Hzwei Blogbeitrag

Beitrag von Sven Geitmann

1. November 2019

Titelbild:

Bildquelle:

Ein Leben als Hydronaut in Kalifornien

Ein Hydronaut zwischen vielen Benzinern.
Ein Hydronaut zwischen vielen Benzinern, © CHBC

Ich bin ein Hydronaut. Es handelt sich dabei nicht um eine Bezeichnung für einen Unterwasser-Astronauten, sondern um einen Begriff, den Honda verwendet, um mich zu beschreiben. Ich fahre eines seiner Clarity-Fuel-Cell-Modelle auf den Straßen Kaliforniens. Mittlerweile, bis zum 1. August 2019, befinden sich über 7.000 Brennstoffzellenfahrzeuge dreier Automobilhersteller (Honda, Toyota, Hyundai) auf dem Markt.

Das Leben als Hydronaut ist somit eine einzigartige Erfahrung, erfüllt von der Freude, ein emissionsfreies Auto zu fahren, das eine Reichweite von über 480 km hat und schnell (in drei bis fünf Minuten) aufgetankt werden kann. Die Einführung eines neuen Kraftstoffs bedeutet jedoch auch gelegentlichen Frust, da H2-Stationen immer noch unter Anlaufschwierigkeiten leiden. Glücklicherweise befindet sich Kalifornien bereits auf dem Weg zur 100. H2-Tankstelle. Im Los-Angeles-County befinden sich dreizehn Standorte, was großen Anlass zur Freude gibt. Die Anzahl der Hydronauten wächst monatlich.

---------- Werbung ----------
HM Banner Superbanner 600x100

Einige Leute sind möglicherweise aufgrund der intensiven von den Autoherstellern entwickelten Werbekampagnen zur Marktdurchdringung auf FCEV (Fuel Cell Electric Vehicles) umgestiegen. Bei der Fahrt auf dem Freeway 405, der in der Region Los Angeles von Nord nach Süd verläuft, können Sie den einzigen Ort in der Welt sehen, an dem sich Werbetafeln konkurrierender Unternehmen zum Thema FECVs einen Wettstreit liefern. Auf der einen Seite gibt es in Richtung Carson eine Reklametafel, die für den Toyota Mirai wirbt. Gezeigt wird die Abbildung eines Fahrzeugs, das sich im Wasser befindet. Folgende Werbebotschaft befindet sich darunter: Die einzige Emission ist Wasser. Diese Botschaft erfüllt ihre Aufgabe, dieses Auto als eine saubere, ökologische Wahl für die Umwelt und den Verbraucher darzustellen.

Etwa 1,5 km weiter prahlt eine Reklametafel von Honda mit: „3 bis 5 Minuten zum Auftanken, der brandneue Clarity Fuel Cell“. Es handelt sich um den Versuch großer Automobilhersteller, weitere Hydronauten zu rekrutieren, und es scheint, dass die Rechnung aufgeht. Obwohl das Wachstum bei Fahrern von batteriebetriebenen Fahrzeugen (BEV = battery electric car vehicle) etwas steiler ist, sagen monatlich auch immer mehr Fahrer in Kalifornien „Ja“ zu den FCEVs.

---------- Werbung ----------
240313 VDI WF Maschinenbau Online Banner 300x250 V2

Marketingstrategien wie Reklametafeln und Radiowerbung sind nur ein Weg, mehr Leute dazu zu bewegen, FCEVs zu fahren, aber finanzielle Anreize sind ein weiterer Faktor. „Bares ist Wahres“, wie man so schön sagt. Nichts weckt die Aufmerksamkeit auf ein mögliches FCEV so sehr wie das Angebot des Bundesstaats Kalifornien, einen Preisnachlass von 5.000 US-$ beim Kauf eines emissionsfreien Autos zu gewähren (bei einkommensschwächeren Bewerbern steigt dieser Preisnachlass auf 7.000 US-$). Dank des California-Clean-Vehicle-Rebate-Project (CVRP = Kalifornisches Rabattprojekt für saubere Fahrzeuge), das vom State’s Cap & Trade Program durch das California Air Resources Board finanziert wird, sind FCEV-Fahrer berechtigt, den Preisnachlass beim Kauf oder Leasing eines sauberen, emissionsfreien Wasserstoff-FCEV in Anspruch zu nehmen.

weiterlesen im HZwei Oktober-Heft

Autor: Cory Shumaker

5 Kommentare

  1. Dr. Anton Gsandtner

    Wasserstoff als Energiequelle für Kraftfahrzeuge ist längst obsolet. 700 bar haben Tank und Leitungen auszuhalten – lebenslang störungsfrei, auch bei Unfällen (Knallgasreaktion bei Undichtheit). KEINE Versicherung übernimmt dafür die Haftpflicht.

