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Beitrag von Sven Geitmann

18. Februar 2019

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Norddeutsche Politiker unterstützen Wasserstoff

Hydrogentle
Idee des Hydrogen Valleys im Elbe-Weser-Raum, © Hydrogentle

Das Interesse an Wasserstoff ist derzeit an der Nordseeküste außergewöhnlich hoch. Immer mehr Organisationen engagieren sich in diesem Bereich, immer mehr Gemeinden planen konkrete Projekte und immer mehr Politiker sagen ihre Unterstützung zu.

Anfang September 2018 haben verschiedene regionale Wirtschaftsverbände in Cuxhaven eine Absichtserklärung unter der Devise „Wenn Kreuzfahrtstandort, dann sauber“ aufgesetzt. Darin bekräftigten sie ihren Willen, sich – ähnlich wie die Hamburger – für die Vermeidung zusätzlicher Luftverschmutzung einzusetzen, insbesondere weil Cuxhaven ein Nordseeheilbad ist und wieder Kreuzfahrtstandort werden soll.

Die Unterzeichner schlossen sich damit einer Erklärung des niedersächsischen Ministers für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz Olaf Lies an, der sich ausdrücklich für die Herstellung von Wasserstoff aus Windenergie als sauberem Kraftstoff aussprach und Cuxhaven als Vorbildregion einer nachhaltigen Energieversorgung etablieren möchte.

Ende November brachte Lies die Forderung einer Wasserstoffstrategie im Bundesrat ein. Er appellierte an die Bundesregierung, „bundesweit vorhandene Potenziale effektiv zu nutzen und Fördervolumen für große industrielle Wasserstoffprojekte zu erhöhen“. Dafür schlug er einen Sieben-Punkte-Plan vor. Der Minister erklärte: „Wenn wir technologische Innovationen in funktionierende Prozesse überführen, gewinnt nicht nur das Klima, sondern wir mehren auch unseren Wohlstand und sichern Arbeitsplätze. Industrie folgt Energie, das war früher so und das wird auch heute so sein. Grüner Wasserstoff, der aus erneuerbaren Energien erzeugt ist, nimmt dabei als Energieträger und Speichermedium eine Schlüsselrolle ein. Umso wichtiger ist eine bundesweite Wasserstoffstrategie, um die Energiewende weiter voranzubringen.“ Andernfalls bleibe es bei „Stückwerk”. Und weiter: „Wir haben die Technologie, Wasserstoff für uns nutzbar zu machen und ihn in CO2-neutrales Erdgas umzuwandeln oder direkt in industriellen Prozessen zu verwerten. […] Wir sollten diese Chancen nutzen.“

Wirtschaftsforum auf Helgoland

Kurz zuvor hatte auf Einladung des parteilosen Bürgermeisters Jörg Singer hin das Wirtschaftsforum Offshore auf Helgoland stattgefunden. Eigentlich hätte das Bundeswirtschaftsministerium von Peter Altmaier die Veranstaltung eröffnen sollen. Da aber zu diesem Zeitpunkt noch kein Staatssekretär für die Energiewirtschaft ernannt worden war, sprang Enak Ferlemann in die Bresche. Er ist Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesverkehrsminister und Direktkandidat im Wahlkreis Cuxhaven. Ferlemann erklärte auf der Nordseeinsel vor rund siebzig Energiemanagern und Politikern: „Die heutige Form von Elektromobilität mit Batterien ist nur die Vorstufe hin zu Antrieben mit Wasserstoffbrennstoffzellen. […] Deutschland muss die Elektrolyse – die Aufspaltung von Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff – im industriellen Maßstab aufbauen. Die Strommengen, die dafür zuverlässig nötig sind, kann nur die Offshore-Windkraft liefern.“

Zudem stellte er in Aussicht, dass das Ziel für den Ausbau der Offshore-Windenergie für das Jahr 2030 in dem Referentenentwurf der Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes auf 17 oder 20 GW angehoben werden könnte. Derzeit seien 5,8 GW in deutschen Hoheitsgewässern installiert. Darüber hinaus prüfe man gemeinsam mit dem Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) verschiedene Optionen, wie Elektrolyseure in der Nähe von Offshore-Windparks angeschlossen werden könnten, ohne über das Stromnetz an Land gehen zu müssen, um so teure Abgaben zu umgehen.

