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Beitrag von Sven Jösting

26. August 2020

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Tesla – The Sky is the limit

Als ob es kein Halten mehr gibt: Kurse von über 2.100 US-$ und einer Börsenbewertung von über 380 Mrd. US-$ wurden kürzlich erreicht. Treiben Kleinanleger via Robinhood-Plattform (Neobroker mit 13 Mio. Kunden und allein fast 500.000 nur bei Tesla) den Kurs hoch? Oder Hochfrequenzhandel? Day-Trading? Der Traum, in den S&P-500-Index aufgenommen zu werden, mag auch ein Grund sein. Und der bald anstehende Kurs-Split im Verhältnis 1 : 5 macht die Aktie optisch billiger und könnte gar neue Käufer mobilisieren.

Dann ist da noch Ende September der Battery-Day, der Neuigkeiten über die Leistungsfähigkeit der Batterien bringen wird wie auch eventuell Ankündigungen über ein neues E-Fahrzeug als Kleinwagen – was man gerüchteweise hört. So viel zu den guten, kurstreibenden Nachrichten.

Nun zur anderen Seite: Die letzten beiden Quartale wären mit Verlust abgeschnitten, hätte man nicht ZEVs bzw. regulatory credits vereinnahmen können; immerhin über 700 Mio. US-$. FiatChrysler mag sich da von Sanktionen bezüglich Emissionsaufkommen frei kaufen können. Gleichzeitig kann es FiatChrysler sein, die den SUV namens Badger (Dachs) für Nikola Motors als OEM bauen könnte und dann immer weniger ZEVs wird kaufen müssen, denn dieses Fahrzeug gibt es mit Batterie und/oder Batterie + Brennstoffzelle.

Nikola wird Tesla perspektivisch bei Lkw mittels Batterie/Brennstoffzelle in die Quere kommen. Beide planen deren Debuts in 2021. Tesla wird immer mehr gepusht. Broker beziehungsweise Investmentbanken wie Wedbush sehen die Aktie schon bei über 3.000, andere sogar bei 7.000 US-$. Ich sage mir da: Man soll die Party verlassen, wenn es am Schönsten ist. Denn diese Kursziele beruhen allein auf Annahmen über den Absatz von E-Autos von Tesla und Einnahmen durch Software für autonomes Fahren in drei bis fünf Jahren. Andere KFZ-Hersteller mögen da heute noch nicht so gut aufgestellt sein wie Tesla, aber die holen auf. Und es gibt immer mehr E-Modelle, die Tesla Konkurrenz bereiten, wenn ich da an Volvo, Porsche + Co. denke.

Wie wird sich die Brennstoffzelle in drei bis fünf Jahren für Pkw entwickelt haben? Es gibt Meinungen, dass mittel- bis langfristig die Batterie für die Langstrecke durch die Brennstoffzelle beziehungsweise Wasserstoff ersetzt werden könne, wenn die Parameter stehen (Pkw-Preis, H2-Preis, Ladeinfrastruktur u. a.). Klar wird auch die Batterie immer leistungsfähiger, aber die Menge an Grundmaterialien könnte Größen erreichen, die gar nicht mehr zu managen geht, wenn ich an Lithium, Kobalt, Nickel + Co. denke.

Wie wird sich Tencent verhalten, wenn die amerikanischen Sanktionen gegen chinesische Unternehmen weiter ausdehnt werden? Tencent gehört WeChat mit über 1 Mrd. Nutzern und hält 5 % an Tesla, deren anteiliger Börsenwert gut 19 Mrd. US-$ ausmacht. Für 1,76 Mrd. US-$ ist man 2017 eingestiegen. Verkaufen die Chinesen? Wird in China bereits Geld verdient? Man kennt nur die Umsatzzahl: 1,4 Mrd. US-$ im zweiten Quartal. Wurde damit Geld verdient? Eine Kapitalerhöhung kann auch schnell kommen.

Mein Fazit: Erst mal den Split abwarten. Dann wird es wohl gut 1 Mrd. Aktien geben und der Kurs optisch und rechnerisch bei 400 US-$ notieren. Dann aber steht im Oktober das nächste Quartalsergebnis an. Kann Tesla mit Gewinn abschließen – mit und ohne ZEVs? Ich würde – hoch-spekulativ mit Risiko des Totalausfalls – auf langfristige Verkaufs-Optionsschein auf Tesla (Mitte/Ende 2021 als Verfalldatum) und Basispreisen (Strike) von 1.000 bis 1.500 US-$ setzen, denn wenn es eine Wende in der Kursentwicklung der Tesla-Aktie gibt, wird diese kräftiger ausfallen können. Ohne Obligo – we all guess.

