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Beitrag von Sven Geitmann

3. November 2020

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Revolutionierung der Land- und Energiewirtschaft mit Regionalwert-Methode

QuartaVista ist allgemein anwendbar

Ergänzend dazu läuft bei der AG aktuell das vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales geförderte Innovationsprojekt „QuartaVista – Navigationssystem für werteorientierte Unternehmen“. Von November 2018 bis Februar 2021 arbeiten die inzwischen vier WissenschaftlerInnen sowie sechs MitarbeiterInnen der Regionalwert AG gemeinsam mit Partnerunternehmen an der Ausarbeitung dieses Bewertungssystems. Dr. Jenny Lay-Kumar, Leiterin der Regionalwert-Forschungsabteilung, sagte: „Wie wir derzeit im Innovationsprojekt QuartaVista erleben, sind unsere Methoden zur Erfolgsmessung von nachhaltigem Wirtschaften allgemein anwendbar und hochaktuell sowohl für Unternehmen als auch für politische Akteure.“

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Projektmitarbeiterin Johanna Saxler erläuterte, QuartaVista stehe für die vier Blickwinkel, aus denen zukünftig Unternehmenserfolge angeschaut werden könnten: Ökologie, Wissen, Gesellschaft und Finanzen. Sie sagte: „Wir betrachten, welche Risiken entstehen durch nichtnachhaltiges Handeln.“ So würden neben objektiven Wertsetzungen wie den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen auch subjektive Wertsetzungen (z. B. Expertenwissen aus der Praxis, gesellschaftlicher Konsens) berücksichtigt.

Eines der Ziele ist, zunächst für die Partnerbetriebe der AG einen Fonds für den finanziellen Ausgleich ihrer sozial-ökologischen Leistungen aufzubauen. Perspektivisch könnte dieses Instrument dann später auch großskalig in anderen Anwendungsbereichen zum Einsatz kommen – beispielsweise bei der Energieversorgung.

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Regionalwert AG Freiburg

Bürgerwindparks sind seit Einführung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) hinlänglich bekannt. Sie haben gezeigt, dass mithilfe einer finanziellen Beteiligung von Privatpersonen große Energieprojekte gestemmt und deren Risiken auf mehrere Schultern verteilt werden können. Bürgeraktiengesellschaften verfolgen ein ganz ähnliches Prinzip und sind in verschiedenen Bereichen zu finden – beispielsweise im Agrar-, Brauerei- und Immobiliensektor.

Im Gegensatz zu Genossenschaften, die Geld zur Selbsthilfe ihrer Mitglieder suchen, sammeln Bürgeraktiengesellschaften finanzielle Mittel für sich beziehungsweise zur Realisierung eigener Projekte, die dann durchaus allen Mitgliedern zugutekommen können, ein. Und während bei Genossenschaften alle Mitglieder gleiches Stimmrecht haben, staffelt sich dieses bei den Aktiengesellschaften je nach Menge der Aktienanteile.

Regionalwert sieht es als zentralen Vorteil an, dass Aktien nicht kündbar sind. Bei einer Genossenschaft kann es im Extremfall dazu kommen, dass viele Genossen gleichzeitig aussteigen und die Genossenschaft deshalb Beteiligungen an Partnerbetrieben verkaufen muss. Das ist bei einer AG nicht möglich, so dass ein Wertschöpfungsverbund aufgebaut werden kann und die Partnerbetriebe sich auf langfristig angelegtes Eigenkapital verlassen können.

Die in Freiburg gegründete Regionalwert AG existiert seit 2006 und setzt sich für nachhaltiges und sinnvolles Wirtschaften in der Land- und Ernährungswirtschaft ein. Obwohl bei dieser Form der Finanzierung auch das Risiko des Totalverlusts der eigenen Einlagen besteht, fanden sich genügend Privataktionäre, die sich teils mit sechsstelligen Beträgen beteiligten.