Reallabore für Speicherlösungen

Der Wirtschafts- und Verkehrsminister von Schleswig-Holstein Dr. Bernd Buchholz sprach sich ebenfalls für die Nutzung von Wasserstoff aus und forderte die Anhebung des Ausbauziels für Offshore-Windparks auf 20 bis 25 Gigawatt bis zum Jahr 2030. Außerdem kündigte er an: „Wir wollen zwischen der Raffinerie in Heide und dem Hafen und der Industriezone von Brunsbüttel ein Reallabor für große Erzeugungs- und Speicherlösungen auf der Basis erneuerbarer Energien schaffen. Dort könnten wir mithilfe von Wasserstoff in Zukunft zum Beispiel synthetisches Kerosin für den Flughafen Hamburg herstellen.“

Auch der neue Hamburger Senator für Wirtschaft, Verkehr und Innovation Michael Westhagemann schwenkte gleich nach seinem Amtsantritt auf diese Linie ein. Westhagemann, zuvor ranghoher Manager bei Siemens und Vizepräses der Handelskammer Hamburg, ist parteilos und löste im November 2018 den ebenfalls parteilosen Frank Horch ab, der sich aus privaten Gründen aus der Politik zurückgezogen hatte. Zu den ersten Ankündigungen des neuen Wirtschaftssenators zählte, dass er sich bei den anderen nördlichen Bundesländern für die stärkere Nutzung der Wasserstofftechnologie einsetzen wolle.

Fünf Länder wollen Wasserstoff

Konkreter wurde es während der Küstenkonferenz am 26. November 2018 in Wilhelmshaven. Am JadeWeserPort forderten die Wirtschafts- und Verkehrsminister von Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein eine Mobilitäts- und Energiewende, in der auch der Nutzung von Wasserstoff ein gewichtiger Part zukommen soll. Westhagemann erklärte dort: „Wir setzen auf diese Zukunftstechnologie und wollen den Aufbau einer H2-Wirtschaft in Norddeutschland vorantreiben. Deshalb haben wir heute die gemeinsame Erarbeitung einer norddeutschen Wasserstoffstrategie beschlossen.“

Wirtschaftsminister Buchholz ergänzte: „Obwohl inzwischen weitgehend Konsens ist, dass der Umbau des Energiesystems ohne Wassersstoff nicht gelingen wird, fehlen vom Bund die entscheidenden Impulse, um das Thema wirklich voranzubringen. […] Wir haben uns jetzt entschlossen, nicht weiter auf den Bund zu warten, sondern als Küstenländer voranzuschreiten.“

„Die Einordnung von Speichern als Letztverbraucher und die daraus resultierende Belastung von Power-to-Gas mit energierechtlichen Entgelten, Umlagen (z. B. EEG) und Abgaben sind ein Systemfehler.“

Dr. Fabio Longo, Fachanwalt für Verwaltungsrecht

Kategorien: Allgemein
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5 Kommentare

  1. Joe Schmidt

    Warum das so lange dauert?
    Weil eigentlich alle richtig involvierten Beteiligten wissen, wass es nicht wirtschaftlich ist. Wie steht geschrieben:
    “… und Fördervolumen für große industrielle Wasserstoffprojekte zu erhöhen“.
    Es geht einzig um das Abgreifen von Fördergeldern, ohne welche keine H2-Projekt überlebensfähig ist. Man kann die Politik eine Weile begeistern – aber irgendwann wird der Geldhahn zugedreht und das Projekt stirbt.
    DAS ist der Grund, warum es nicht vorwärts geht und wohl auch nie zu der oft beschworenen Wende zum Wasserstoff kommen wird.
    H2 als Synthesegas, als “synthetisches Erdgas” – das wird es geben. “Mobiler Wasserstoff” ist durch den hohen Aufwand für Herstellung, Transport, Lagerung und Bereitstellung (700bar !) eine leicht zu erkennende Sackgasse.
    Natürlich kann man technisch H2 durch Elektrolyse aus EE-Strom gewinnen und daraus dann “in Zukunft zum Beispiel synthetisches Kerosin für den Flughafen Hamburg herstellen.” Nur wird niemand bereit sein, den mehrfachen Preis dafür zu zahlen. Letztlich sind doch die Herstellungskosten der Grund, warum >90% allen Wasserstoffes aus fossilen Quellen (meist Dampfreformation von Erdgas) gewonnen wird.
    Wasserstoff heute mit Ökologie oder gar Umweltschutz in Verbindung zu bringen, ist “Greenwashing” von der feinsten PR-Sorte.
    Ja, ich bin für den Ausbau der EE-Stromerzeugung. Aber EE-Strom rechtfertigt keine Energieverschwendung.

