Hzwei Blogbeitrag

Beitrag von Sven Jösting

14. Februar 2018

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Teslas Verluste nehmen stark zu

Roadster

Studie des neuen Roadsters, © Tesla


Die Zahlen für das dritte Quartal fielen nicht nur schlecht aus, sie waren – was den Verlust von über US-$ 671 Mio. anbetrifft – jenseits dessen, was die meisten Analysten prognostiziert haben. Nach den verschiedenen Rechnungslegungsmethoden non-GAAP (mit Bereinigungen) ein Minus von US-$ 2,92 pro Aktie und GAAP (die meines Erachtens relevantere Zahl) minus US-$ 3,70 pro Aktie. Umsatz bei US-$ 2,98 Mrd. – inklusive SolarCity.
Psychologisch belastend kam hinzu, dass die Produktion des so wichtigen Model 3 alles andere als im Plan liegt: Wir sprechen von ein paar hundert gefertigten Exemplaren (260 Stück). Es wird noch längere Zeit benötigen, hier auch nur annährend an die Prognosen und Zielvorgaben von Elon Musk heranzukommen, erst 5.000 Einheiten pro Woche und dann 10.000 zu produzieren. Das soll zum Ende des ersten Quartals 2018 losgehen. Nur: Diese Vorgaben werden erst einmal weiterhin hohe Kapitalabflüsse im vierten beziehungsweise ersten Quartal 2018 auslösen, da ja massiv in die Produktionsanlagen investiert werden muss.
Wieder neue Nebelkerzen
Die mediale Wirkung konnte nicht besser ausfallen, hat Tesla-Chef Elon Musk doch kürzlich neue Varianten von Tesla-Fahrzeugen vorgestellt: einen Semi-Truck und einen Roadster. Nur werden diese noch einige Zeit benötigen, um überhaupt produziert, geschweige denn ausgeliefert werden zu können. Beim e-Truck – Großunternehmen wie Walmart und DHL haben erste Bestellungen bereits abgegeben – soll es im Jahr 2019 losgehen, beim Roadster (US-$ 250.000) wohl eher ab dem Jahr 2020. Letzterer ist vorbestellbar – mit US-$ 50.000 Anzahlung.

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Optimist oder Pessimist?
Die felsenfest vom Erfolg von Tesla überzeugten Anleger sehen das „Glas halbvoll“, bewerten die hohen Verluste als notwendige Investitionen in die Zukunft des Autobauers und setzen den hohen Kapitalabfluss als logische Voraussetzung für den Aufbau der Produktionsanlagen für den Model 3 und die Batteriefabrik. Der ab dem Jahr 2018 von dieser Gruppe erwartete dramatische Umsatzanstieg und Ausblick auf hohe Gewinne in den folgenden Jahren wären die Basis dafür, das Unternehmen so hoch und noch viel höher bewerten zu lassen.
Auf der anderen Seite stehen die Pessimisten, die mit der hohen Zahl an Leerverkäufen (Short Sales, über 30 Mio. Stück) die Zukunft von Tesla alles andere als rosig sehen. Der permanent …
Die nächsten Kapitalerhöhungen – sollten sie via Aktienausgabe erfolgen – könnten einen hohen Discount zum Börsenkurs bedeuten, da sich institutionelle Anleger hier ein Entgegenkommen erwarten. Das aber ist per se kein gutes Zeichen. Und: Tesla muss in den kommenden Jahren diverse Schulden refinanzieren – u. a. auch die von SolarCity. Da kann man zwar manches Asset durch Wertpapiere zu Geld machen (asset-backed securities), aber damit geht auch Substanz verloren.

