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Beitrag von Sven Geitmann

6. März 2020

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Blauer Wasserstoff – Lösung oder Problem?

Greenpeace

Die Diskussion um die Farbe des Wasserstoffes ist in vollem Gange. Um etwas mehr Transparenz und belegbare Daten in diese Debatte zu bringen, hat Greenpeace Energy Anfang 2020 ein Papier mit Fakten, Hintergründen und Argumenten vorgestellt. Unter dem Titel „Blauer Wasserstoff – Perspektiven und Grenzen eines neuen Technologiepfades“ veröffentlichte der Energieversorger eine 60-seitige Studie. Parallel dazu gab das Hamburger Unternehmen eine 16 Seiten umfassende Broschüre zur Frage „Lösung oder Problem der Energiewende?“ heraus.

Kernaussagen des Papiers sind, dass „blauer Wasserstoff nur teilweise dekarbonisiert werden“ könne, da „selbst bei modernen Anlagen im Durchschnitt 143 gCO2/kWh entstünden; bei Nachrüstungen seien es sogar 218 gCO2/kWh“. Demgegenüber weise „grüner Wasserstoff lediglich 26 gCO2/kWh“ auf – auch wenn bei der Nutzung des aktuellen Strommixes 691 gCO2/kWh anfielen. Für blauen Wasserstoff spreche allerdings der aktuelle Kostenvorteil: Seine Produktion schlägt nur mit 6,3 Cent/kWh zu Buche – bei grünem Wasserstoff sind es derzeit durchschnittlich 16,5 Cent/kWh.

Gegen blauen Wasserstoff sprechen gemäß den Ausführungen des Studienautors Dr. Steffen Bukold jedoch diverse Risiken: schwer kalkulierbare Preise für Erdgas, CO2, CCS – Widerstände gegen CCS – begrenzte Kapazitäten für CCS. Bukold kommt daher zu dem Schluss, dass blauer Wasserstoff „kein geeignetes Instrument ist, um die deutschen Klimaziele für 2050 zu erreichen“.

Greenpeace Energy kritisiert in diesem Zusammenhang, dass blauer Wasserstoff vielfach als „CO2-frei“ beziehungsweise „CO2-neutral“ eingestuft werde. Die Studie, so die Herausgeber, belege, dass solche Bezeichnungen irreführend sind.

Weitere Details über grauen, blauen, türkisfarbenen oder grünen Wasserstoff lesen Sie hier: Gerangel der Ministerien um Themenhoheit bei Wasserstoff

Kategorien: Allgemein
Blauer Wasserstoff :Schlagworte

7 Kommentare

  1. Joa Falken

    Für faule Leser sollte der Link zu der Studie verlinkt sein statt einer Abbildung der Titelseite.
    Wo liegen eigentlich die Meinngen zu klimaschonenden Flugzeugantrieben?
    Batterieelektrisch, Wasserstoff (Brennstoffzellen oder Flugzeugturbinen?), Ammoniak, …?

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  2. Hans Sandlaß

    Hydrogeit hat Recht.
    Zur Zeit und wohl auch in der Zukunft stehen WEA bis zu 50% ihres Lebens.
    Diesen ausfallenden Strom muss man für die Wasserstoffproduktion nutzen.
    Was ist daran zu teuer?

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  3. Martin Kleimaier

    zur Prioritätenliste:
    1. Erneuerbare Energien ausbauen
    2. Erneuerbare Energien ausbauen
    3. Erneuerbare Energien ausbauen
    ….
    Erst wenn wir dann ausreichend viel “Überschussstrom” bereitstellen können, sollten wir auch über “grünen” Elektrolysewasserstoff nachdenken.
    Bis dahin ist es klimafreundlicher, dort wo wir Wasserstoff benötigen, diesen per Dampfreformierung aus Erdgas herzustellen.
    Weder macht es wirtschaftlich Sinn einen teuren Elektrolyseur mit nur wenigen Volllaststunden zu betreiben, noch machte es ökologisch Sinn, hierfür (auch nur anteilig) Kohle- oder Erdgasstrom zu verwenden.

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  4. Franz H. Möbius

    und hier zum power-to-X-ten mal die Prioritäten-Liste:
    1.) Ökostrom ersetzt Kohlestrom für die allgemeine Versorgung
    2.)für die Stahlindustrie als zweitgrössten CO2 -Produzenten kann sofort der Erdgaseinsatz und schrittweise der grüne Wasserstoff erprobt werden.
    3.) H2 im Verkehrsbereich ist aufgrund der schlechten Energiebilanz ganz weit hinten angesiedelt
    4.)Alle Industriebereiche die weltweit Rohstoffe einkaufen nutzen ihre Marktmacht zur Vermeidung von präkären Arbeits-u. Produktionsbedingungen und “wir Konsumenten” kaufen nicht “jeden Mist” aus amerikanischer und chinesischer kohlebasierter Produktion!

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  5. Joe Schmidt

    Tja, was zeigt uns das letztlich wieder auf?
    Wasserstoff löst keine Energieprobleme!
    Eigentlich lang bekannt:
    https://www.tatup-journal.de/downloads/2006/tatup061_boss06a.pdf
    H2 ist letztlich ein herzustellendes (sekundäres) Speichermedium welches man an den Stellen einsetzen sollte, wo es keine Alternativen gibt oder diese eine noch schlechtere Effizienz /Kostenrechnung haben.
    Damit scheiden große Teile des Verkehssektors schon einmal aus – auch wenn es medial teils anders tönt.
    https://www.heise.de/tr/artikel/Meinung-Eines-der-klimafeindlichsten-Autos-ueberhaupt-2250667.html
    https://www.volkswagenag.com/de/news/stories/2019/08/hydrogen-or-battery–that-is-the-question.html#

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    • Hydrogeit

      Oh, da werden aber ganz alte Kamellen wieder hervorgekramt – von dem ewigen H2-Gegner Bossel.
      Mittlerweile hat sich hier doch einiges getan, so dass man die alten Vorurteile doch noch mal überdenken sollte.

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