucks etwas real …

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  2. SH

    NEL ASA ist der Partner von Nikola mit der Produktion von H2 bzw. wird Nikola sein eigenes H”-Tankstellen Netz in US und Dtschld. aufbauen und – so laut MOU – die Elektrolyseure liefern.

    Antworten

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