Megabatterie „in time“ fertig gestellt
Es sollte maximal 100 Tage dauern, bis Tesla das weltgrößte Lithium-Ionen-Batteriesystem in Süd-Australien fertiggestellt hat. Das war eine Wette, die Elon Musk gewonnen hat. Klar ist mir aber bislang nicht, über welchen Wert wir hier sprechen und wer die Batterie bezahlt. Als Meldung sicherlich gut, auch wenn es bei Tesla nur eine „Randerscheinung“ ist.
Kursrange der Aktie: US-$ 400 bis 200
Ausblick: Ich halte es wie JP Morgan: Man kann sich bei der Aktie eine Kursspanne von US-$ 400 (oben) und US-$ 200 (unten) in den kommenden Monaten vorstellen. Es kann unterstellt werden, dass das vierte Quartal 2017 dem dritten Quartal in nichts nachstehen wird, was den Verlust angeht – eher wird dieser sogar noch höher ausfallen. Prognosen, dass sogar ein Quartalsverlust von über US-$ 1 Mrd. auftreten könnte, halte ich für übertrieben, aber auch das ist nicht undenkbar, wenn Tesla seine Pläne und die damit verbundenen massiven Investitionen und daraus resultierenden Aufwendungen umsetzt. Denn dann fallen erst einmal hohe Kosten und logische Verluste an.
Zudem gehe ich davon aus, dass weiteres …
Es sollte niemals übersehen werden, dass in Sachen Batterietechnik viele neue Technologien entwickelt werden, was die Materialien wie auch die Struktur von Batterien angeht, wie es Toyota mit der „Solid State Battery“ zeigt. Last but not least wird die Brennstoffzelle in den kommenden Jahren der Elektromobilität neuen Wettbewerb bereiten. Tesla-Chef Musk beschreibt diese ja als „Fool Cell“ – vielleicht ist er selbst irgendwann dieser Fool? Who knows? Meine Prognose: eher 200 als 400.
Risikohinweis
Jeder Anleger muss sich immer seiner eigenen Risikoeinschätzung bei der Anlage in Aktien bewusst sein und auch eine sinnvolle Risikostreuung bedenken. Die hier genannten BZ-Unternehmen bzw. Aktien sind aus dem Bereich der Small- und MidCaps, d. h., es handelt sich nicht um Standardwerte, und ihre Volatilität ist auch wesentlich höher. Es handelt sich bei diesem Bericht nicht um Kaufempfehlungen – ohne Obligo. Alle Angaben beruhen auf öffentlich zugänglichen Quellen und stellen, was die Einschätzung angeht, ausschließlich die persönliche Meinung des Autors dar, der seinen Fokus auf eine mittel- und langfristige Bewertung und nicht auf einen kurzfristigen Gewinn legt. Der Autor kann im Besitz von einigen der hier vorgestellten Aktien sein.
Autor: Sven Jösting, geschrieben im Dezember 2017

4 Kommentare

  1. BeZser_Wisser

    Batterie oder Brennstoffzelle, diese Frage kann man einfach beantworten, indem man die Technologien anhand des REALEN Nutzungsverhalten bzw. realer Szenarien bewertet.
    Unter realen Bedingungen weichen die Wirkungsgrade der beiden Technologien nur noch wenig voneinander ab, sodass die Bewertung des ganzen Lebenszykluses, also von der Rohstoffgewinnung bis zum Recycling, mehr in den Fokus rückt. Und da schneidet die Batterie weitaus schlechter ab.
    Hier ein paar erklärende Worte: Entgegen der veröffentlichten Wirkungsgrade für Batteriefahrzeuge ist der Gesamtwirkungsgrad (Whell-to-Wheel) eines Batteriefahrzeugs über das ganze Jahr gemittelt am Beispiel der klimatischen Bedinungen in Dtld. nur ca. 65-70%, NICHT ABER 85-90%, wie oft behauptet. Die oft kommunizierten hohen Wirkungsgrade werden anhand von idealisierten Fahrzyklen (z.B. WLTP) und bei Temperaturen von 20°C ermittelt. Sehr schlau…vor allem wenn man an den Abgasskandal von VW denkt, der anscheinend noch nicht grund genug war die ganze Bewertung von Fahrzeugen auf Prüfständen zu überdenken.
    Enscheidend ist hier der Energieverbrauch zum Klimatisieren und natürlich der schlechtere Wirkungsgrad der Batterie bei kälteren Temperaturen. Berücksichtig sind in dieser Betrachtung schon Technologien, die den thermischen Energieverbrauch senken, wie z.B. beheizte Frontscheibe, Infrarotheizung, Wärmepumpe etc.. Der Unterschied zum Wirkungsgrad eines aktuellen Brennstoffzellenhybridfahrzeug ist also nur noch 15-20%!!! Nun muss man noch die Gewinnung der Rohstoffe zur Herstellung der Fahrzeuge in Betracht ziehen, vor allem auch die ganzen Beiprodukte, die man zur Rohstoffgewinnung benötigt werden (bis hin zum Recycling der Beiprodukte!). Vor allem diese sind bisher kaum bis gar nicht in den Studien berücksichtigt. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Lebensdauer der Fahrzeuge, denn ein Großteil der Umweltverschmutzung entsteht bei der Produktion der Fahrzeuge, sodass die Länge der Nutzungsdauer entscheidend ist. Auch hier muss man Aspekte betrachten, die oft vernachlässigt werden wie z.B., dass das Zellbalancing mit höherem Alter mehr Energie benötigt oder das schon kleinere Unfälle einen kompletten Austausch der Batterie erfordern könnnen. Leider fehlt mir gerade die Zeit, daher möchte ich nur noch auf den wichtigsten Indikator eingehen, wieso die Batterie das Rennen schon verloren hat: der chinesische Markt! Schaut man sich die Fördermittel von China an, so sind über 60% der Fördermittel für die Brennstoffzellen-Technologie. Die Chinesen, die einen Großteil der benötigten Ressourcen für Batterien bereits abbauen, wissen wie unökologisch diese Technoligie über den ganzen Lebenszyklus betrachtet tatsächlich ist und setzen auf die Brennstoffzelle. Wer diese Zeichen nicht deutet und denkt, dass wir mit unseren 80 Millionen Deutschen und den arroganten Autobauern, tatsächlich den Ton angeben, der irrt sich. Tatsächlich hat VW sich nach dem Abgasskandal ganz schnell zur Batterietechnologie bekannt, das riecht gewaltig nach “Greenwashing”, also dem vemeintlichen Reinwaschen der durch den Abkasskandal verschmutzten Weste… leider WIEDER auf kosten der Umwelt….

