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Beitrag von Sven Geitmann

23. Januar 2018

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Zuversicht in der H2- und Brennstoffzellen-Branche

coradia

Gute Laune bei der Unterzeichnung des Kaufvertrags


Der Stimmungswandel ist deutlich spürbar, allerdings ist es bei weitem nicht so wie bei den vorausgegangenen Hypes. Vielmehr herrscht derzeit in der Wasserstoff- und Brennstoffzellenbranche so etwas wie eine hoffnungsvolle Zuversicht. Keine Euphorie, aber auch nicht mehr diese Mutlosigkeit, die sich innerhalb der vergangenen Jahre mehrfach in der Community breitgemacht hatte und zeitweise schon etwas von Resignation hatte.
Dieses Mal scheint es so, als habe sich im H2– und BZ-Sektor die Gewissheit verbreitet, dass letztlich doch nicht alles umsonst war. Selbstverständlich haben wir noch längst keinen Marktdurchbruch, es ist aber absehbar, dass es einige Anwendungen geben wird, in denen Brennstoffzellen als Energiewandler und Wasserstoff als Energiespeicher zum Einsatz kommen werden.
Ein merklicher Schub kam bereits Anfang vergangenen Jahres, als ersichtlich wurde, dass nicht der Individualverkehr, sondern vielmehr der Last- und Nahverkehr ein immens großes Potential für die Brennstoffzellentechnik in sich birgt (s. Titelstory HZwei-Heft Januar 2018). Insbesondere im Schienenverkehr wurden in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht (s. Foto), von denen auch Lkw und Busse profitieren werden.
Hinzu kommt, dass mit größeren Fahrzeugen auch größere H2-Mengen benötigt werden, was wiederum zu mehr Durchsatz an den Tankstellen führt und deren Betrieb schneller wirtschaftlich macht.
Neu ist zudem, dass erstmals ein regulärer Flottenbetrieb vor der Umsetzung steht, und zwar beim Paketzusteller DHL, für den Streetscooter demnächst nicht nur batteriebetriebene, sondern auch brennstoffzellenbetriebene Elektrofahrzeuge produzieren soll (s. Januar-Heft S. 39).
Damit einher geht der immer weiter wachsende Bedarf an sauberem Wasserstoff, der zukünftig in verstärktem Maße im energiereichen Norden der Bundesrepublik hergestellt werden könnte. In Schleswig-Holstein gibt es immer mehr Akteure, die die Gunst der Stunde nutzen und die immensen Grünstrommengen für eine wirtschaftliche H2-Erzeugung heranziehen wollen (s. Interview Januar-Heft). In Nordfriesland herrscht eine regelrechte Aufbruchstimmung, die sicherlich bald auch auf weitere Bundesländer übergreifen wird.
All diese Einzelaktivitäten lassen sich in einen übergeordneten größeren Entwicklungsprozess einordnen, der bereits Mitte der 1990er Jahre eingeläutet wurde und ungefähr zur Jahrtausendwende dazu führte, dass weltweit ernstzunehmende Forschungsarbeiten im Wasserstoff- und Brennstoffzellensektor begannen. Diese brachten im Laufe der Jahre zahlreiche neue Materialien, Komponenten und Technologien hervor, die aus heutiger Sicht einen baldigen wirtschaftlichen Betrieb entsprechender Systeme als realisierbar erscheinen lassen.
Auch bei etlichen anderen Technologien brauchte es rund fünfzehn Jahre bis zum Markteintritt. Für den US-amerikanischen Trend- und Zukunftsforscher John Naisbitt ist das der Zeitraum, in dem sich Megatrends etablieren (s. Januar-Heft S. 44).
Und wenn wir uns den Kurvenverlauf der Aktienkurse börsennotierter Brennstoffzellenunternehmen anschauen, sehen wir aktuell ein deutlich steigendes Interesse an dieser Technologie – nicht nur in den USA, sondern auch bei deutschen Firmen wie SFC Energy. Dieser gefühlte Aufschwung darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass die aktuellen Börsenkurse im Vergleich zu den Anfangsnotierungen immer noch sehr niedrig liegen.
Insgesamt lässt sich also feststellen, dass wir durchaus hoffnungsvoll ins neue Jahr starten können. Bevor wir allerdings mal wieder allzu euphorisch werden, sollten wir uns in Erinnerung rufen, von wo wir kommen.

1 Kommentar

  1. Joe Hammer

    Das klingt ja wieder einmal recht hoffnungsvoll – nur fehlen mir die überzeugenden Fakten. Wenn ich in einem anderen Beitrag lese, dass die aktuellen H2-Tankstellen meist mit knapp 1Mio. Fördermitteln bezuschusst werden und wenn derzeit bei einem H2-Preis von 9,50€/kg noch keine Energiesteuer (früher Mineralölsteuer) erhoben wird, dann mache ich mir Gedanken um die Wirtschaftlichkeit.
    Denn >95% des H2 sind derzeit wohl Nebenprodukt der Chemieindustrie bzw. werden über Dampfreformation aus Erdgas gewonnen – das derzeit effizienteste Verfahren.
    Im Umkehrschluss heisst dies, dass H2 aus EE 2-3 mal so teuer wird …
    Ich kenne leider keine einzige gewerbliche Mobilitäts-Anwendung von H2, die ohne Subventionen auskommt und gerade im Speditionsbetrieb ist der Kostendruck gewaltig!

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