Hzwei Blogbeitrag

Beitrag von Sven Geitmann

7. September 2017

Titelbild:

Bildquelle:

Erster Wasserstoff-Truck auf der Straße

Coop

Straßenzulassung für den BZ-Truck, © H2 Energy


Die Schweiz verfügt über ihre erste öffentliche Wasserstofftankstelle – und das schon seit November 2016. Jetzt soll allerdings noch weiter Geschichte geschrieben werden, indem dort auch die erste wasserstoffbetriebene Lkw-Flotte ihren Betrieb aufnimmt. Der erste Prototyp eines Brennstoffzellenlastwagens ist im Züricher Raum bereits unterwegs. Anfangs ging es bei diesem Projekt hin und her im Alpenstaat: Zunächst hatten Axpo, einer der größten schweizerischen Produzenten von erneuerbaren Energien, und Detailhändler Coop medienwirksam ein gemeinsames Vorhaben zur Wasserstoffmobilität gestartet (s. HZwei-Heft Juli 2015). Kurz darauf zog sich der Energieversorger allerdings wieder zurück (s. HZwei-Heft Apr. 2016). Dafür sprang dann die H2 Energy AG ein, ein Schweizer Projektierungsunternehmen, an dem Coop eine Minderheitsbeteiligung hält.
Ursprünglich war geplant gewesen, dass der für dieses Projekt benötigte Wasserstoff im Kraftwerk Eglisau-Glattfelden der Axpo Group bei Zweidlen an der deutsch-schweizerischen Grenze in einer 2-MW-Anlage produziert und per Lastwagen zu einer Coop-Tankstelle im Raum Zürich befördert würde. Dort sollten jährlich rund 200 Tonnen Wasserstoff von der angedachten brennstoffzellenbetriebenen Nutzfahrzeugflotte abgenommen werden.
20 t H2 für 170 Pkw
Jetzt läuft es stattdessen so, dass der Strom für die Produktion des Wasserstoffs aus dem Flusswasserkraftwerk der IBAarau AG kommt. Dort steht ein PEM-Elektrolyseur C30 von Proton OnSite mit integriertem Druckwechseladsorptionstrockner, der von Diamond Lite installiert wurde und immer dann von H2 Energy betrieben wird, wenn Überkapazitäten vorhanden sind, also im Stromnetz kein anderweitiger Bedarf vorliegt. Insgesamt nimmt der Elektrolyseur etwa zwei Prozent der elektrischen Energie des Wasserkraftwerks ab, womit jährlich rund 20 Tonnen Wasserstoff mit 30 bar Ausgangsdruck erzeugt werden – ausreichend Kraftstoff für 170 Pkw oder vier Lkw.

link-to-hzwei-web
Die Coop-Pronto-Tankstelle in Hunzenschwil ist insbesondere für den BZ-Lkw-Prototyp sowie zwölf Brennstoffzellenautos (Hyundai ix35 Fuel Cell) errichtet worden, die für das Verteilerzentrum des Detailhandels- und Großhandelsunternehmens in Schafisheim unterwegs sind. Hansjörg Vock, Vizepräsident des Verwaltungsrats bei H2 Energy und Geschäftsführer von Diamond Lite, betonte indes zur Prioritätensetzung des Projekts gegenüber HZwei: „Die Zielsetzung ist nicht der Pkw-Sektor, sondern der Lkw-Sektor.“

18-Tonner mit BZ-Antrieb
Dementsprechend ist auch der Brennstoffzellen-Truck die eigentliche Besonderheit bei diesem Vorhaben. Die Antriebseinheit des Kühl-Lkw besteht aus einem Hochleistungselektromotor und einem Automatikgetriebe. Die Brennstoffzelle mit ihren 455 Einzelzellen kommt aus Schweden von PowerCell. Ihr 100 kW leistender PEM-Stack S3 wurde von Swiss Hydrogen in ein System integriert, das dann von Esoro in dem MAN-Lastwagen installiert wurde. Als Pufferspeicher ist ein Lithium-Ionen-Akkumulator von CALB (2 x 60 kWh) verbaut, damit Bremsenergie zurückgewonnen werden kann und im Bedarfsfall Leistungsspitzen abgedeckt werden können.
Der Wasserstoff befindet sich direkt hinter der Fahrerkabine in sieben 350-bar-Hochdruckbehältern (s. Abb. 2). Diese Composite-Zylinder fassen zusammen bis zu 35 kg Wasserstoff, was für eine Fahrstrecke von knapp 400 km ausreicht. Zusätzlich dient das Brennstoffzellensystem zur Energieversorgung der Nebensysteme (Kühlaggregate).
 
Dieser Lastwagen, der erste in der 35-t-Gewichtsklasse …
Wir sind das Huhn und das Ei
Joos Sutter, Vorsitzender der Coop-Geschäftsleitung, erklärte in einem Blick-Interview: „Wir formulierten 2008 für unser Unternehmen die Vision, bis 2023 CO2-neutral zu sein. 50 Prozent wollen wir mit der Reduktion unseres CO2-Ausstoßes erreichen, die anderen 50 Prozent mit Kompensation über externe Projekte. Unter 90 Kilometer Transportweg gibt es den Bereich, in dem wir Lkw und leichte Nutzfahrzeuge einsetzen müssen. Wir betreiben bereits fünf Batterie-Elektrolastwagen – und Wasserstoff-Elektrolastwagen sind natürlich interessant.“ …
Bezahlt werden kann in Hunzenschwil auch ganz normal mit VISA-Karte (s. auch Editorial, HZwei-Heft Apr. 2017).
Kategorien: Allgemein
Coop | Esoro | Lastwagen | Lkw | PowerCell | Schweden | Schweiz | Truck | VISA :Schlagworte

3 Kommentare

  1. Rolf Huber

    Dass Coop einen Betrag von 150 CHF einbehalten soll, ist ein grosses Missverständnis. Wir tanken regelmässig dort und zahlen immer mit der Kreditkarte – problemlos.
    Die Empa Tankstelle ist nicht öffentlich zugänglich.

    Antworten
  2. Artur Braun

    Also das ist kein Experimentier-Auto.
    Der ist offiziell zugelassen wie ein normaler Lkw, quasi TÜV approved.

    Antworten
  3. Artur Braun

    Ich habe diese Tankstelle zum ersten Mal am 16. Dezember 2016 ausprobiert mit dem Hyundai ix35 der Empa.
    Sie wird von der Supermarkmarktkette COOP betrieben. COOP betreibt schweizweit Tankstellen unter dem Namen COOP-Pronto.
    Die Tankstelle liegt bequem vor dem Ortseingang an der Autobahn A1 – mit dem bekannten COOP-Pronto Shop. Pkw und Lkw tanken dort mit 350 und 700 bar.
    Bezahlt wird an der Zapfsäule – anders als an den meisten H2-Tankstellen in Deutschland – mit der normalen Kreditkarte oder Bankkarte.
    Allerdings erhebt COOP bei jedem Tankvorgang 150 CHF Deposit für mehrer Tage. Fährt man von Zürich nach Lausanne und zurück, muss man zweimal tanken und dann fallen 300 CHF Deposit an. Das muss nicht sein bei Pkw, denke ich. Leider kann man nicht bar bezahlen.
    Es gibt noch eine H2 Tankstelle an der Empa in Dübendorf, mir ist aber nicht bekannt, wie öffentlich die ist.

    Antworten

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

preloader