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  2. Dirk Bethge

    Ich glaube fest dass die Brennstofftechnologie einen Wandel herbeiführen wird wie die Digitalisierung. Analog war Gestern und heute wäre eine Welt ohne Digital nicht mehr vorstellbar. Es braucht eben seine Zeit. Mit der Erfindung der Dampfmaschine verschwanden die Handwebstühle und mit dem Strom wurde endlich die Jagd auf die Wale unrentabel. Das H2 wird unsere Welt wieder lebenswerter machen. Davon bin ich felsenfest überzeugt. Machen wir alle mit. Erzählen den Mitmenschen davon.
    Dirk Bethge, Algermissen

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  3. sonnenstrom

    Teslas Verluste nehmen stark ab…
    Leider wird im Artikel etwas grosszügig übersehen, dass die Produktion des Model 3 gerade erfolgreich hochläuft (VIN über 11.000) und ein zu erwartender Model 3 Verkauf in 2018 von derzeit ca 200.000 Stück ordentlich Geld ins Tesla-Haus bringen wird.
    Die Brennstoffzelle hat leider wirklich keine Zukunft.
    Die aufsummierten Wirkungsgrade sind dermassen schlecht, das sie in Fachkreisen leider wirklich “Fool Cell” genannt wird.
    Bitte fragen sie ihren unabhängigen Sachverständigen,…
    Meine Prognose: eher 1.000 als 400.

