Hzwei Blogbeitrag

3. August 2020

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Wie Raffinerien ergrünen

Bio-Raffinerie
Bio-Raffinerie in Rotterdam mit Multi-MW-Hochtemperatur-Elektrolyseur, © Neste

In Wesseling, mitten im Kohleland Nordrhein-Westfalen, entsteht gerade ein Modell für eine Verkehrswende. Jedenfalls wenn es nach dem Ölkonzernen Shell geht.

„Ölprodukte werden auch in den kommenden Jahrzehnten eine wichtige Rolle spielen, und dieses Projekt bedeutet, dass wir sauberere Kraftstoffe und Petrochemikalien herstellen können“, frohlockte Frans Dumoulin, Direktor der Shell Rheinland Raffinerie, vor rund 100 Gästen beim Spatenstich für das REFHYNE-Projekt schon im Sommer 2019. „Zugleich wollen wir den Wasserstoff im Verkehrswesen und anderen Sektoren einsetzen“, versprach der Shell-Manager. Die 10-MW-PEM-Anlage von ITM Power soll pro Jahr 1.300 Tonnen grünen Wasserstoff liefern.

Insgesamt fließen 16 Mio. Euro in das Prestigeprojekt der Rheinland Raffinerie zwischen Köln und Bonn. Die Modellregion soll das Potenzial von Wasserstoff für Tankstellen und damit für Autos und Busse demonstrieren. „Projekte wie REFHYNE machen es für die Hersteller von Elektrolyseuren in Europa möglich, Anlagen zu bauen, die den strengen Normen der Raffinerien entsprechen. Sie werden dazu beitragen, den CO2-Fußabdruck industrieller Prozesse durch die Herstellung von grünem Wasserstoff zu verringern“, so Bart Biebuyck, der als Executive Director für die EU das Thema Wasserstoff verantwortet.

Grüner Wasserstoff könnte die CO2-Emissionen bei Kraftstoffen im Verkehr um circa 104 Gramm CO2-Äquivalente pro Megajoule (g CO2-Äq./MJ) reduzieren. Die Emissionen im Fahrzeugmarkt würden somit sofort reduziert. Das ist das Ergebnis der Analyse „Potentialatlas für Wasserstoff“, die im März 2018 im Auftrag von IG BCE Innovationsforum Energiewende und des Mineralölwirtschaftsverbands erstellt wurde. Damit übersteigt die reale Treibhausgasreduzierung sogar den anrechenbaren Wert von bis 91 g CO2-Äq./MJ.

Elektrolyseleistung von ein bis zwei GW nötig

Die Ersparnis lohnt sich. Immerhin ist die Raffinerieindustrie in Deutschland für rund 20 Prozent der CO2-Emissionen des Industriesektors verantwortlich. Im Jahr 2015 verbrauchte sie insgesamt rund 40 Prozent des hierzulande produzierten Wasserstoffs für die Verarbeitung von Rohöl. Das geht aus einer Kurzstudie der dena (Deutsche Energie-Agentur) hervor. Der Wasserstoff stammt dabei zu 78 Prozent aus internen Raffinerieprozessen und zu 22 Prozent aus der externen Dampfreformierung durch Erdgas. Durch den Einsatz von grünem Wasserstoff werden je Tonne Wasserstoff neun Tonnen CO2-Emissionen vermieden, heißt es in dem dena-Papier. Hierdurch werde mit relativ geringen Zusatzkosten der CO2-Fußabdruck fossiler Erdölprodukte, beispielsweise von Kraftstoffen, erheblich reduziert. „Bei vollständiger Substitution des verwendeten Wasserstoffs im Raffinerieprozess entsteht ein Bedarf von bis zu 150.000 Tonnen pro Jahr, was einer installierten Elektrolyseleistung von ein bis zwei GW entspricht.“

weiterlesen im HZwei Juli-Heft

Autor:
Niels Hendrik Petersen

1 Kommentar

  1. Joe Schmidt

    Wow – eine 10-MW-PEM-Anlage von ITM Power soll pro Jahr 1.300 Tonnen grünen Wasserstoff liefern. Mal abgesehen davon, dass diese 1% (besonders reinem) Elektrolyse-H2 zu 99% fossilem H2 am Standort nur ein Anfang sein können lese ich leider gar nichts, woher der grüne Strom für den grünen Wasserstoff eigentlich kommen soll.
    Baut Shell jetzt neue WKA und PVA auf, um den steigenden Bedarf an EE-Strom zu decken? Das wäre super! Das umdeklarieren und “Umnutzen” von bestehenden Anlagen wäre dagegen kein wirklicher Gewinn.
    Auf der Unternehmensseite verweist man auf die gut regelbaren PEM-Elektrolyseure, liest aber eben auch nicht, woher der grüne Strom denn kommen soll.
    Warum nur kommt mir da der Begriff “Greenwashing” in den Sinn?

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