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Beitrag von Sven Geitmann

2. März 2020

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Akkus für Pkw – Brennstoffzellen für Lkw

Inspiriert wurden die Designer des HDC-6-NEPTUNE-Concepts von der Streamliner-Eisenbahn (1936 bis 1959)
© Hyundai Motor

Vor zwei Jahren war das Interesse deutscher Lkw-Hersteller und Spediteure an Brennstoffzellen noch äußerst gering. Das ist heute anders. Fast alle Logistikunternehmen beschäftigen sich mittlerweile in irgendeiner Form mit der Frage, mit welchem Kraftstoff ihre Fahrzeuge in Zukunft angetrieben werden sollen.

Dass im Rahmen dieser Überlegungen auch über Wasserstoff nachgedacht wird, ist fast unausweichlich. Bemerkenswert ist dabei, dass es hierbei meist nicht nur bei ein paar Gedankenspielen bleibt, sondern dass inzwischen zahlreiche ernsthafte Szenarien entworfen und konkrete Vorhaben in die Wege geleitet werden.

Besonders gut zu beobachten ist der Werdegang der BZ-Technologie im Nutzfahrzeugsektor am Beispiel der US-amerikanischen Nikola Motors Company. Das Start-up, das neben Brennstoffzellenlastwagen auch die passende Infrastruktur aufbauen will, ist gerade dabei, eine ähnliche Story im Lkw-Bereich wie Tesla im Pkw-Bereich abzuliefern. Seit Monaten sorgt der Nikola-Geschäftsführer Trevor Milton für Gesprächsstoff. So verwunderte es nicht, als Anfang September 2019 der Lkw-Hersteller Iveco meldete, dass sich sein US-amerikanischer Mutterkonzern CNH Industrial bei Nikola im Rahmen der vierten Finanzierungsrunde mit 250 Mio. US-$ eingekauft hat. Kurze Zeit später folgten Bosch und der südkoreanische Konzern Hanwha, die beide jeweils mehr als 100 Mio. Dollar investierten.

Aus dem Hause CNH hieß es, die Brennstoffzellentechnik sei der „logische nächsten Schritt nach LNG-Motoren (Liquefied Natural Gas = Flüssigerdgas)“. Gerrit Marx, Präsident für Nutz- und Spezialfahrzeuge bei CNH Industrial, erklärte: „Während heutzutage LNG deutlich niedrigere Well-to-Wheel-Emissionen liefert, die bei Verwendung von Biogas praktisch auf null reduziert werden können, werden Brennstoffzellen- und BEV-Technologien [Battery Electric Vehicle] mittel- bis langfristig das ultimative Ziel eines emissionsfreien Lkw liefern.“

Neben Geld wird das CNH-Tochterunternehmen Iveco ebenso wie das Schwesterunternehmen FPT Industrial auch Unterstützungsarbeit bei den Entwicklungs- und Produktionsaktivitäten sowohl der Batterie- als auch der Brennstoffzellen-Trucks beisteuern. Der Motorenspezialist FPT hatte im November 2018 selbst ebenfalls ein Antriebskonzept basierend auf Wasserstoff präsentiert (400 kW, 800 km; s. HZwei-Heft 2018). Dieses Know-how wird jetzt auch in die für den US-amerikanischen Markt konzipierten Modelle One und Two, wie auch in das für Europa gedachte Modell Tre (erwartet Ende 2022), für das Nikola und CNH Industrial ein Start-up zu gründen beabsichtigen, einfließen.

weiterlesen im HZwei Januar-Heft

Kategorien: Allgemein
Akku | Bosch | Brennstoffzelle | CNH | Hanwha | Lkw | Logistik | Nikola | Pkw :Schlagworte

6 Kommentare

  1. Christine Gerresheim

    Es dürfte aber für manchen Unternehmer sehr schwer werden, dahingehend eine Entscheidung zu treffen. Meiner Meinung nach läßt man den Logistikern zu wenig zeitlichen Spielraum, denn die finanziellen Hürden und Belastungen sind immens. Hier aber mal ein Lob und ein Danke an alle Logistiker und LKW-Fahrer, die uns während der Coronazeit und natürlich auch sonst so hingebungsvoll unterstützen.

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  2. Joe Schmidt

    So so, die Firma Nikola Motors Company ist also dabei:
    “… eine ähnliche Story im Lkw-Bereich wie Tesla im Pkw-Bereich abzuliefern.”
    Was liefert denn die Firma bisher, was eine solche Behauptung rechtfertigt?!?
    Bevor der Tesla Roadster 2008 tatsächlich auf den Markt kam, hat man in Deutschland kaum etwas von der Firma “Tesla” gehört.
    Von der Nikola Motors Company hört man dagegen seit Jahren sehr viele Ankündigungen – ohne dass es bisher eine greifbare Umsetzung gäbe.
    Insofern halte ich den Vergleich mit Tesla für unzutreffend.
    Aber es wird interessant werden, wenn die Firma endlich Produkte auf den Markt bringt. Ende 2016 wurde der Nicola One mit schier unglaublichen Eckdaten und Ausstattungen angekündigt – kaufen kann man ihn bis heute nicht. Auch die ursprüngliche Erdgasvariante nicht.
    https://www.hzwei.info/blog/2020/03/02/akkus-fuer-pkw-brennstoffzellen-fuer-lkw/
    Auch 364 H2-Tankstellen für seine H2-LKW wollte die Nikola Motors Company bis Ende 2019 (!) in den USA und Kanada errichten … (Das “SuperCharger”-Netzwerk in den USA und Europa wurde tatsächlich realisiert – von Tesla)
    Ich meine, eine gewisse Skepsis statt Lobhudelei ist in diesem Fall angebracht. Sonst könnte man auch behaupten, die Firma Sono Motors aus München stehe kurz davor, den PKW-Markt mit seinem “Solar-Elektromobil” umzuwälzen …

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    • Sebastian

      Sie tun ja geradezu so, als sei Nikola irgendein dubioses Startup. Das ist nicht der Fall. Sonst würd die Firma kaum mit so namhaften Playern wie dem größten Autozulieferer der Welt Bosch, dem CNH-Konzern (Iveco) und der norwegischen NEL Asa zusammenarbeiten können. Die LKWs und die Infrastruktur werden kommen, daran besteht kein Zweifel. Neuerung brauchen eben ihre Zeit.
      Die Annahme in der Titelzeile “Akkus für Pkw – Brennstoffzellen für Lkw” hingegen würde ich hinterfragen, natürlich kommt die Brennstoffzelle auch im Pkw, für lange Strecken ist sie zwingend notwendig.

