Hzwei Blogbeitrag

Beitrag von Sven Jösting

2. Juni 2020

Titelbild:

Bildquelle:

Ein Green Deal bietet sich an

Teyssen
Dr. Johannes Teyssen © Dietmar Gust / Euroforum

Der Handelsblatt Energie-Gipfel, der vom 20. bis zum 22.Januar 2020 in Berlin stattgefunden hat, kann wie ein Seismograf für die Energiewirtschaft angesehen werden. Was hier diskutiert wird, bewegt die deutschen Energieunternehmen. Gefühlt befassten sich mehr als 80 Prozent aller Vorträge, Beiträge, Talkrunden und Kommentare mehr oder weniger mit dem Themenkomplex Wasserstoff – in all seinen Anwendungen und Perspektiven, als Beitrag gegen den Klimawandel und für eine nachhaltige Energieproduktion.

Deutschland kann – im positiven Sinne – der perfekte Frontrunner in der Energiepolitik werden. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) war als Einstieg gut, hat sich aber nun überlebt. Jetzt gilt es, eine grüne, moderne Industriepolitik zu betreiben, die auch die Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit von Energie im Auge behalten muss. Der Ausstieg aus der Kohle und der Kernenergie ist abgemacht, aber wo kommt der Strom für die Grundlast her? Haben wir genug Backup-Kapazitäten, so die Fragestellung einer Talkrunde auf dem Kongress. Erdgas (gasförmig und flüssig) wird einen Übergang darstellen. Batteriekapazitäten können ergänzend in einigen Anwendungen als Energiespeicher dienen – mehr aber auch nicht. Deswegen wird Wasserstoff immer interessanter.

E.ON-Chef Johannes Teyssen brachte es auf den Punkt: Das EEG muss seiner Meinung nach ganz weg, und nicht nur – wie Wirtschaftsminister Peter Altmaier anbietet – in kleinen Dosen. Für die Gegenfinanzierung schlug Teyssen CO2-Zertifikate vor. Hier werden Beträge von 150 bis 350 Euro pro Tonne genannt – das perfekte Regulativ. Insgesamt müsste der Preis für die Tonne CO2 erheblich höher liegen, da dann auch massiv in saubere Energie und Energieeffizienz investiert würde – im Interesse des Klimas. Fossile Energieträger müssten teurer und grüner Strom beziehungsweise Wasserstoff billiger werden, so eine Forderung. Weg mit vielen Formen der Bürokratie und Überregulierung, stattdessen massive Förderung von Innovationen. Veränderungen erfolgen eher auf der Basis von Begeisterung als von apokalyptischen Voraussagen und Ängsten (Friday4Future lässt grüßen). Grüne Energie sollte immer mehr dezentral zum Einsatz kommen, und zwar am besten gleich am Ort der Produktion.

weiterlesen im HZwei April-Heft

Autor:
Sven Jösting

3 Kommentare

  1. Joe Schmidt

    Ja – vor allem muss für die Energiewirtschaft das EEG weg. Diese lästigen, kleinen Investoren, die in den letzten Jahren den Großteil der EE-Kapazitäten geschaffen haben müssen endlich aus dem Markt gedrängt werden!
    Das ist halt auch ein Nachteil von Wasserstoff:
    Für eine dezentrale Verbreitung mit Rückhalt in der Bevölkerung wie bei PV+Akkuspeichern ist er (noch) nicht geeignet. Deshalb eignet er sich so gut als Argument für diejenigen Akteure, die am Liebsten gar nichts ändern wollten und wenn – dann bitte nur durch die eigenen, zentralistisch orientierten Großprojekte …
    @Arno Evers:
    Danke für den Link. Wenig überraschend, aber trotzdem interessant zu lesen.

    Antworten

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

preloader