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Beitrag von Sven Geitmann

27. April 2018

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Daimler: Brennstoffzelle kommt sicherlich nach 2025

GLC Web DSC 0105

Der GLC F-Cell während der Hannover Messe 2018


Auf der Hannover Messe zeigte sich im Elektromobilitätssektor bei den Automobilherstellern das bereits bekannte Bild: Während Hyundai und Toyota mit ihren BZ-Modellen auf den Markt drängen, halten sich die deutschen Konzerne mit Neuerungen nach wie vor zurück. So durfte die Daimler-Mitarbeiterin am Stand von H2 Mobility so gut wie nichts Konkretes über die weitere E-Mobility-Strategie sagen. Dafür hatte aber Prof. Christian Mohrdieck, Leiter der Antriebsentwicklung Brennstoffzellensystem bei Daimler, kurz vor der Messe folgendes zu Protokoll gegeben: „Wir sind erst am Anfang. Ich denke Mitte der nächsten Dekade – aber sicherlich nach 2025 – wird die Relevanz der Brennstoffzelle generell und für den Transportsektor signifikant steigen. Ich meine damit keine plötzliche Explosion. Es wird wahrscheinlich immer noch ein einstelliger Prozentsatz des globalen Marktes sein. […] Damit eine Technologie den Durchbruch schafft, muss sie für beide Seiten – den Kunden und den Hersteller – attraktiv sein.“
Die Schwaben zeigten zwar ein Modell ihres GLC F-Cell auf dem Gemeinschaftsstand Wasserstoff+Brennstoffzellen+Batterien, nannten aber bislang weder einen Preis noch Produktionszahlen. Fest dürfte indes stehen, dass die ersten Exemplare, die voraussichtlich noch in diesem Jahr hergestellt werden, vermietet und nicht verkauft oder verleast werden. Ob sie allerdings noch 2018 ausgeliefert werden, bleibt offen. Mohrdieck erklärte dazu: „Daimler bereitet sich momentan konsequent auf die Produktion des Mercedes-Benz GLC F-Cell vor. Der SUV wird im Mercedes-Benz Werk Bremen gefertigt.“ Gerüchte hinsichtlich der Stückzahlen reichten von zehn bis 1.000, dürften tatsächlich aber wohl im niedrigen dreistelligen Bereich liegen.
Massive Mutmaßungen rankten sich während der Gespräche in Halle 27 auch um die Bedeutung der Aufkündigung der Zusammenarbeit mit Ford in Kanada. Und zwar war der BZ-Stack von Daimler in der Vergangenheit im Joint-Venture mit Ford bei der Automotive Fuel Cell Cooperation (AFCC) in British Columbia entwickelt worden. Der aus etwa 400 Einzelzellen bestehende Stack wurde bislang bei dem dortigen, benachbarten Unternehmen Mercedes-Benz Fuel Cell (MBFC) gefertigt, während anschließend das gesamte BZ-System im Daimler-Stammwerk in Untertürkheim zusammengebaut wurde. Nun lief aber die vereinbarte Zusammenarbeit mit Ford aus. Einige ehemalige AFCC-Mitarbeiter gehen anscheinend zu AVL, die bekanntgaben, im Mai 2018 ein Forschungs- und Entwicklungszentrum für Brennstoffzellentechnologie in Vancouver eröffnen zu wollen.
Nach Aussage einer Daimler-Sprecherin wollen die Schwaben nun zur Vereinfachung der Abläufe sowohl die Fertigung als auch den Zusammenbau von BZ-Modulen im Stuttgarter Raum bündeln. Diese Arbeiten könnten somit zukünftig in Kirchheim-Nabern erfolgen, wo die NuCellSys GmbH sitzt, eine 100-prozentige Tochter der Daimler AG, die das BZ-Aggregat und das H2-Speichersystem des GLC F-Cell entwickelt und die auch die ersten BZ-Prototypen aufgebaut hat.
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8 Kommentare

  1. h2future

    Einfach mal so einen Nexo kaufen, ist eine gute Idee. Wenn man aber noch kein
    Windrad im Garten und keinen Elektroliseur im Keller hat und man eine Tankfuellung Wasserstoff braucht, um an die naechste Wasserstofftanksaeule zu kommen, wird es problematisch. Ich glaube, dass schon viele aufgeklaerte Buerger auf Brennstoffzelle umsteigen wollen, allein die Infrastruktur gibt es noch nicht her.
    Und dass die deutschen Autohersteller so an ihren Verbrennungsmotoren haengen, ist ueberheblich, kurzsichtig und dumm. Die Autonation Deutschland faehrt mit Vollgas in die Sackgasse.

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    • Joe Schmidt

      Ich glaube nicht, „dass schon viele aufgeklaerte Buerger auf Brennstoffzelle umsteigen wollen“ – zumindest nicht beim Auto. Denn der angebliche Vorteil der kurzen Tankzeiten stellt sich in der Praxis zu >90% als irrrelevant heraus, da die meisten Ladevorgänge beim E-Auto daheim, bzw. „nebenbei“ in aller Ruhe erfolgen – ganz ohne Zeitdruck.
      Relevant dagegen ist, dass 1kg H2, dass heute zu >95% billigst über Dampfreformation aus Erdgas (welch ein energetischer Witz!) hergestellt wird, an der 700bar-Tanke schon 9,50€ kostet. Dabei verzichtet der Staat (noch) auf die Erhebung der Energie- (früher Mineralöl-)Steuer.
      Die vielgepriesenen Verfahren zur H2-Herstellung mit EE sind noch 2-3fach teurer, so dass sich jeder aufgeklärte Bürger ausrechnen kann, was dann 1kg H2 kostet – für max. 100km freie Fahrt …
      BSZ und BSZ-Fahrzeuge werden sicher gewisse Nischenmärkte besetzen. Im Winter Strom und Wärme aus dem heimischen BSZ-Aggregat – warum nicht?
      Aber mobilen Wasserstoff im Kfz als Zukunftsoption zu präsentieren ist genau so daneben wie das Festhalten unserer Autohersteller an konventionellen Verbrennungsmotoren.

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  2. brückenbauer

    Kommt es mir nur so vor, oder habe ich diesen Text vor 20 Jahren schon einmal gelesen?

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  3. Ralf

    SCHADE, dann werden wir wohl von Mercedes zu Hyundai ( der BZ-F-Cell NEXO kommt ja ab 08/2o18 auf den Markt) wechseln „müssen“.

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  4. Claus-Rüdiger Martin

    Brennstoffzellen-bzw. Wasserstoffwirtschaft über Mobilität hinaus (Heizung, Kühlung, Stromerzeugung statt Diesel, lokale Speicher=Stromnetzsoftwareunabhängigkeit=blackoutsicheerheit) kann schneller von der sog. Dritten Welt übernommen werden. Sogar Selbsterzeuger. Flexibler Transport statt teure feste Verkabelung.

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  5. Tremel Bruno

    Mit den Chinesen wird es den Deutschen hoffentlich gelingen die Zukunft zu sichern!?

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  6. Querdenker72

    Den alternativen Antrieben gehört die ZUKUNFT – da wir aber in der GEGENWART leben, brauchen wir doch nichts unternehmen! Ich könnte über soviel Borniertheit in der (deutschen) Autoindustrie fast täglich platzen!
    „Wir verpennen die Zukunft – in Serie …“

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  7. Siegel

    Kommentar überflüssig.
    Schlaft weiter.

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