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      • Joe Schmidt

        Hallo Sebastian,
        nein “dubios” ist der völlig falsche Begriff, oder ein Missverständnis. Während der Autor in jeder Ausgabe von HZwei direkt oder indirekt gegen Tesla wettert, ist er sich hier nicht zu schade, die “Nikola Motors Company” mit Tesla zu vergleichen – m.M.n. ziemlich daneben.
        Zwar haben beide Unternehmen noch die Möglichkeit des Scheiterns, aber bei Nikola als frühes “StartUp” gibt es halt noch keine sonderliche Produktsubstanz.
        Wo Sie noch das “zwingende” Potential für H2-BSZ im PKW sehen, erschließt sich mir nicht. Selbst Vorreiter Toyota verabschiedet sich leise vom FCEV-PKW. Anders kann man objektiv die werbeträchtige Verzehnfachung (!) der Produktionszahlen des größten Autobauers der Welt für den kommenden Mirai II als alleiniges FCEV-PKW-Modell im Konzern nicht deuten. Es sind “bis zu 30.000 Einheiten im Jahr” (!) angekündigt – für den weltweiten Absatz …
        Das ist etwa die Monatsproduktion an BEV des im Stückzahlvergleich winzigen Autobauers Tesla!
        Selbst Langstrecken kann man heute sehr entspannt und zügig mit gängigen BEV zurücklegen – bei deutlich geringeren Kosten für Anschaffung, Betrieb und Unterhalt gegenüber einem FCEV. Das wird sich eben schon auf Grund der Stückzahlverhältnisse eben ändern – selbst wenn man von ansonsten gleichen Chancen ausgehen würde.
        Ohne großzügige Förderungen mit Steuergeld gäbe es nicht einmal die nur ca. 400 FCEV in Deutschland – gegenüber >136.000 BEV und >100.00 PlugIn-Hybriden.
        https://www.kba.de/DE/Statistik/Fahrzeuge/Bestand/Jahresbilanz/2020_b_ueberblick_pdf.pdf?__blob=publicationFile&v=24
        Bei E-Autos steht gerade in Deutschland 2020 ein Boom bevor.
        Sie können natürlich beklagen, dass sich dann ihrer Meinung nach nicht das bessere Konzept für die Langstrecke durchgesetzt hätte – aber an der Realität wird dies nichts ändern.

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        • Joe Schmidt

          Achtung, missverständlicher Schreibfehler:
          Das Kostenverhältnis zu Gunsten der BEV wird sich eben schon auf Grund der Stückzahlverhältnisse NICHT ändern.

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        • Sebastian

          Ihre Sichtweise ist mir viel zu einseitig. Natürlich werden BEV eine Rolle spielen, etwas anderes behaupte ich auch gar nicht. Aber FCEV werden ebenfalls eine stetig wachsende Bedeutung haben. Die Brennstoffzelle hängt der Batterie vielleicht 5 bis 10 Jahre hinterher. Im Bereich LKW, Schiffe, Züge wird sie aber sowieso kommen. Die sich daraus ergebende Massenproduktion wird die Stacks so günstig machen, dass sie für den PKW immer interessanter werden wird. Auch hier werden die Zulassungszahlen enorm steigen.
          Die Vorteile wie schnelle Betankungszeiten und hohe Reichweiten von FCEV bleiben. BEVs können hier nur mit sehr großen Batterien mithalten, was jedoch mit hohem Gewicht, langen Ladezeiten und großer Umweltschädlichkeit (vor allem bei der Batterieproduktion) einhergeht.
          Die Nachfrage nach FCEV ist schon heute – trotzt der hohen Preise – extrem hoch. Versuchen Sie mal einen Hyundai Nexo zu kaufen, die Lieferzeit liegt bei über einem Jahr.
          Hyundai hat die Errichtung eines neuen Brennstoffzellenwerks um zwei Jahre vorgezogen, weil man die Nachfrage nicht mehr befriedigen kann bzw. man mit einem viel langsameren Hochlauf gerechnet hat. Glauben Sie wirklich, Hyundai gibt Milliarden aus, wenn sie nicht wissen, dass es eine erheblich Nachfrage für FCEV gibt?
          Dass Toyota auf BEV “umschwenkt” ist allenfalls eine Zeitungsente. Toyota hat ein batteriebetriebenes Kai-Kar angekündigt, ein Zweisitzer für Senioren mit 100 KM Reichweite. Dass einige Pressevertreter daraus ein “Umschwenken” machen, ist schon bemerkenswert. Für 2025 hat Toyota hingegen mehrere neue Wasserstoffmodelle angekündigt. Erstmal kommt jetzt aber ein Brennstoffzellen-LKW in Zusammenarbeit mit Hino.
          Warum hier überhaupt Tesla erwähnt wird, verstehe ich in der Tat nicht. Es ist ja nicht nur hier so, aber scheinbar müssen sich einige an dieser Firma abarbeiten.

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