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Beitrag von Sven Jösting

15. November 2018

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CHFCE: Aufbruchstimmung in China

Chen

Sven Jösting (l.) mit Chen Wei vom China International Hydrogen + Fuel Cell Conference Committee (Mitte)


In Peking hat vom 26. bis 28. Juli 2018 die China International Hydrogen and Fuel Cell Conference & Exhibition stattgefunden – ein Kongress mit Aufbruchstimmung. Die Veranstaltung zeigte, dass die Bedeutung Chinas im globalen Wasserstoff- und Brennstoffzellensektor – ebenso wie die Japans – immer schneller wächst. Die Volksrepublik weiß die Potentiale der BZ- und H2-Technik für sich zu nutzen.
China weiß, dass es sehr viel tun muss und dass nur wenig Zeit bleibt, um die gravierenden Umweltprobleme in den Griff zu bekommen. Gerade der massive Ausbau der regenerativen Energien von gegenwärtig insgesamt circa 149 GW auf über 250 GW (Plan bis 2020) schafft aber die perfekte Grundlage für vielfältige Brennstoffzellenanwendungen durch die verstärkte Produktion von „grünem Wasserstoff“.
Zudem sollen bis 2030 in dem riesigen Land 10 Millionen Elektrofahrzeuge (aktuell ca. 1,2 Mio.) auf den Straßen fahren. Demgegenüber stehen Brennstoffzellenfahrzeuge noch ganz am Anfang, wobei es bei den BZ-Bussen bereits losgegangen ist. Ein Beleg dafür ist die Partnerschaft des kanadischen Herstellers Ballard Power mit Broad Ocean und Guangdong Energy. Zudem steht die Erwartung im Raum, dass die chinesische Regierung allen Aspekten der Brennstoffzelle Rechnung trägt und diese zukünftig noch stärker fördern wird. Dann könnte aus dem Plan, bis 2030 vorerst 3.000 Wasserstofftankstellen landesweit zu installieren, deutlich mehr werden. In China kann dies sehr schnell gehen.
Seitens des Great Wall Motor Hydrogen Technology Centers hieß es dazu, das H2-Tankstellennetz müsse nicht nur entwickelt, sondern der Stationsbau müsse auch günstiger werden. Zudem dürfte der Preis für grünen Wasserstoff fallen, so das Fazit aus diversen Vorträgen. 5 US-$ pro Kilogramm gelten als realistisches Ziel. Dementsprechend wird die Zahl der Anwendungen und BZ-Produkte weiter steigen. Bis 2030 werden bereits 500.000 BZ-Trucks erwartet. Dann soll auch das erste Kreuzfahrtschiff via Brennstoffzelle betrieben werden.
Bei Lastwagen sieht man – so der Tenor mehrerer Vorträge – die Brennstoffzelle eindeutig im Vorteil gegenüber rein batteriebetriebenen Fahrzeugen. Auch Taxis und Gabelstapler haben im Mehrschichtbetrieb aufgrund der schnelleren Betankung mit Wasserstoff große Vorteile. Gewinner der BZ-Entwicklung ist eindeutig der PEM-Stack gegenüber Hochtemperaturalternativen, da er einfacher aufgebaut ist, stabil läuft, lange Einsatzzeiten von bis zu 20.000 Stunden vorweist und nicht nur effizient ist, sondern auch schnell (wenige Sekunden) und zuverlässig hochgefahren werden kann.
Derzeit arbeiten sowohl chinesische als auch internationale Unternehmen und Forschungsanstalten verstärkt an der Weiterentwicklung der PEM-Stacks – insbesondere der wichtigen MEA (Membrane Electrode Assembly) – mit dem Ziel, Platin vollends durch Kohlenstoffverbindungen zu ersetzen. Optimierte Produktionsverfahren für die MEA standen bei vielen Vorträgen im Vordergrund.
Insgesamt war der CHFCE-Kongress zwar weniger stark besucht als im Vorjahr, aber die Qualität der Vorträge war besser, die ausstellenden Unternehmen interessanter, so mein Resümee aus vielen Einzelgesprächen. Es gab viele Fragen und Vorträge zur H2-Sicherheit sowie zu den verschiedenen Einsatzmöglichkeiten – von der Mobilität (Pkw, Lkw, Busse u. v. a.) bis hin zu Power-to-Gas. Unternehmen aus Kanada (z. B. Ballard, Hydrogenics) aber auch aus Deutschland (z. B. ElringKlinger, s. Kasten) haben das Potential für die Brennstoffzelle in China vollends erkannt und sind mit chinesischen Unternehmen durch Ventures teils gut verbunden. Somit können Skalierungseffekte genutzt werden. Außerdem kann nicht nur der chinesische Markt, sondern der Weltmarkt bedient werden.
ElringKlinger
Das baden-württembergische Unternehmen hat im Frühjahr ein eigenes Vorstandsressort für Elektromobilität geschaffen. Theo Becker soll sich fortan insbesondere um die Bereiche Batterie- und Brennstoffzellentechnologie kümmern. (sg)
www.chfce.com
Der unabhängige Börsenexperte Sven Jösting, der hier für die HZwei berichtet, war mehrere Tage in Fernost unterwegs, um während der CHFCE Eindrücke von den dortigen Wasserstoff- und Brennstoffzellenaktivitäten zu sammeln. Die Reise wurde finanziell unterstützt von der Peter Sauber Agentur Messen und Kongresse GmbH, die neben der f-cell sowie der WHEC2018 unter anderem auch Veranstaltungen in Japan und Kanada mitorganisiert.
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1 Kommentar