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      • Sascha K

        Wie gesagt es dreht sich leider alles um das Finanzielle.
        Im Deutschen Museum steht seid 40 Jahren ein KFZ das mit Wasserstoff/ umschaltbar auch mit Benzin fahren kann.
        Zusätzlich gibt es in Ahrensbök bei Dir Im 2 Tüftler die den Dieselkraftstoff effektiver / umweltfreundlicher modifiziert haben.
        Auch den so genannten Magnetmotor gibt es, der nachgewiesen funktioniert.
        Unsere Regierung hst womöglich Verträge mit den Ölmultis gemacht, die nicht zeitgerecht variabel sind.
        Es wäre so einfach – lässt uns Bürger zusammenschliessen und selber etwas auf die Beine stellen; so hat jeder etwas davon und die Menschen sprechen endlich mal wieder miteinander.
        Lg

        Antworten
        • Sascha K

          Wie gesagt es dreht sich leider alles um das Finanzielle.
          Im Deutschen Museum steht seid 40 Jahren ein KFZ das mit Wasserstoff/ umschaltbar auch mit Benzin fahren kann.
          Zusätzlich gibt es in Ahrensbök bei Eutin 2 Tüftler die den Dieselkraftstoff effektiver / umweltfreundlicher modifiziert haben.
          Auch den so genannten Magnetmotor gibt es, der nachgewiesen funktioniert.
          Herr Scheuer würde von mir darüber informiert, und er wusste es auch schon.
          Unsere Regierung hst womöglich Verträge mit den Ölmultis gemacht, die nicht zeitgerecht variabel sind.
          Es wäre so einfach – lässt uns Bürger zusammenschliessen und selber etwas auf die Beine stellen; so hat jeder etwas davon und die Menschen sprechen endlich mal wieder miteinander.
          Ich halte absolut nichts von der E- Mobilität, wir beuten wieder andere Länder aus, zerstören unnötig die Umwelt.
          Was haben wir:
          Sonnenkraft, Gezeitenkraft, Windkraft; wir Menschen müssen begreifen, dass unsere Umwelt so schnell wie möglich entlastet werden muss.
          Ich sehe von Grosskonzernen keine Reinigungsschiffe auf dem Meer die Ihr prodoziertes Plastik einsammeln.
          Die Politik versagt bei uns Bürgern zunehmend; Konzerne drohen mit Entlassungen; werfen aber fein subventioniert?
          Wir können nur etwas erreichen, wenn wir wieder anständige Löhne fliessen, damit wir Bürger uns diese neuen Technologien auch leisten können/ Beitrag zum Umweltschutz.
          Ein Wasserstofffahrzeug kostet derzeit 80.000 Euro. Wer von uns jungen Menschen kann sich das leisten?
          Ich würde sofort tauschen !
          Ja die Effizienz ist noch nicht ausgreift; sowie Infrastruktur.
          Mein alter Diesel hat mich seid 10 Jahren nie im Stich gelassen; ökologisch gesehen hat er sich rentiert. Und mir brauch niemand sagen, dass Benziner sauberer sind.
          Und wie lange halten die neuen Autos; Abschaltvorrichtungen damit es nicht so lange hält- wie bei einigen anderen Geräten verbaut?
          Ich werde jeden Tag betrogen und kann die Verantwortlichen in Berlin nicht persönlich haftbar machen- das ist katastrophal.
          Lg

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  2. Arno A. Evers

    Das alles ist ja seit den 70er Jahren bekannt.
    Die Frage ist, warum DAS alles so lange dauert
    und warum das alles so “bürokratisch…” gehandhabt wird, um es mal höflich zu sagen…
    Die Älteren unter uns erinnern sich vielleicht noch an die Ölkrisen damals,
    mit Sonntags-Fahrverboten und so weiter.
    Leider fiel der Ölpreis wenig später wieder und alles blieb beim Alten.
    Speziell die Ölfirmen hätten sich damals weltweit ihrer Verantwortung stellen müssen,
    um WIRKLICH NEUE Wege in unserer Energie-Bilanz zu gehen.
    Das haben sie aber nicht getan sondern weiterhin, zu Lasten der Umwelt
    und der Lebensqualität der Menschheit, ihre Gewinne optimiert.
    Das gleiche gilt für die Kraftwerks- und Stromnetz-Betreiber.
    Jetzt haben wir den Salat und niemand weiß, wie wir dort jetzt wieder anständig herauskommen können.
    Lasst und NEUE Alternativen auf der Hannover Messe besprechen.
    Ich werde vom 1.-3. April dort sein. Und freue mich, Euch in Halle 27 zu treffen.
    Mehr über die Aktivitäten unsere bisher über 700 internationalen Aussteller hier:
    http://www.hydrogenambassadors.com/projects.html

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