Hzwei Blogbeitrag

Beitrag von Sven Jösting

14. Februar 2018

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Neuer Megatrend nach 15 Jahren Durststrecke

wallstreet

Kursverlauf der letzten Jahre, © www.wallstreet-online.de


Damals, zur Jahrtausendwende, kannten Brennstoffzellenaktien an der Börse kein Halten mehr, da es sicher schien, dass der technologische Durchbruch bereits erfolgt sei und nun große, neue Wachstumsmärkte vor den Unternehmen lägen. Aber die Aktionäre irrten sich – zu früh gefreut. Die führenden Akteure der Branche gerieten unter Druck, da die Entwicklung der neuen Technologien erst einmal viel Geld kostete – zunächst für die Forschung und dann für die Markteinführung. Viele Unternehmen waren zudem arg gesplittet, was die Zielmärkte und die einzelnen BZ-Produkte anbelangte. So verteilten einige die Forschung auf mehrere Einzelmärkte, statt sich auf aussichtsreiche Teilmärkte zu fokussieren.
Aussichtsreiche Unternehmen wie Millennium Cell erreichten damals Kurshöhen im Milliardenbereich, um danach in steilem Abwärtsgang in den Konkurs zu geraten, obwohl die 1998 gegründete US-amerikanische Firma sehr vielversprechende BZ-Technologien unter anderem für Drohnen entwickelt hatte. Viele BZ-Unternehmen ließen sich dennoch nicht beirren und zweifelten auch nicht an ihrem Erfolg – nur waren die schlau genug, sich auf BZ-Teilmärkte zu konzentrieren, um dort perspektivisch eine wichtige Rolle spielen und Forschungsmittel konzentrieren zu können.
Ironie am Rande: Damals arbeiteten Millennium Cell und Protonex eng zusammen. Heute ist letztgenannte eine 100%ige Tochter von Ballard Power.
Fünfzehn Jahre bis zum Durchbruch
Es sollte gut fünfzehn Jahre dauern, bis im Jahr 2017 das Gefühl obsiegte, dass die Brennstoffzelle endlich im Heute angekommen ist und zukünftig einen sehr wichtigen Beitrag in der weltweiten Energieerzeugung (Strom, Wärme, Kälte) sowie der Mobilität (Kfz, Nfz, Schiene, Schiffe, usw.) leisten wird.

link-to-hzwei-webAn der Börse hat mittlerweile ein Umdenken stattgefunden, auch wenn es sich noch um ein kleines Pflänzchen handelt, denn die meisten börsennotierten BZ-Unternehmen haben über die Jahre gegenüber den ersten Kursnotizen deutlich verloren, teils 99 %, da sie aufgrund des Kapitalbedarfs für Forschung und Entwicklung permanente Kapitalerhöhungen zu ungünstigen Konditionen (Verwässerung des Anteils der Altaktionäre) durchführen mussten. Die Aktie von Ballard Power müsste beispielsweise um über 2.000 Prozent zulegen, um wieder die Kurse aus dem Jahr 2000 zu erreichen (heute US-$ 5, damals US-$ 120).
Inzwischen sieht es aber eindeutig so aus, dass nun die Früchte intensivster langjähriger Forschungsarbeit in der Entwicklung von BZ-Systemen wie auch der Generierung, Lagerung und Speicherung von Wasserstoff geerntet werden können und dass dies auch an der Börse über steigende Notierungen seinen Ausdruck findet. Ist der neue Megatrend erst einmal sichtbar, könnte es kein Halten mehr geben, da dann etliche Marktteilnehmer mit dabei sein wollen.
Branchenexperten wie der Verwaltungs-Chef von Toyota, Takeshi Uchiyamada (Erfinder des Prius), sehen das Zeitalter der Brennstoffzelle vor allem in der Mobilität ab dem Jahr 2020. Andere Fachleute wagen die Prognose, dass – ebenfalls ab 2020 – die Brennstoffzelle die gleiche Entwicklung nehmen wird wie die Solar- und Windtechnik in den 1990iger Jahren.
Risikohinweis
Jeder Anleger muss sich immer seiner eigenen Risikoeinschätzung bei der Anlage in Aktien bewusst sein und auch eine sinnvolle Risikostreuung bedenken. Die hier genannten BZ-Unternehmen bzw. Aktien sind aus dem Bereich der Small- und MidCaps, d. h., es handelt sich nicht um Standardwerte, und ihre Volatilität ist auch wesentlich höher. Es handelt sich bei diesem Bericht nicht um Kaufempfehlungen – ohne Obligo. Alle Angaben beruhen auf öffentlich zugänglichen Quellen und stellen, was die Einschätzung angeht, ausschließlich die persönliche Meinung des Autors dar, der seinen Fokus auf eine mittel- und langfristige Bewertung und nicht auf einen kurzfristigen Gewinn legt. Der Autor kann im Besitz von einigen der hier vorgestellten Aktien sein.
Autor: Sven Jösting, geschrieben im Dezember 2017
Kategorien: Allgemein