    Antworten
  2. Randner

    Schönes Loblied für Wasserstoff. Es gibt nur einen gewaltigen Haken!
    Grünen Wasserstoff gibt es nicht. Über 96% des Wasserstoffs werden aus fossilen Quellen hergestellt. In den USA wird dafür sogar Fracking-Gas verwendet. Ein ökologischer Irrsinn!
    Um 1kg H2 herzustellen, werden 55kWh Energie benötigt. Damit kommt ein FCEV keine 100km weit. Ein BEV würde mit dieser Energiemenge mehr als 300km weit fahren.
    In der industriellen Nutzung kann H2 sinnvoll eingesetzt werden. In der Mobilität ist Wasserstoff einfach nur Unsinn.

    Antworten
  3. Marc Mertens

    @Joe Schmidt:
    Toyota und Air Liquide betreiben bereits Wasserstoffwerke in Kalifornien, bei denen derzeit Biomüll umgesetzt wird und für zig tausende an Haushalten und Autos den Wasserstoff liefern könnte (TriGen Kraftwerke). Aber sie haben dahingehend Recht, dass der Autobau und die Verwendung von Akkus in FCEVs immer noch umweltgerechter werden könnte.
    Die Chancen liegen in meinen Augen erst bei einer echten Sektorenkopplung mit Wasserstoff in größerem Umfang und dezentraler Erzeugung durch PV-Anlagen bzw. autarken Gebäudetechnik-Systemen wie Brennstoffzellen als Heizungs- und Energielieferant.
    Das Problem ist dabei aber, dass man es nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland bzw. weltweit mit den stärksten Lobbyverbänden zu tun bekommen wird. Die einen wollen weiterhin Erdöl fördern und Treibstoffe verhökern. Und bei den anderen gehts um Kernkraft- und Kohlewerke zur Stromerzeugung.
    Die Frage ist daher eher, ob die Politiker auf diesem Planeten wirklich gewillt sind und etwas für die Nachhaltigkeit machen wollen oder sich lieber in die nächsten Aufsichtsratsposten retten wollen oder die vermeintlich einfacheren Lösungen dem Wähler anbieten; Hauptsache das Kreuz wird an der richtigen Stelle gemacht. 😉

    Antworten
    • Joe Schmidt

      @Marc Mertens:
      „Wasserstoffwerke… für zig tausende an Haushalten und Autos …“
      Mal abegesehen davon, dass das H2 für die BSZ in Kfz hochrein sein muss stimmen wir doch sicher überein, dass es nicht reicht, einige wenige Vorzeigeprojekte in den Himmel zu loben, währen der Hauptteil des H2 (>90%) auch heute noch aus fossilen Primärenergien gewonnen wird.
      Im stationären Einsatz /als Langfristspeicher /Sektorenkopplung ist tatsächlich ein aussichtsreiches Gebiet und wenn es selbst da nicht voran geht, liegt das weniger an den Lobbyverbänden (denn H2 wird von Mineralölkonzernen und Autobauern unterstützt), sondern schlicht an technischen Hemmnissen und vor allem an der derzeitigen Unwirtschaftlichleit gegenüber den vorhandenen Alternativen.
      Das „Leben als Hydronaut“ unterschlägt halt einige tatsächliche Probleme im gelobten Wasserstoffland Kalifornien, bspw.: https://www.youtube.com/watch?v=n2cUFx4ei7w&t=662s die vereisten Zapfpistolen oder die fehlenden Kapazitäten an den Tankstellen …

      Antworten
  4. Joe Schmidt

    … erfüllt ihre Aufgabe, dieses Auto als eine saubere, ökologische Wahl für die Umwelt und den Verbraucher darzustellen.
    Dass das FCEV als solches dargestellt wird, ist die eine Seite. Nur sehe ich eine erhebliche Kluft zwischen Darstellung /Anspruch und der Realität.
    Meines Wissens nach wird in Kalifornien ebenso wie in Europa >90% des H2 aus fossilen Promärenergien, u.a. in den USA aus Fracking-Erdgas gewonnen.
    In der aktuellen Veröffentlichung „Wasserstoffpolitik in Kalifornien“ lese ich dazu:
    „Mit Ausnahme einiger wenigen, kleinen Elektrolyse-Demonstrationsprojekte (SoCalGas 2017,2019) wird in Kalifornien Wasserstoff bislang ausschließlich durch Steam Methane Reforming (SMR) aus Erdgas produziert.“
    Die Begeisterung für das elektrische Fahren kann ich nachvollziehen. Die Aussagen zur Umweltfreundlichkeit derzeit (noch) nicht.
    Die oberste Aufgabe aller Wasserstoff-Befürworter muss also der Ausbau der Nutzung der erneuerbaren Energien, vor allem Wind und PV sein. Nur so lässt sich „grüner Wasserstoff“ auch real erzeugen und in der Praxis einsetzen.
    Bunte Plakate und blumige Aussagen reichen dafür nicht.

    Antworten

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

preloader