Risikohinweis

Jeder Anleger muss sich immer seiner eigenen Risikoeinschätzung bei der Anlage in Aktien bewusst sein und auch eine sinnvolle Risikostreuung bedenken. Die hier genannten BZ-Unternehmen bzw. Aktien sind aus dem Bereich der Small- und Mid-Caps, d. h., es handelt sich nicht um Standardwerte, und ihre Volatilität ist auch wesentlich höher. Es handelt sich bei diesem Bericht nicht um Kaufempfehlungen – ohne Obligo. Alle Angaben beruhen auf öffentlich zugänglichen Quellen und stellen, was die Einschätzung angeht, ausschließlich die persönliche Meinung des Autors dar, der seinen Fokus auf eine mittel- und langfristige Bewertung und nicht auf einen kurzfristigen Gewinn legt. Der Autor kann im Besitz der hier vorgestellten Aktien sein.

Verfasst von Autor Sven Jösting am 25. August 2020

8 Kommentare

  1. Joa Falken

    Wenn Wasserstoffantriebe in 10 oder 20 Jahren eine Rolle im PKW spielen sollten, könnte sich Tesla auch dorthin orientieren.
    Realisitischer ist, dass H2 gewisse Nischen in der Stromproduktion besetzen wird, und damit dann auch E-Autos bei ungünstiger Witterung geladen werden.

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    • Dirk

      Jeder der sich mit den Batterieauto Fabriken und deren Hersteller beschäftigt muss sich darüber im klaren sein, das Teslar und Co. schon lange den Umstieg auf die BZ in der Schublade haben. Gerade Teslar wird das in aller kürzester Zeit bewerkstelligen. Ich habe von einem Manager gesagt bekommen das die Batteriefahrzeuge nur auf zehn Jahre ausgelegt sind.

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  2. Finanzfreak

    Besten Dank für die Finanzausbildung im kleinen Format! 😉 Für mich persönlich ist Tesla mittlerweile viel zu teuer. Da gehe ich auch lieber eher zu einer Nel ASA, denn ich denke Wasserstoff hat seinen Peak noch lange nicht erreicht.

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  3. Peter Hedrich

    Ich habe nie eine Wirecard-Aktie gekauft. Und ich werde auch keine Tesla-Aktie kaufen.

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  4. Peter Hedrich

    Es sind zu viele mehrere Monate alte Beiträge dabei (z.B. Februar, März, April). DAmit kann man im täglihen Trading nichts anfangen.

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  5. Joe Schmidt

    Dass der derzeitige Kurs von “Tesla” nicht durch Fundamentaldaten, sondern von Zukunftserwartungen bestimmt ist, ist bei “Nikola” ebenso. Mit dem Unterschied, dass “Nikola” noch kein einziges Kfz am Markt verkauft hat.
    Zitat:
    “Klar wird auch die Batterie immer leistungsfähiger, aber die Menge an Grundmaterialien könnte Größen erreichen, die gar nicht mehr zu managen geht, wenn ich an Lithium, Kobalt, Nickel + Co. denke.”
    Wenn ich an den einzig sinnvollen Ansatz mit “grünem Wasserstoff” denke, für den wir einen massiven Ausbau der EE-Nutzung benötigen (etwa 3x so stark wie bei direkter Nutzung der el. Energie bzw. bei Speicherung mit einem Akku) würde ich bei Wasserstoff in Massenanwendung viel eher kritische Größenordnungen erwarten.
    Bei den für die Wasserstofftechnologie benötigten Rohstoffen Platin, Iridium, Rhodium, … für Elektrolyseure und Brennstoffzellen gibt es eine natürlich begrenzte Verfügbarkeit. Diese sind nun einmal deutlich seltener als Akkugrundstoffe. Darauf wurde ja bspw. auch hier im Maganzin (“Iridium könnte Elektrolyseurhochlauf bremsen”) schon einmal hingewiesen:
    https://www.hzwei.info/blog/2019/09/01/iridium-koennte-elektrolyseurhochlauf-bremsen/
    Um bei Lithium ein Versorgungsproblem zu sehen, muss man allerdings schon einen sehr eingeengten Blick haben. Wo wir doch selbst in Duetschland /im Erzgebirge Lithium gewinnen könnten – wenn es tatsächlich wegen steigender Nachfrage wirtschaftlich würde.
    Aber Sven Jösting hat sich schon häufiger mit unwahrscheinlichen Problemen beschäftigt die Tesla betreffen könnten, als mit den Problemen der Wasserstofftechnologie.

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  6. Möbius

    Die Frage ist berechtigt: welche Akteure treiben die tesla-Aktienkurse in die Höhe? Sind es nicht die gleichen die das China-Geschäft von Ballard bejubeln. Es geht garnicht mehr um klimafreundliche Mobilität sondern nur noch ums Geldverdienen. Und die Wasserstofferzeugung mit 3mal so hohem Stromeinsatz ( und das vorwiegend Kohlestrom) für die Prozesskette ist schon lange kein Thema mehr. Weltweit wird Geld investiert um später weiterhin mit Subventionen undSteuervorteilen noch mehr Geld zu verdienen. Bis zum nächsten crash der dann wieder mit Steuergeldern wegen “Systemrelevanz” finanziert wird.

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  7. Dirk

    Der Aktien-Hype ist schon mal gewesen. Doch dann gab es einen furchtbaren Crash. Da hieß es rette sich wer kann. Wie war das mit der Party und dem rechtzeitigen verlassen….

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