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    • Querdenker_72

      Ob die Brennstoffzelle nun wirklich keine Zukunft hat, das sei einmal dahin gestellt. Man darf nie übersehen, dass eine neue Technik nur dann wirklich reifen kann, wenn sie sich unter praktischen Bedingungen bewähren und entwickeln darf. Das hat man bei der Brennstoffzelle ja bisher nicht wirklich zugelassen. Ich denke, dass da noch eine Menge Luft nach oben ist. Batterien waren ja auch nicht von Anfang an auf dem heutigen technischen Stand und auch hier ist die Evolution noch nicht am Ende.
      Ich komme selbst aus der Strombranche, muss aber ganz ehrlich sagen, dass mir bisher noch niemand schlüssig erklären konnte, wo die irrsinnigen Energiemengen zum zeitgleichen und örtlich konzentrierten (z.B. Tiefgaragen einer größeren Wohneinheit) Laden einer größeren Anzahl von Batteriefahrzeugen herkommen sollen. Es kann ja nicht sein, dass man wahnsinnige Mengen Kupfer oder Aluminium in Form von Kabeln dafür im Boden versenkt, eine große Anzahl von Trafostationen benötigt und dann von einem nachhaltigen System spricht! Von den Aufwendungen für einen solchen Netzausbau mal ganz zu schweigen. Da bieten Wasserstoff und Brennstoffzelle ganz andere Möglichkeiten, die sich wesentlich besser in das Stromnetz integrieren lassen. Man sollte ferner die Bereitschaft der Stromkunden nicht überschätzen, was die Einschränkung der freien Verfügbarkeit ihres Batteriefahrzeugs angeht. Die theoretisch möglichen Smartgrid-Ansätze zum Aussteuern der Netzlast werden spätestens dann nicht vom Kunden akzeptiert werden, wenn es heißt: Dein Auto kann leider erst zum Zeitpunkt X wieder voll geladen sein, weil das Netz sonst überlastet ist. Das nimmt niemand hin, wenn ihm eine theoretische “kurze” Ladezeit von z.B. einer Stunde o.ä. versprochen wird, die dann praktisch nicht erreicht werden kann. Wie sieht es außerdem im Hinblick auf Schnellladungen (= hoher Ladestrom mit entsprechender Erwärmung) mit der Lebensdauer von Batterien aus? Was ist mit den theoretisch möglichen Reichweiten von Batterieautos, die dann praktisch nicht erreicht werden? Wenn ich ein Brennstoffzellenauto mit 400 km angezeigter Reichweite (z.B. bei BeeZero in München) besteige, dann kann ich diese Kilometerleistung damit auch tatsächlich fahren, ohne dass ich besser alle möglichen Verbraucher wie Heizung und Klimaanlage abschalte. Das unterschreibe ich bei unserem Firmen-ZOE so nicht! Mal zu schweigen davon, dass dieses Auto keine 400 km Reichweite hat. Der Wagen fährt sich zwar toll, ist aber nicht wirklich praktisch im Arbeitseinsatz verwendbar, da die nutzbare Reichweite einfach nicht zum Arbeitsalltag passt. Ich kann es nicht brauchen (und meine Firma nicht bezahlen), bei einem ungeplanten Schlenker zwischen zwei betreuten Wasserkraftwerken im Netzgebiet unterwegs eine Zwangspause von ca. einer Stunde einzulegen, damit das Auto wieder vollgeladen ist, damit ich sicher wieder zurück ins Büro komme!
      Ich denke schon, dass auch die Brennstoffzelle noch ein gutes Stück Systemreifung hinter sich bringen muss, aber wir sollten diesen Weg endlich beschreiten, um diese Reifung unter realen Bedingungen zu ermöglichen. Wir fahren heute schließlich auch mit ICEs und nicht mehr mit Dampfloks, auch wenn die ersten E-Loks mit Sicherheit noch nicht den heutigen Wirkungsgrad hatten, oder?! Diese heutigen Fahrzeuge sind auch nicht vom Himmel gefallen, sondern sind ebenso evolutionär im praktischen Betrieb entstanden. Komischerweise erwartet man von der Brennstoffzelle und der darum nötigen Peripherie anscheinend auf Anhieb den höchstmöglichen Wirkungsgrad erzielen zu können. Dieser Ansatz wird dem Potential dieser Technik nicht gerecht und daraus gar abzuleiten, dass die Brennstoffzelle per se keine Zukunft habe, finde ich schlichtweg verfehlt! Wird man künftig auf einer Fernreise mit dem eigenen Auto mehrere Ladestopps akzeptieren oder sogar auf die Eisenbahn umsteigen? Ich mag da nicht wirklich dran glauben – die Bahn steht ja heute bereits als Alternative zur Verfügung und die meisten Leute fahren trotzdem mit dem eigenen Auto. Woher soll der Wandel mit der Bereitschaft zum Verzicht da plötzlich kommen? Mit Brennstoffzellenautos wäre ja ein zu heute gleichwertiger Komfort erreichbar.
      Ich denke vielmehr, dass beide Systeme (Batterien und Brennstoffzelle) ihre Einsatzbereiche finden werden, wobei ich vom Handling und der universelleren Möglichkeiten her deutlich mehr Potential bei der Brennstoffzelle sehe. Hier könnte eine echte Sektorkopplung zwischen Strom, Wärme und Verkehr stattfinden und damit eine nachhaltige Umstellung der Energieversorgung realisiert werden!
      Eines ist allerdings sicher: Keine Zukunft hat der Verbrennungsmotor! Ich glaube, da braucht man wohl nicht ernsthaft zu diskutieren …

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