Den Anfang machte Eichstetten am Kaiserstuhl im Regierungsbezirk Freiburg. Die dortigen Mitgliedsbetriebe sind äußerst engagiert, motiviert und einfallsreich, weil sie die Gewissheit haben, dass sie für eine gute Sache arbeiten. In den vergangenen Jahren zogen Initiativen in München, Hamburg, im Rheinland sowie in Berlin/Brandenburg und auch in Wien nach. Die dortigen Verbünde sind zwar eigenständig, erwarben aber Lizenzen für die Nutzung des Namens sowie des Konzepts. Fünf weitere Regionen sind aktuell in Gründung. Im Münsterland wird beispielsweise gerade daran gearbeitet, eine derartige Initiative mithilfe europäischer Fördermittel aufzuziehen. Weitere sollen folgen.

Den einzelnen AGs ist seit August 2020 die Regionalwert Impuls GmbH (ehemals Regionalwert Treuhand UG & Co. KG) übergeordnet. Diese verfügt über eine separate Geschäftsführung in Bonn, die die Zusammenarbeit der verschiedenen Regionalinitiativen koordiniert. Der Impuls-Beirat setzt sich aus den Aufsichtsräten der einzelnen AGs sowie Christian Hiß als deren Vorsitzendem zusammen. Geschäftsführer ist Stefan Gothe.

4 Kommentare

  1. Franz Zehendmaier

    Ist das Politischer Unwille oder der Einfluß von Lobbiisten?
    Man schaltet die Windräder wegen Überstrom einfach ab!!!!
    Mit dem Strom der durch Windkraft erzeugt wird kann man kostenlos sauberen Wasserstoff herstellen. Wo bleibt hier die vernunft
    Franz Zehendmaier der innivative Elektro Fahrzeug Bauer

    Antworten
  2. Anonymous

    Ich bedanke mich für diese Wichtigen Informationen.
    Seit Jahren arbeite ich an selbst entwickelten Kleinfahrzeugen, wobei mir Nachhaltigkeit am wichtigsten ist.
    siehe auch auf Youtube „Roller Zehendmaier“.
    inzwischen habe ich ein Elektro Dreirad entwickelt für 2 Personen. Sämtliche Anfragen zur Unterstützung für eine Weiterentwicklung wurden von Regierungsseite abgeschmettert oder überhaupt nicht beantwortet.
    Ich freue mich auf eine konstruktive Zusammenarbeit für eine saubere Zukunft.

    Antworten
  3. Joe Schmidt

    „Dies könnte speziell für die Energiewirtschaft weitreichende Folgen haben, denn die Regionalwert-Nachhaltigkeitsanalyse könnte dabei helfen, den „wahren“ Wert von grünem Wasserstoff zu ermitteln.“
    Ja, der Ansatz ist wirklich revolutionär und sinnvoll. In Bezug auf Wasserstoff frage ich mich allerdings wie das heute (>95% grauer Wasserstoff, vorwiegend aus importiertem Erdöl /Erdgas) bzw. morgen aussieht, wenn wir lt. vorherrschender Meinung die EE-Energie für grünen Wasserstoff oder gleich den kompletten Wasserstoff importieren wollen /sollen.
    Der Ausbau der EE-Nutzung und vor allem die Stärkung der dezentralen, kleinen Energieerzeuger in Deutschland ist der Schlüssel zu grünem Wasserstoff für Deutschland!
    Denn nur wenn durch die dezentrale Eigenversorgung mit el. Energie (Übertragungs-)Netzkapazitäten und EE-Erzeugerkapazitäten frei werden, kann sinnvoll (zentral) grüner Wasserstoff produziert werden.
    Dass kleine dezentrale Elektrolyseure für Überschussstrom an jedem Windpark nicht realistisch sind (viel zu geringe Jahresauslastung) sollte jedem einleuchten. Es braucht große. effiziente Elektrolyseure – und Übertragungsnetzkapazitäten für den Strom …
    Leider sehe ich diesen Trend nicht und daher auch keine positive Bewertung von Wassestoff nach dem neuen Ansatz.

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