Hzwei Blogbeitrag

Beitrag von Sven Geitmann

9. März 2018

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CertifHy – Herkunftsnachweise für grünen Wasserstoff

CertifHyDas EU-Projekt CertifHy geht mit dem Aufbau eines europaweiten Nachweissystems für grünen Wasserstoff in die Umsetzungsphase. Das System wird in den kommenden neun bis fünfzehn Monaten im Pilotbetrieb erprobt werden.
Wasserstoff gilt als ein vielversprechender Kraftstoff für emissionsfreie Antriebe und als Rohstoff in industriellen Anwendungen. Die Zahl der BZ-Autos, die mit Wasserstoff fahren, nimmt weltweit zu. Zur Erreichung der Klimaschutzziele von Paris werden zudem mittelfristig große Mengen an Wasserstoff in der Industrie benötigt, beispielsweise in Raffinerien, für die Stahlaufbereitung und in der Basischemie. Um die Herkunft des Kraftstoffs zuverlässig nachweisen zu können, wird derzeit ein robustes, europäisches Nachweis- und Zertifzierungssystem für grünen Wasserstoff aufgebaut.
Beauftragt vom Fuel Cells and Hydrogen Joint Undertaking (FCH 2 JU), einer öffentlich-privaten Partnerschaft aus Europäischer Kommission und europäischer Industrie und Forschung, baut ein Konsortium unter dem Titel CertifHy ein solches Verfahren auf Basis von Herkunftsnachweisen (Guarantee of Origin – GO) im Rahmen eines Pilotbetriebs auf.
Unter der Führung von Hinicio verantwortet LBST die Entwicklung der notwendigen Systemdokumente und -prozeduren. Dabei wird auf den Ergebnissen der ersten Projektphase (2014 bis 2016) aufgebaut: „Während in der ersten CertifHy-Phase eine solide Basis gelegt wurde mit vierzehn Industrieunternehmen und mehr als 500 interessierten Stakeholdern, können wir jetzt die Diskussionen für die Umsetzung mit über 650 Stakeholdern aufnehmen und damit ein de facto europäisch harmonisiertes Herkunftsnachweissystem schaffen“, berichtete Projektleiter Wouter Vanhoudt von Hinicio. Dr. Uwe Albrecht, Geschäftsführer der LBST, ergänzte: „Energieszenarien und Umweltanalysen der vergangenen Jahre zeigen das große Potenzial von grünem Wasserstoff für die Energiewende im Verkehr und in der Industrie auf. Mit Wasserstoff aus erneuerbarem Strom kann dieses Potenzial umfassend und nachhaltig gehoben und zukünftig durch CertifHy nachgewiesen werden.”
Stakeholder-Plattform
Am 20. November 2017 wurde zu diesem Zweck eine Stakeholder-Plattform etabliert. Über 100 europäische Partner aus Industrie, Politik, Standardisierung, Verbänden, KMUs und Forschung nahmen an der ersten Plenarsitzung teil. Vier Arbeitsgruppen wurden gebildet und nahmen ihre Arbeit auf. Themenschwerpunkte waren Herkunftsnachweissystem, Hersteller-/Pilotzertifizierung, Nutzer und regulatorischer Rahmen. Die Stakeholder-Plattform dient als Forum für die Diskussionen zum Aufbau des Systems und zur Durchführung des Pilotbetriebs. Bart Biebuyck, Direktor des FCH 2 JU, sagte zur Eröffnung der Plenarsitzung: „Ziel ist der Aufbau eines selbsttragenden Systems bis zum Ende der Projektlaufzeit.“
An diesen Systemaufbau soll sich ab 2019 eine EU-weite Nutzung mit einer institutionellen Etablierung von CertifHy sowie der Einbettung in das europäische Regelwerk und die Standardisierung anschließen.
Pilotbetrieb
Um die Prozeduren und das System zu testen und zu verbessern, wurden zunächst vier Pilotprojekte ausgewählt. Diese bilden unterschiedliche H2-Erzeugungspfade an vier verschiedenen Standorten in Europa ab. Das Industriegaseunternehmen Air Liquide demonstriert die Wasserstofferzeugung aus Erdgas mittels Dampfreformierung mit anschließender CO2-Abscheidung und -nutzung in Frankreich. Das Chemieunternehmen AkzoNobel erzeugt Wasserstoff als Nebenprodukt in der Chlor-Alkali-Elektrolyse in den Niederlanden. Das Einzelhandelsunternehmen Colruyt demonstriert die Vor-Ort-Erzeugung von Wasserstoff aus erneuerbarem Strom für seine Fahrzeugflotte in Belgien. Und schließlich produzierte das Energieunternehmen Uniper in Falkenhagen Wasserstoff durch Elektrolyse aus Windstrom.

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www.CertifHy.eu
Autor: Matthias Altmann, LBST, Ottobrunn

5 Kommentare

  1. Franzi

    Danke für die Info. War sehr interessant zu Lesen. Toller Blog.

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  2. Carl-D.A. Lewerenz

    Wieso ist es möglich, den Fossilmethan-basierten Wasserstoff als “grünen Wasserstoff“ zu bezeichnen?
    Ich halte das für eine Mogel-Packung. Die Nutzung des CO2 ist zwar zu begrüßen, aber Fossil-Methan (“erdgas“) mit den vielen THG-Emissionen der Vorketten wird dadurch noch lange nicht zu einer Erneuerbaren Energie.

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    • Arno A. Evers

      Stimmt. Sehe ich auch so.
      Bei Wasserstoff als potentiel „gruenen“ Enerietraeger gibt es sowieso
      jede Menge Mogelpackungen.
      Und das welt-weit!
      Komisch, das das irgendwie niemand merkt.

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  3. Joe Schmidt

    Wow – „grüner Wasserstoff“ aus Erdgas, weil mit Zusatzaufwand (und Kosten) das CO2 abgeschieden wird?!? Heute liegt der Preis für H2 aus Erdgas /Dampfreformation bei 9,50€/kg – noch subventioniert, da ganz ohne Energiesteuer (früher „Mineralölsteuer“).
    Damit fährt ein H2-BSZ-PKW gemächlich etwa 100km.
    Alternativen Verfahren – speziell Elektrolyse mit EE-Strom – sind mindestens doppelt so teuer wie das konventionelle Verfahren. Über die Kosten des „grünen Wasserstoff“ schweigt daher wohl des Schreibers Höflichkeit. Aber ein wirtschaftlicher, unsubventionierter Betrieb ist für mich nicht ersichtlich …

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  4. Arno A. Evers

    Bürokratie wird niemanden retten.
    Die kostet nur weitere Zeit und weiteres Geld.
    Und bringt wieder nichts.
    Wann bitte gibt es endlich H2/FC-Produkte und -Dienstleistungen,
    die der Menscheit helfen und die die potenziellen Kunden wirklich brauchen?

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