4 Kommentare

  1. Arno A. Evers

    Da wuerde ich erst mal APPwarten,
    es gab ja schon mehre (vergebliche) HYPES bei H2 und FC.
    Solange eine unweltfreundliche, nachhaltige, dezentrale
    und wirklich flaechendeckend saubere und effektive HERSTELLUNG
    von Wasserstoff als potenzieller Energietraeger nicht wirklich geklaert ist,
    macht das ganze Geschrei um den vermeintlichen Fortschritt bei Brennstoffzellen keinen wirklichen Sinn.

    Antworten
    • Querdenker_1972

      Da stimme ich Ihnen vollkommen zu; die saubere und nachhaltige Herstellung von Wasserstoff ist mit Sicherheit derzeit ein großer Knackpunkt, den es zu durchbrechen gilt. Was mir derzeit aber viel mehr Sorgen bereitet, ist der Umstand, dass man sich bei der deutschen Energiewende zu sehr auf den Strombereich konzentriert und auch scheinbar meint, dass das Heil beim Verkehr in Batteriefahrzeugen zu suchen sei. Das glaube ich, blockiert im Moment einen freien Blick auf konkurrierende Systeme, zu denen ja auch die Brennstoffzellentechnik gehört. Wir sind derzeit in der (elektrischen) Energiewirtschaft und der Politik zu sehr darauf fixiert, den Strom direkt zu verwenden, was dazu führt, dass wir einen enormen Ausbaubedarf der vorhandenen Netzkapazitäten heraufbeschwören. Hier fände ich einen aktiven Ansatz im Bereich der Sektorkopplung mit Wärme und Gas wesentlich sinnvoller, da sich dann auch die Volatilität der erneuerbaren Energien viel besser ausgleichen ließe.
      Ich (45) bin E-Ingenieur bei einem Betreiber von Laufwasserkraftwerken und beobachte in meinem Arbeitsalltag leider häufig, dass derzeit auch regenerative Energiequellen quasi gegeneinander ausgespielt werden, da unserem heutigen Stromnetz nennenswerte Speichermöglichkeiten bzw. Anlagen zum aktiven Lastausgleich (z.B. Elektrolyseure) fehlen. Scheint die Sonne stark und weht dazu ein kräftiger Wind, müssen wir heute wertvolle Wasserkraft ungenutzt über die Wehranlagen fließen lassen, da sonst das Netz überfordert wird oder durch NEGATIVE Strompreise eine Einspeisung de facto bestraft würde. Richtig angepackt würde bereits heute eine nicht unerhebliche Strommenge für saubere Elektrolyse aus regenerativem Strom zur Verfügung stehen. Dies müsste mit Sicherheit noch deutlich erweitert werden, aber man muss doch endlich einen ersten und entschiedenen Schritt in die richtige Richtung machen!
      Ein “Hype” um Brennstoffzellen und deren Nutzung (und auch andere innovative Energielösungen) nutzt wohl in der Tat keinem etwas – eine mutige und vorausschauende Politik wäre aber meines Erachtens nach dringender denn je angebracht, um jetzt die richtigen Weichen zu stellen. An Begriffen wie “Hype” oder “Megatrend” stört mich persönlich ohnehin, dass damit meist nur leere Hüllen geschaffen werden und ein Thema nicht wirklich tief und mit langfristiger Perspektive angegangen wird.
      Wir müssen endlich zu dem Punkt kommen, dass wir das Dargebot an (allen) erneuerbaren Energien möglichst vollständig “ernten” können; damit wären wir dann wieder bei den Themen Speicherung und Sektorkopplung, bei denen am Ende bei der Energienutzung u.a. auch Brennstoffzellen und grüner Wasserstoff stünden …

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