  1. Claus-Rüdiger Martin

    An die Weltklimakonferenz in Katovice:
    Die e-Mobilität mag gegenwärtig in z.B. Deutschland, USA,China gege über der Wasserstoff/Brennstoffzellentechnik einen Vorsprung haben. Im Weltmassstab ist sie nicht fortführbar, aus mehreren Gründen:
    1. Die Ladestruktur ist nicht skalierbar, d.h. kann nicht kontinuierlich wachsen. Die Stromkabelkaliber müssen weit im Vorhinein maximal sein, wo sie noch nicht gebraucht werden. Entsprechend sind die Endladestationen nicht addierbar.
    2. Die Resourcen der seltenen Erden sind nicht ausreichend, diese somit nicht bezahlbar.
    3. Die Stromversorgung nachts zum Laden kann mangels Speicher nicht geleistet werden.
    4. Die Ladestellen müssen wegen der geringen Reichweite die doppelte Zahl der Fahrzeuge sein. Einmal am Ort des Gebrauchs, die gleiche Zahl nochmal am Ort der Ruhe (nachts).
    5. Die Kosten einer Ersatzbatterie müssen zu den Stromverbrauchskosten hinzugerechnet werden.
    6. Die lange Ladezeit beansprucht entsprechend Ladefläche, die allermeist dann auf Kosten von Parkfläche geht, da sie nach dem Laden freigemacht werden muss.
    7. Die Gebrauchsreichweite ist ca. vier Fünftel der maximalen Reichweite, da vorsichtshalber vorher geladen werden sollte.
    8. Gefährlichkeit der Batterie (Brand) und Hochspannungsverkabelung im Fahrzeug bei Unfall.
    9. Kosten des Recyclings/Ersatzbatterie und Entsorgung der Batterie sind den Verbrauchskosten hinzuzutechnen.
    10. Abnahme der km-Reichweite bei Beanspruchung durch Bergfahrt, Heizung, Klimaanlage als auch zeitlicher Reichweite durch lange Ladezeit, zusätzlicher Staugefahr an gleicher Ladestelle. Dazu notwendiger Stauraum davor.
    11. Nichtverwendbarkeit der Fahrzeuge, wo es keine dichte Versorgung durch Ladestellen gibt. D.h. in den Metropolen beansprucht die Ladestruktur aufgrund der Ladezeit Platz verbunden für Kabel und Transformatoren, an der Peripherie bedarf es einer Ladestellenmindestdichte.
    12. Entsprechende obige Probleme hat die Brennstoffzellentechnik mit Wasserstoff nicht.
    Kurz zusammengefasst:
    a) schnellere Wirkung auf das Weltklima weil schnellere (mobile Wasserstofftankstellen) und bezahlbare Umsetzbarkeit in der ärmeren Welt.
    b) Speicherproblem gelöst, damit Verfügbarkeit rund um die Uhr.
    c) verwendbar für schwere Nutzfahrzeuge wie Lkw, Bahn, Schiffe.
    d) in Wasserstoffwirtschaft verwendbar für Heizung, Klimaanlagen, aufgrund der lokalen Speicherung autarke Stromversorgung rund um die Uhr.
    e) durch dezentrale Eigenspeicher, dadurch Unabhängigkeit von zentralgesteuertem Stromnetz, ist ein Blackout mit Zusammenbruch von Real- und Finanzwirtschaft ausgeschlossen.
    f) durch Eigenproduktion von Energie (Sonne und Wind) und Wegfall von Energieimportkosten werden Mittel zur wirtschaftlichen Entwicklung ärmerer Länder frei, sowie politische Unabhängigkeit erreicht.

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