Hzwei Blogbeitrag

Beitrag von Sven Geitmann

2. März 2020

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Der vielleicht interessanteste Energieträger

Thomas Bareiß
Thomas Bareiß

Wasserstoff ist inzwischen auf der allerhöchsten politischen Ebene angekommen: Bereits vor der Sommerpause hatte sich Bundeskanzlerin Angela Merkel für eine H2-Strategie für Deutschland ausgesprochen. Damit war sie es, die die Marschrichtung bei der Energiewende vorgab, …

… noch bevor Bundeswirtschaftsminister Peter Altmeier öffentlich die Präsentation eines entsprechenden Konzepts zum Jahresende verkündete. Seit mehreren Monaten beschäftigt das Thema auch den Bundesrat. Gleich mehrere Landesvertreter bemühen sich dort um die Anpassung der aktuellen Gesetzgebung, nachdem sich hier jahrelang nicht viel getan hatte.

So stand am 11. Oktober Wasserstoff auf der Agenda des Bundesrates. Niedersachsen warb für den Aufbau einer H2-Wirtschaft und eine entsprechende Umsetzung der Erneuerbare-Energien-Richtlinie (Renewable Energy Directive, RED II) in deutsches Recht. Damit einhergehend forderte es eine Reform der Steuern und Umlagen im Energiesektor, damit grüner Wasserstoff wettbewerbsfähig wird. Auch der parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie Thomas Bareiß stimmte dem zu: „Ich glaube, Wasserstoff wird ein ganz, ganz wichtiger Baustein sein für Energiewende, für Klimaschutz. Wir müssen hier schneller vorankommen. Wir brauchen hier mehr Mut, auch mehr Geld, mehr Initiativen. Ich glaube, dass die Wasserstoffstrategie gemeinsam von Bund und Ländern auch hier ein ganz, ganz wichtiger Baustein wird.“

Dann am 8. November wurde der von Brandenburg eingebrachte Antrag zur ambitionierten Umsetzung der europäischen Erneuerbare-Energien-Richtlinie RED II mit großer Mehrheit angenommen. Damit einher ging die Aufforderung an die Bundesregierung, bei der Umsetzung der RED II deutlich über das darin festgelegte Ziel hinauszugehen, dass bis 2030 14 Prozent erneuerbare Energien im Kraftstoff enthalten sein müssen. Der alte und neue Wirtschafts- und Energieminister von Brandenburg, Jörg Steinbach, schlug „mindestens 20 Prozent“ vor. Er sagte dazu: „Nur so kann daraus eine Initialzündung für Power-to-X-Technologien werden. Und nur so werden Elektrolysekapazitäten für die Umwandlung erneuerbaren Stroms in Wasserstoff entstehen.“ Weiter kündigte er an, auch „auf europäischer Ebene Druck“ zu machen, damit die noch ausstehenden Rechtsakte „zügig verabschiedet werden“. Sein Ziel sei es, dass die Lausitz Energie- und Industrieregion bleibe.

Hin und Her

Zuvor, im Frühjahr 2019, waren die Wellen beim Thema Wasserstoff hochgeschlagen im Bundesrat, als kurz vor der Sitzung Anfang April durchsickerte, dass das Bundeswirtschaftsministerium eine Gesetzesänderung einbringen wollte, die zu einer Schlechterstellung der Wasserstoffproduktion geführt hätte. Die Änderung konnte aufgrund der Kürze der Zeit zwar nicht mehr verhindert werden. Aber quasi über Nacht setzten sich die Landesvertreter Schleswig-Holsteins für eine Protokollerklärung ein, die festhielt, dass dieser Vorgang so bald wie möglich wieder rückgängig gemacht werden sollte. So kam es, dass die geplante Gesetzesänderung zunächst am 13. Mai 2019 in Kraft trat, dann aber im September 2019 wieder rückgängig gemacht wurde.

weiterlesen im HZwei Januar-Heft

2 Kommentare

  1. Dieter Mende

    Wir können vor dem Hintergrund der internationalen Entwicklungen im Potenzialraster des Energieträgers Wasserstoff nur ermutigen für das Mitwirken in einer zukunftsfähigen Infrastruktur in der Energiewende, was den Ausbau der Erzeugung regenerativer Energien beinhaltet.
    Grüner Wasserstoff und auch blauer Wasserstoff ergänzen einander, da sowohl Brückentechnologien, als auch Zukunftstechnologien einen Markthochlauf optimieren.
    Eine zukunftsfähige Infrastruktur in der Energiewende koppelt die Sektoren Strom, Gas und Wärme mit intelligenten Netzen.
    Das Anwenderzentrum h2herten wird erweitert, verdoppelt; die Nachfrage der Unternehmen, welche ihre Komponenten entwickelt haben mit Blick auf eine moderne Energie-Infrastruktur incl. Wasserstoff ist überwältigend groß.
    Bundesweit denken und vor Ort handeln ist kein Widerspruch, sondern dynamische Energie-Politik!
    Die Energiewende ist global ein Job-Motor; dies mit dem Technologie-Know How, wie auch mit dem Infrastruktur-Know How.
    Der Energieträger Wasserstoff – jetzt – gemeinsam mit dem Ausbau der Erzeugung regenerativer Energien!
    Dieter Mende für das Anwenderzentrum h2herten und für den Energie-Dialog EEZ.

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  2. Joe Schmidt

    So so, Lobbyisten fordern “eine Reform der Steuern und Umlagen im Energiesektor, damit grüner Wasserstoff wettbewerbsfähig wird.”
    Mal abgesehen davon, dass sich der Wasserstoff bei seinen angeblichen vielen Vorteilen doch eigentlich im Markt durchsetzen sollte, ohne dauerhaft mit Steuergeld subventioniert zu werden, vermisse ich die Forderung zum Ausbau der Erzeugung regenerativer Energien.
    Haben die Verantwortlichen etwa nicht im Blick, dass auch 2020 noch >96% allen H2 aus fossilen Quellen (also alles andere als sauber /grün) hergestellt wird?
    Oder soll hier eine Mogelpackung auf den Weg gebracht werden, die “Graustrom” zur H2-Erzeugung wirtschaftlich macht?
    Dass die Herstellung von H2 durch Elektrolyse deutlich ineffizienter ist, als die Direktverwendung von (EE-)Strom, ist ja eine Binsenwahrheit. Also sollte erst einmal ausreichend EE-Strom erzeugt werden, bevor mit “grünem Wasserstoff” hausieren gegangen wird.
    Die Forderung nach dem notwendigen massiven Ausbau der EE-Nutzung vermisse ich regelmäßig. Auch die Verheißungen von einem (angeblichen) Import von grünem (oder “blauen”) Wasserstoff halte ich derzeit für völlig unrealistisch.
    Man gewinnt zunehmend den Eindruck, es geht den Verantwortlichen lediglich um eine engstirnige Subventionspolitik zum eigenen Nutzen, statt um ein tragfähiges Zukunftskonzept, bei dem Wasserstoff dort eingebunden wird, wo es sinnvoll und notwendig ist.

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